Problem von Anonym - 22 Jahre

Suizidversuch meines Vaters

Liebes Kuka-Team!

Mein Vater hat sich versucht das Leben zu nehmen. Weil meine Mutter (vorerst) die Trennung möchte und demnächst ausziehen wird, hatte sich mein Vater Schlaftabletten verschreiben lassen, um "mal wieder eine Nacht durchschlafen zu können". Weil ihn die ganze Situation gerade so zu schaffen macht (meine Eltern können darüber nicht wirklich reden), habe ich ihn noch gebeten, daß er aber nicht gleich die ganze Schachtel schlucken soll. Am Freitag hatten wir dann den Geburtstag meiner Mutter gefeiert und mein Vater hat wohl auch etwas viel Alkohol getrunken. In der Nacht hat er dann die ganze Schachtel Tabletten zu sich genommen. Es ist - so glaube ich - reines Glück, daß er am Morgen wieder aufgewacht ist (völlig zittrig) und meiner Mutter schließlich von seiner Pilleneinnahme erzählt hat. Gegen seinen Willen haben wir dann Hilfe gerufen. Er ist wieder über´m Berg, will aber keine Hilfe. Zuvor hatte auch schon meine Oma - bei Trennung meiner Eltern - mit Selbstmord gedroht. Ich fühle mich einwenig mit Schuld an dem Suizidversuch. Hab ich ihn womöglich erst auf die Idee gebracht?

Aber mein eigentliches Problem ist, dass ich noch zu Hause lebe und meine Mutter nun bald ausziehen wird. Ich bin somit die einzige Person, die mein Vater dann noch hat (mein Vater hat nicht wirklich Freunde zum reden). Bis heute musste er sich um nichts kümmern, sodass ich für ihn waschen muss etc. Dabei habe ich gerade über Auszug nachgedacht. Auch mein Freund hat mir angeboten, dass ich mich in seine Wohnung zurückziehen kann, wenn ich mal allein sein möchte. Aber kann ich meinen Vater jetzt (gerade in den ersten Wochen, wenn meine Mutter auszieht) allein lassen? Wenn er allein ist, kommt er vielleicht wieder auf "dumme Gedanken". Dann mach ich mir die meisten Schuldgefühle. Nur weiß ich auch, dass ich es auf Dauer nicht mit meinem Vater aushalte, dass habe ich gemerkt, als meine Mutter mal zur Reha war.

Was ist richtig und was falsch?

Es wäre schön eine Antwort zu bekommen!
LG

Anwort von Sabine

Hallo!

Es tut mir leid zu hören, was geschehen ist, aber Du hast gewiss keine Schuld an dem, was Dein Vater getan oder versucht hat.

Was Deinen Auszug betrifft, würde ich - wenn ich Du wäre - den Termin vielleicht erst verschieben, denn wenn Dein Vater gleich zwei Personen im Haushalt vermisst und er vielleicht alleine in der Wohnung ist, dass fühlt er sich vielleicht noch schlechter.

Ich kann Dir nicht sagen, was richtig oder falsch ist, denn ich kenne euch gar nicht, aber rein vom Bauchgefühl her, würde ich sagen, es wäre vielleicht besser, wenn Du noch ein wenig wartest mit dem Auszug, bis sich vielleicht der Ablauf im Haushalt ein wenig eingespielt hat. Wichtig wäre dabei vielleicht zu beachten, dass Du Deinen Vater in den Haushalt sehr mit einbeziehst, so dass er sich nicht so hilflos vorkommt, wenn er irgendwann mal alles alleine machen muß. Er kann jetzt vielleicht noch einiges von Dir lernen. Übernimm nicht zu viele Aufgaben im Haushalt. Versucht sie anfangs vielleicht unter euch aufzuteilen und ihn immer an den Arbeiten teil zu haben, damit es für ihn eine Art Routine wird.

Du mußt Dir keine Schuld an dem geben, was Dein Vater getan hat. Er hat diese Entscheidung für sich getroffen und wahrscheinlich schon länger darüber nachgedacht. Vielleicht wäre es auch gut, wenn er sich einer Gruppe anschließen kann. Hier bei uns im Kreis gibt es z.B. eine Gruppe, die speziell für Männer nach der Scheidung ist. Es ist eine Art Therapiestunde für geschiedene oder getrenntlebende Männer. Sie tauschen sich aus und lernen auch mit der Situation umzugehen. Vielleicht gibt es bei euch in der Nähe ja auch so eine Organisation. Oftmals weiß die Stadt oder der Landkreis darüber bescheid.

Lieben Gruß