Problem von Michaela - 29 Jahre

Verliebt in einen Kollegen, der verheiratet ist

Ich kenne meinen Kollegen seit fast vier Jahren. Man kam hin und wieder mal zum Kaffee bei anderen Kollegen zusammen, allerdings begrenzte sich das auf höchsten einmal die Woche. Wir haben oft nur Smalltalk geführt oder er hat viel Quatsch erzählt. Kurzum, wir verstanden uns, kannten uns oberflächlich. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist 15 Jahre älter als ich und ein attraktiver Mann. Alles war ganz zwanglos...bis ich vor etwa drei Wochen beruflich aufgestiegen bin. Ich arbeite im Büro und er überwiegend extern, hat aber einen eigenen Raum, wo er sich zurückziehen kann. Kollegen und ich gehen hin und wieder bei ihm auch einen Kaffee trinken. Jedenfalls rief er mich in den letzten Wochen täglich an, ob ich eine rauchen kommen würde. Man wollte sich unterhalten. Es war völlig normal für mich, er will ja nichts von mir, er ist verheiratet, tabu, dachte ich. Aufgrund meiner neuen Tätigkeit, wo er mich auch unterstützte, diese zu bekommen, einigten wir uns darauf, ein Bier trinken zu gehen. Er würde dafür einen Tag frei nehmen müssen. Recht schnell merkte ich, dass ich mich in ihn verliebte. Ich war ein wenig nervös und er fragte auch häufiger, wie lange ich noch arbeiten würde oder später ob noch mal quatschen komme. Sein Humor hörte sich plötzlich zweideutig an. Ich dachte mir nichts, ich kannte seinen Humor ja. Ich wusste nicht, wie ich seine Sprüche nehmen sollte. Hatte er Interesse? Ich betete zu Gott, dass das so war. Jeden Tag wartete ich darauf, dass er mich endlich küsst. Und im Hinterstübchen wehrte ich mich gegen meine Gefühle. Ich darf nicht, ich darf nicht. Er ist verheiratet. An einem Tag musste ich länger arbeiten. Ich rief ihn an und fragte, ob er einen Kaffee für mich hätte. Wir quatschten fast zwei Stunden. Als ich meine Sachen packte und die Tasse abstellte, stand er auf. Zur Tür hin standen wir voreinander und zögerten kurz. Als ich mich an ihm schmieg, kam er mir mit offenen Armen ein Stück entgegen. Wir küssten uns, es war die größte Schwäche meines Lebens, ich hörte sein Herz klopfen. Ich ließ von ihm, mir liefen die Tränen. Wir wussten, wir durften nicht, doch er war sehr liebevoll, drückte mich und küsste mich immer wieder. Ich konnte dann nicht mehr, denn er sagte, er würde sich nie, niemals scheiden lassen, er ist glücklich verheiratet. Doch auf die Gegenfrage, warum ein glücklich verheirateter Mann eine andere küsst, ging er nicht ein. Es war wunderschön mit ihm, doch es fiel mir schwer mich fallen zu lassen, denn ich sagte ihm, dass ich mir für ein Abenteuer zu schade bin. Wenn das so ist, dann akzeptier ich das, sagte er. Allerdings sagte er auch, dass ich mir viel zu viele Gedanken machen würde. "Ich mag dich, du bist eine attraktive Frau", war die Antwort auf die Frage, warum er mich küsste. Es war klar, dass das unter uns blieb. Ob wir Freunde bleiben, fing er an. Ich dachte nur, waren wir es denn vorher?? Nein! Ich konnte die Nacht nicht gut schlafen, bereute die Aussage und wollte auf ihn nicht verzichten. Am folgenden Tag rief ich am vormittag an und ging bei ihm eine rauchen. Er hatte seine Arbeitspapiere auf dem Tisch und war recht beschäftigt. Es wirkte zunächst alles wie beim alten. Doch an seiner Stimme, seinen kurzen Erzählungen und zitternden Hand sah ich, dass er irgendwie nervös war. Was das Thema "Kuss" betraf, erwähnte er nicht ein Wort.
Ich muss gestehen, ich hätte ihn gerne wieder geküsst, doch ich weiß, dass er sich nicht trennen würde. Als ich wieder gehen wollte, beugte ich mich zu ihm und bot ihm einen Kuss an. Er ging ein wenig zurück und sagte gleich, man sieht das hier bei Tageslicht. Ich merkte, dass er schon wollte, dennoch zögerte er und gab mir einen kurzen flüchtigen Kuss. Als ich gehen wollte, vergewisserte er sich nochmals, ob dies unter uns blieb und dass wir Freunde bleiben. Ich warf ihm einen Kuss zu und schloss die Tür und ging ins Wochenende voller Grübelei. Im Moment fühle ich mich wie das Dritte Rad am Wagen: auf meinen Schultern sitzen ein Engel und ein Teufel und unterhalten sich über den Mann, der mich geküsst hat. Der Engel sagt, tu dir das nicht an, lass es, er lässt sich nicht scheiden, der Teufel sagt, nimm den Mann und amüsiere dich, du liebst ihn, du möchtest ihn sehen.
Und ich als realer Mensch? Ich vermisse das Gespräch mit ihm, was der Kuss zu bedeuten hat, was er überhaupt denkt, und - eigentlich noch viel wichtiger - wie es mit uns weiter geht. Fragen wie "Bereust du den Kuss?", "Hast du jetzt Angst vor mir, ich könnte dich verraten?" lassen mir keine Ruhe. Ich bin ein Gefühlsmensch und muss darüber sprechen, nur ich habe das Gefühl, es ist ihm irgendwie...peinlich...unangenehm, darüber zu reden. Ich sehne mich nach ihm, aber ich weiß, er ist tabu für mich.
Was soll ich nur tun? Ich bin so hilflos...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Michaela!

Für mich klingt das ein wenig nach Messer in der Brust und Du selbst drehst es noch einmal um die eigene Achse. Du tust Dir selbst keinen Gefallen, wenn es sich wiederholt oder weitergeht. Jedenfalls entnehme ich das der Aussage, dass er sich nie und nimmer trennen wird. Tu Dir das nicht an.

Die Sehnsucht kann groß sein, ich weiß. Aber das Danach würde mir die Lust nehmen. Liebeskummer ist eine Sache - ihn selbst zu vergrößern eine andere.

Die Fragen, die Dir auf der Seele brennen, kannst Du ihm jederzeit stellen. Du musst nicht warten, dass er das Thema auf den Tisch packt. Und auch wenn es ihm unangenehm ist - es ist passiert und damit auch ein Thema. Da muss auch er jetzt durch. Bitte ihn um die Wahrheit, damit Du Fakten in der Hand hast, mit denen Du dann umgehen kannst. Bitte ihn, Dich nicht mit Hoffnung und Phantasie allein zu lassen.

Der Umgang zwischen euch wird sicher eine ganze Zeit recht gespannt sein. So einfach kann niemand wieder zurück zur Normalität. Aber auch das wird Dir gut tun (auch wenn es sich erst mal anders anfühlt). Es wird Dir helfen, abschließen zu können.

Alles Gute!
Dana