Problem von Anonym - 19 Jahre

Mein bester Freund will sich umbringen

hallo

ich mache mir große sorgen um meinen besten freund (malte). er ist auch 19 und wir kennen uns seit 2-3 jahren. wir sind sehr enge freunde geworden und reden über alles. die sache ist die, vor kurzem hat er auf einer feier etwas mehr getrunken und dann hat er relativ bald angefangen zu weinen und es ging ihm sehr schlecht. damals dachte ich, es ginge um einen anderen freund, in den er sich verliebt hat (malte ist schwul). es ging ihm aber insgesamt recht schlecht, weil er nicht leicht freunde findet (er hat eine sehr anstrengende art) und jetzt die 13. klasse wiederholen muss. er hat die abizulassung nicht bekommen und sein neuer jahrgang ist nicht besonders nett. zumindest kommt ihm das so vor, nachdem er in unserem jahrgang so gut anschluss gefunden hatte (er kam von der realschule....)-
deshalb hatte er ja grund genug traurig zu sein und deshalb hab ich mir nicht weiter große sorgen gemacht.

jetzt waren wir auf abi-fahrt und da eike sich schon angemeldet hatte, bevor er wusste, dass er nicht zugelassen wird, ist er trotzdem mitgekommen. am letzten abend haben wir zusammen etwas getrunken und nachdem er erst sehr fröhlich war, hat er wieder so einen "absturz" gehabt. diesmal hat er aber davon angefangen, dass das leben ja eigentlich keinen sinn macht, dass es nur ein warten auf den tod ist und dass man sich also gleich am besten selbst umbringt.
er ist sehr künstlerisch begabt und von seinen bildern und aus unseren gesprächen, weiß ich dass er schon öfter über selbstmord nachgedacht hatte aber diesmal war es kein nachdenken. er hatte eine solche verzweiflung in der stimme, dass ich wirklich angst bekommen habe.
dann meinte er sachen in der art, dass er egoistisch genug sei, sich umzubringen weil wir (also seine freunde und besonders ich) ihm scheißegal wären und dass er sowieso der egoistischte mensch auf der welt sei. die welt und die menschen hätten absolut keinen anderen sinn als irgendwann zu sterben und er wäre gern ein tier, dass nur nach instinkten handelt und nichts entscheiden muss. er hätte absolut keinen lebenswillen und so weiter.

ich war völlig überfordert und bin regelrecht zusammengebrochen. am nächsten tag hat er sich völlig "normal" verhalten, er hat scherze gemacht und hatte wie schon die letzten beiden tage beste laune. er hat sich sogar über seinen kater gefreut, weil er bisher nie einen gekriegt hatte. wir sind dann 8 stunden zusammen auto gefahren und er hat keinerlei andeutungen oder irgendwas dazu gemacht, was passiert war. ich bin mir aber sicher, dass er sich genau erinnert.

ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll. ich bin mir nicht sicher, wie ernst ihm das mit dem selbstmord ist und wie ich ihm helfen kann, aus seinem loch herauszukommen. besonders, weil ich viele von seinen überlegungen teile, (ohne die selbe konsequenz daraus zu ziehen). er scheint aber nicht in der lage zu sein, einfach zu leben und nicht nach einem sinn zu suchen....

ich hoffe ihr könnt mir irgendeinen rat geben, wie ich ihn dazu bringen kann, vielleicht professionelle hilfe anzunehmen (wobei das geld da ein großes problem ist) oder wie ich mich verhalten kann. noch so eine nacht stehe ich nicht durch.

danke

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Solche Aussagen und Gefühlsausbrüche meines besten Freundes würden mich genauso aus der Bahn werfen. Und ich würde es genauso ernst nehmen. Es gibt Dinge, die sagt man nicht dahin und die steckt der andere Part nicht einfach weg. Selbst wenn es von ihm durch den Alkohol kam und nicht ernst gemeint war (hoffe ich), sollte er wissen, in welches Gedankenkarussel er Dich damit wirft und was er damit auslöst.

Tu nicht genau wie er als wäre nichts gewesen. Wenn er das Thema nicht anspricht, dann tu Du es. Halte nicht einfach aus. Zeig ihm auf, in welchen Situationen er alles andere als egoistisch war, z.B. war er bestimmt mal eine Art Anker für Dich. Erzähl ihm, wie wichtig er für Dich ist, sein Dasein ist nicht sinnlos. Genau wie Deines. Allein die Tatsache, dass euch eine Freundschaft verbindet, gibt doch schon einen Sinn.

Im Augenblick hat er vielleicht keinen leichten Stand im Leben. Aber hochgerechnet auf das Leben sind das Momentaufnahmen. Alles kann sich bessern. Und nichts geschieht ohne Grund.

Lass Dich nicht einfach abspeisen, sondern rede ihm ins Gewissen, sprich mit ihm, sei für ihn da. Und wenn Du auch nur den leisesten Verdacht hast, dass es wirklich ernst ist, dann lass nicht locker, bis er in einer Therapie ist. Es kann ihm geholfen werden, er wird sein Leben wieder genießen können, er muss sich nur helfen lassen. Das ist gegenüber einen Selbstmord ein verhältnismäßig kleiner Schritt.

Trage auch die Verantwortung nicht allein. Auf mehreren Schultern verteilt ist sie leichter. Sprich über Deine Ängste mit anderen und auch mit ihm. Wenn Du Gefühle aussprichst, fällt es ihm auch leichter, seine in Worte zu fassen. Und dann könnt ihr zwei gemeinsam nach der Lösung für seine Probleme suchen, denn die gibt es immer.

Alles Gute!