Problem von Emilie - 19 Jahre

Gedanken, die mich nicht mehr loslassen !

Sehr geehrte Damen und Herren !

Ich weiß gar nicht so Recht, wie ich anfangen soll, und ob es überhaupt gut ist, hierher zu schreiben, doch ich muss meine Gedanken und Gefühle einfach mal rausschreiben, denn ich kann nicht mehr !
Also, ich leide seit 3 Jahren an einer Essstörung mit Depression. Es gab Phasen, in denen es besser ging, und welche in denen ich absolut keine Hoffnung hatte. Ich nehme starke Antidepressiva, da ich ohne Tabletten nicht auskommen würde.
Ich bin schon mehrmals in einer Klinik stationär behandelt worden, da mein Körper nicht mehr mitmachte...
Derzeit geht es mir körperlich besser, ich versuche mein Gewicht von 39 Kg zu halten. Mir geht es eigentlich nicht gut dabei, ich fühle mich fett, hässlich, unwohl in meinem Körper. Es ist ein Kilo unter dem vorgegebenen Mindestgewicht meines Psychiaters, darf auf keinen Fall weiter abnehmen, denn das wäre der sichere Weg in die Psychiatrie, und das will ich nicht mehr !
Ich verletze mich auch sehr oft selbst, denn ich ertrage diesen inneren Druck nicht. Ich hasse mich soviel, muss mich bestrafen, ich bin einfach an allem schuld, habe es nicht verdient zu leben ...
Vor einigen Jahren ist meine Zwillingsschwester an Leukämie erkrankt, meine Tante ist völlig unerwartet gestorben, und mein Vater ist weggegangen ...
Ich war in dieser Zeit sehr viel für meine Familie da, war immer die Starke, erlaubte mir nicht schwach zu sein, ich funktionierte einfach !
Ich bin derzeit in ambulanter Behandlung, das heißt, ich muss einmal in der Woche zur Kontrolle ins Krankenhaus, und außerdem habe ich zweimal die Woche Therapie.
Der eigentliche Grund, warum ich schreibe ist aber ein anderer.
Seit einpaar Tagen kommen mir Bilder hoch, die ich mir einbilde schon einmal erlebt zu haben. Es sind ziemlich schreckliche Bilder, ich kann sie nichteinmal ausprechen. Ich schäme mich solche abwegigen Gedanken zu haben. Ich habe Angst, dass ich jetzt schon komplett irre geworden bin.
Sogar darüber zu schreiben fällt mir unendlich schwer ...
Ich will es dennoch versuchen, denn ich halte es nicht mehr aus .
Ich meine mich an Situationen erinnern zu können, in denen mich mein Vater an sehr intimen Stellen berührt und streichelt ohne es zu wollen. Ich fühle mich wie gelähmt, kann mich nicht bewegen, kann nicht sprechen, nicht weglaufen. Es fühlt sich an, als bekäme ich einen Stromschlag verpasst.
Ich sehe dann auch noch weitere Bilder, intensivere, noch unerträglichere... doch ich kann nicht darüber schreiben. Ich hatte es mir so vorgenommen, so gehofft, dass ich wenigsten darüber schreiben kann, doch jetzt, wo ich es machen möchte gelingt es mir einfach nicht....Ich bin eine Versagerin ..

Es ist so ein schlimmes Erlebnis, vielleicht bilde ich mir das alles nur ein, vielleicht ist es nur irgendein Hirngespinst von mir ... Ich phantasiere wahrscheinlich vor mich hin, und es gibt keinerlei Bezug zur Realität ....
Ich will meinem Vater jetzt nicht Unrecht tun, ihm nichts unterstellen. Er würde nie, auch nie soetwas machen, er ist immer ein sehr liebevoller Papa gewesen ...
Ich weiß nur nicht so wirklich, was ich mit diesen Gedanken anfangen soll, ich kann nicht damit umgehen ...
Wieso bekomme ich jetzt auf einmal solche Gedanken ? Es gab doch keinen Auslöser dafür ...
Ich wollte in der letzten Therapiestunde davon erzählen, doch ich brachte kein Wort aus mir heraus, mir blieben diese Gedanken einfach im Hals stecken. Ich wollte sogerne darüber sprechen, aber es ging einfach nicht, ich durfte diese Gefühle nicht rauslassen.
Jetzt würde ich gerne wissen, ob ich versuchen sollte, diese Bilder zu verdrängen, ob ich vollkommen verrückt bin, ob ich sie als unwichtig erachten soll usw., oder ob ich meiner Therapeutin davon erzählen sollte ?

Ich weiß diese Gefühle und Gedanken einfach nicht einzuordnen.
Ich spüre diese Bilder so deutlich, als würde es mir gerade jetzt in diesem Moment passieren, das ist doch komisch, oder ?


Vielen Dank im Voraus,
mit freundlichen Grüßen
Emilie

Anwort von Susi

Liebe Emilie!

Es ist richtig und wichtig dass Du in Therapie bist, bitte halte fest und mach weiter!

Das was Du beschrieben hast, was Du immer wieder vor dem inneren Auge hast, solltest Du Deiner Therapeutin mitteilen. Wenn Du es nicht aussprechen kannst, Dir das Wort im Halse stecken bleibt, dann drucke einfach diese Mail aus und gib sie Deiner Therapeutin. Sie wird bestimmt verstehen, dass es Dir leichter fiel, alles aufzuschreiben meinst Du nicht?
Kann es sein, dass Dich Bilder verfolgen, die Du vielleicht in den Medien gesehen hast, Du Dinge siehst, die anderen passiert sind und die in der Presse breitgetreten wurden? Manche nehmen sich Schreckensmeldungen so zu Herzen, dass sie quasi selbst "reinrutschen" - emotional gesehen.

Wer hat von Dir verlangt, immer die Starke zu sein? Du selbst?
Du darfst auch schwach sein, Angst haben, wütend sein, Tränen laufen lassen!
Bleib weiterhin in Therapie und beiss Dich durch, ich bin sicher, Du schaffst das!

Ganz liebe Grüße und Du musst nicht so förmlich schreiben, wir sind für Dich da!!!
Susi