Problem von Anonym - 19 Jahre

Ist das Leben wirklich so scheiße? Oder bin ich es?

Kann ein Mensch nicht in seine Welt passen? Oder allgemein in diese Welt? Ich bin 19 Jahre alt und habe bereits keine Lust mehr zu leben, da ich mit Menschen, anderen Menschen, aber auch mit mir selber, nicht klarkomme. Ein jeder Tag ist einfach sinnlos. Seit gut einem Monat bin ich wieder alleine. Meine erste und vermutlich letzte Freundin hat sich von mir getrennt. Nicht weil ich einen Fehler begangen hätte, sondern, weil sie mich nicht so lieben konnte wie ich sie. Sie meinte ich habe tolle Einstellungen was eine Beziehung betrifft und man könne sehr glücklich mit mir werden, doch sie könne es im Moment nicht. Ich glaube so ist es schlimmer für mich, als hätte ich einen Fehler gemacht oder lediglich weil ich ein Arschloch bin. Anscheinend war alles soweit gut, aber trotzdem ging es nicht. Nichts was ich ändern könnte um sie wieder zu bekommen.
Naja. Nun aber zu meinem Problem. Ich will kein anderes Mädchen. Ich habe jeglichen Kontakt zu Menschen (Freunde) abgebrochen, da ich mich von allen hintergangen fühle. Ich verspüre nur noch Hass. Hass auf andere, Hass auf mich selber. Bin ich ein dummer, paranoider Narzisst oder sind andere Menschen wirklich so schlecht. Ich stelle mir bei jedem Menschen die Frage wie er mich sieht und wie er lebt und welche Einstellungen er vertritt. Für mich ist Beständigkeit und Treue eines der Wichtigsten Dinge im Leben. Ich weiß nicht mehr ob meine Einstellungen falsch oder nicht mehr zeitgemäß sind. Treue ist Luxus bei den meisten, vielleicht sogar bei allen Menschen. Sex und Beziehungen werden einfach nicht ernst genug genommen. Jeder macht es mit jedem. So meine Gedanken. Ich weiß nicht ob es nicht doch Menschen (Mädchen) gibt, die nicht treulos sind. Aber wen ich auch ansehe, ich empfinde Abneigung und Hass. Aber ich hasse mich auch selber, da es so nicht weitergehen kann. So lebe ich nicht, sonder vegetiere. Aber meine Einstellungen machen mich aus und ich empfinde sie nicht mal als falsch.
Ich weiß nicht was ich noch glauben soll. Mein Selbstwertgefühl ist auf Null und ich habe jegliche Hoffnung auf glücklich zu sein verloren. Morgens gehe ich zur Arbeit und denke alle hassen oder ignorieren mich. Gegen Abend komme ich nach Hause und suhle mich in meinem Leid. Wenn das Telefon geht, gehe ich nicht dran. ICQ ist ausgeschaltet. Kein Kontakt. Einerseits möchte ich, dass es anders wäre, andererseits gefalle ich mir in meiner Position als Märtyrer. Ich fühle mich dann sogar einwenig stark, aber gleichzeitig auch wieder traurig. Ich habe mich toll gefühlt als ich meine Freunde, die mich besuchen kamen, da sie sich sorgen um mich machten, rausgeschmissen habe. Ich weiß, dass es nicht richtig ist wie ich mich verhalte und denke und doch gefällt es mir auf eine masochistische Weise. Ich bin stark, aber im selben Moment auch wieder schwach und einsam.
Ich verstehe mich selber nicht mehr.
Mit meiner Freundin war ich glücklich, doch nun? Ok, selbst zu dieser Zeit fühlte ich mich teils schlecht, da sie selten Zeit für mich, aber für andere hatte. Dies schürte meine kranke Eifersucht, aber ich habe mein Bestes gegeben diese zu bekämpfen, da man ihr vertrauen kann (alle) und ich sie liebte und dadurch nicht verlieren wollte. Trotzdem war ein Ende schon vorprogrammiert, aber doch habe ich sie geliebt und tue es immer noch.
Ist es lediglich Liebeskummer gepaart mit einer zu tief negativen Einstellung oder ist an meiner Vorstellung von schlechten Menschen (mich natürlich eingeschlossen, denn ich sehe mich nicht mal als jemand besseres an) etwas Wahres dran oder bin ich vielleicht krank?
Ein Pessimist der an Depression leidet und sich somit das Glück verbaut, es regelrecht aktiv von sich stößt und das Pech und alles Negative mit offenen Armen empfängt? Will ich lediglich Leiden und sehe es deswegen nicht, dass es auch Schönes gibt? Brauche ich Liebe und quäle mich deswegen, wie jemand der sich ritzt damit, dass ich sie nicht zulasse?
Ich weiß, dass ich Freunde habe, die zu mir stehen und sich sorgen machen, aber vertrauen kann ich ihnen nicht. Ebenso habe ich eine Familie die zu mir hält, doch fühle ich mich ohne Halt.
Ich bin allein, stark und schwach zugleich (So denke ich). Ich weiß nicht ob es wahr ist oder nicht. Ich bin ein außerordentlich ehrlicher Mensch, doch bei anderen sehe ich das nicht. Sie lügen, betrügen und hintergehen einander (Ist das wahr oder nur meine Fantasie?).
Ich sehe, höre und lese nur negatives. So auch hier (Es sind ja auch Probleme, aber manche Einstellungen sehe ich als problematisch an). Ein kleines Mädchen, das leben will, muss sterben. Und andere gehen dann mit einem Alter von 13/14 schon fremd (Was ich eben ziemlich schlimm finde). Da Frage ich mich wo die Gerechtigkeit bleibt. Justitia ist wahrlich blind.
Nicht, dass ich mich für besonders klug halte, aber manchmal wünschte ich mir ich wäre dumm, dann könnte ich das Leben vielleicht genießen. Dann hätte ich vielleicht kein Problem mit Untreue und dergleichen, da ich nicht mal wüsste was es bedeutet.
Bin ich womöglich auch nur neidisch? Ich bekomme nicht die Möglichkeit fremdzugehen oder zu betrügen. Sind es vielleicht nur Minderwertigkeitskomplexe. Ich hatte noch nicht mal mein ?erstes Mal?. Daher nur Neid? Mir laufen Mädchen nicht hinterher. Neid?
Nein, dass will ich ja nicht mal. Ich will nur eine treue, liebe Freundin und Menschen denen ich vertrauen kann. Also was genau ist es? Halte ich mich wirklich selber vom Guten und Schönen ab? Habe ich viele Probleme oder nur ein elementares?
Nebenbei hasse ich Alkohol. Ich finde er wird missbraucht. Auch ein Prunkt wo ich alles hochkommt. Ich denke mir alle besaufen sich sinnlos (Ich sehe wirklich keinen Sinn darin) und bei Mädchen habe ich dann das Gefühl als würden sie dann mit jedem rummachen, sodass man da nicht auf Treue hoffen kann. Ist das fehlendes Vertrauen? Neid? Unverständnis?
Somit habe ich Angst nie Leute zu finden die mich verstehen und mich nicht hintergehen und besonders eine Freundin, die mir treu ist.

Tut mir Leid, wenn alles etwas ungeordnet ist, aber diese Unordnung herrscht in meinem Kopf vor und ich schaffe es nicht in Ordnung zu bringen. Vielleicht schafft ihr es ein wenig indem ihr mir die Augen öffnet. Aber schon jetzt habe ich Angst dem was ich schreiben werdet nicht zu trauen.

Trotzdem vielen Danke.

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich werde zu Deiner langen Mail mal absatzweise etwas schreiben, so vergesse ich nicht. ok?
Gut!

Du schreibst:
"Morgens gehe ich zur Arbeit und denke alle hassen oder ignorieren mich."
Das verwundert mich nicht, den Du hasst Dich selber und irgnorierst Dich auch selber. Wie sollen die anderen Dich wahrnehmen, wenn Du eine so dicke Mauer um Dich aufgbaut hast? Du verwehrst jedem den Zutritt (mit Ausnahme von mir hier in der Mail). Du bist nicht ehrlich zu Dir selber und das spüren die anderen. Sie können mit Deiner Art nicht umgehen, weil sie diese nicht erkennen können, weil Du sie selber nicht erkennst.

Du quälst Dich selber. Du bestrafst Dich selber. Logisch, dass Du die Lebenslust verlierst. Du bestrafst Dich für etwas, wofür Du nichts kannst.
Es ist ok eine Trauerphase nach blöden Erlebnissen durchzmache, aber man muß dann auch den Ar.... haben wieder aufzustehen und weiter zu machen und an sich selber zu glauben.

Du schreibst:
"Ich fühle mich dann sogar einwenig stark,..."
Nein, dass ist keine Stärke, dass ist eine Schwäche. Es kommt Dir nur so vor, weil alles anders läuft als bisher. Neben der Spur eben. Aber gewiss ist es keine Stärke. Stärke vielleicht in der Hinsicht, weil Du bestimmst, was geschieht. Kein Telefonat. Kein Internet. Früher warst Du immer aufgesprungen und hast freundlich "hallo" am Telefon gesagt. Früher warst Du sichtbar im Internet. Heute unsichtbar. Aber... es ist keine Stärke, sondern ein Schmerz, den Du Dir selber gerne zuführst. Zu würdest im Grunde und in Deinem tiefen inneren bestimmt gerne an das Telefon gehen um zu wissen, wer Dich vermisst. Dir reicht es jedoch aus zu wissen, dass Dich jemand vermisst und deswegen anruft. Stark fühlst Du Dich, weil Du es steuer kannst es nicht anzunehmen.

Mit Deiner Freundin warst Du glücklich. Logisch und auch verständlich. Du warst aber auch glücklich bevor Du sie kennengelernt hattes und sie in Dein Leben getreten ist. Es gab ein Leben vor ihr und da warst Du auch glücklich. Ja, es tut weh jemanden zu verlieren, aber deswegen bleibt nichts stehen,wenn man jemanden verliert. Es geht weiter und auch Du kannst wieder glücklich sein. Höre auf Dich zu bestrafen.

Nein, ich denke nicht, dass Du krank bist. Ich denke vielmehr, dass es die Paarung ist, die Du seber benannt hast. Liebeskummer und Trauer vereint und Unsicherheit wie es weitergehen soll.

In mancher Hinsicht Deiner Auffühungen hast Du gewiss recht. Die die leben wollen, müssen sterben und die die sterben wollen, müssen leben, aber Justitia ist nicht blind. Sie ist unschuldig. Sie kann nichts dafür. Sie ist nur ein Strohhalm an den sich viele gerne halten mögen.

Oh, ein Punkt der mir gefällt. Du hasst Alkohol. Ich denke ebenso (seit geraumer Zeit). Ja, das Verhalten der Menschen wird "komisch", wenn sie damit nicht umgehen können und das Schlimme ist, viele nutzen es als Entschuldigung für peinliches oder strafrechtliches Verhalten. Sogar vor Gericht ist es schon anerkannt. Milderne Umstände wegen Unzurechnungsfähigkeit. Traurig oder. Im Grunde sollten die noch eine höhere Strafe bekommen, eben weil sie noch so doof waren und mit dem Fusel nicht umgehen konnten.

Ich weiß nicht, ob ich Dir die Augen öffnen konnte, aber ich habe Dir gerne geantwortet.

Lieben Gruß

P.S.: Zu Deiner Frage, ob Du so sch... bist.... Nein! Du bist es nicht. Man muß nur manchmal das Leben aus einer anderen Perspektive betrachten. Nicht, das was man nicht hat, sondern das, was man hat. Rufe Deine Freunde heute noch an und melde Dich.
Das Glas ist halbvoll und nicht halb leer. :-)