Problem von Anonym - 27 Jahre

Feedback zu Liebe - Freundschaft

http://mein-kummerkasten.de/97674/Liebe-Freundschaft-4-Feedback.html

Hallo Sabine und Tim,

zuerst möchte auch ich mich als bisher nur stiller Mitleser für Eure Arbeit beim Kummerkasten bedanken. Manchmal glaubt man, gewisse Probleme seien so verzwickt und kurios ? die kann man nur allein auf der Welt haben. Hier sieht man, dass es nicht so ist und man bekommt oft eine Richtschnur für die weiteren Schritte aufgezeigt. Vielen Dank für Eure unermüdliche Arbeit und weiter so!

Warum ich hier speziell auf Eure Serie ?Liebe ? Freundschaft? antworte ist einfach, ich befinde mich in einer ähnlichen Situation. Nur bin ich vielleicht einen einzigen Schritt weiter, aber leider noch lange nicht am Ende. Vielleicht kann sich Tim aus meiner Geschichte etwas für sich ableiten.

Es ist nun ziemlich genau ein halbes Jahr her, als eine sehr gute Freundin und ich zusammen auf einer Party waren. Diese erwähnte Freundin und ich kennen uns über die gemeinsame Arbeit im gleichen Betrieb seit nun knapp 8 Jahren ? schnell kreuzten sich die Wege auch privat und ich habe sie in der Zeit sehr lieb gewonnen. Die Freundschaft kann man durchaus als sehr intensiv bezeichnen, Außenstehende sagten uns mehrfach, wir seien wie ein Ehepaar ? wie Zwillinge, wie Pech und Schwefel. Man muss dazu sagen, dass sie kurz vor unserem Kennenlernen mit ihrem jetzigen Lebensgefährten zusammen gekommen ist ? es war bis dato nie ?wirklich? ein Problem und ich war sogar mit ihrem Lebensgefährten selber befreundet ? aber je besser ich sie in der Zeit kennen lernte desto mehr habe ich selber gesagt ?na ja? schaun wir mal??. Aber der Ehrenkodex war klar: ?an eine Frau in einer Beziehung gehst Du nicht dran.?. Wir waren also auf dieser Party, haben auch viel zusammen getrunken und die Themen kreisten bei einem gemeinsamen Spaziergang in der Nacht auf einmal um Beziehungen. Es wurde sehr persönlich und da ich nie Geheimnisse vor ihr hatte gestand ich ihr sogar, mit nunmehr 27 Jahren noch nie eine Freundin im Sinne einer Beziehung gehabt zu haben (und auch nie wirklich auf der Suche war), sogar dass ich noch Jungfrau bin. Sie fand das unglaublich ?süß?, ich würde ? wenn ich die ?Richtige? einmal fände sie auf Händen tragen und blabla? Weibergewäsch :-) . Später am Abend ist dann leider etwas unglaublich dummes passiert, was nach meinem Dafürhalten in einer intensiven Freundschaft so nie passieren darf: sie meinte zu mir ?wenn es mit X (=ihrem derzeitigen Freund) einmal nicht mehr klappt, dann komme ich zu dir!? und noch ein wenig später versuchte sie, mich zu küssen. Ich reagierte nicht, obwohl in mir ein Konflikt bis aufs Messer tobte ? ?erwidere ich es, weil ich mir genau das schon immer gewünscht habe?? oder ?will sie es wirklich, sie hat doch einen Freund und ist vielleicht einfach nur zu besoffen??. Zum Glück endete der Abend wenig später, mein Weg zum Kreuze begann jedoch erst. Einen Tag brauchte ich als Auszeit, um die erlebten Dinge zu verarbeiten. Am übernächsten Tag bat ich sie um ein Gespräch und bekam es auch. Ich fragte sie, was diese Aktion denn war ? und dass ich keiner bin, mit dem sie ?spielen? möge. Ich formulierte es so, dass ich ihr gestand, einmal früher etwas von ihr gewollt zu haben und sie nun die Narben nicht wieder aufreißen solle. Damals wusste ich es vielleicht selber nicht besser? Sie meinte jedoch, ich sei kein ?Strich auf ihrer Liste? (sie habe also nicht nur versucht, mich ?rumzukriegen?) und sie könne sich das Ganze selber nicht erklären. Hmm? Der Kontakt verlor sich danach für wenige Wochen, weil ich in den letzten Zügen meiner Diplomarbeit lag. Ich spürte förmlich, wie mir die Sicherungen durchbrannten ? die Diplomarbeit schrieb ich wie in Trance oft unter Tränen einfach nur zu Ende um mit Ach und Krach den Abgabetermin einzuhalten. Ich schaffte es glücklicherweise auch und ging nach meinem Urlaub für die Diplomarbeit wieder arbeiten. Und um nun die Katze aus dem Sack zu lassen und den Super-GAU perfekt zu machen: wir arbeiteten damals im selben Büro! Ich drehte mich gedanklich immer wieder um die eigene Achse, war mit ihrer Antwort nicht zufrieden, wollte sie aber auch nicht in die Ecke drängen. Ich stellte mir wieder und wieder die Frage: was wäre passiert, wenn ich den Kuss erwidert hätte? Wenn sie einfach nur zu betrunken war und es ein peinlicher Ausrutscher war, hätte sie es doch einfach sagen können? Damit wäre der Fall erledigt gewesen ? ich vielleicht ein paar Tage stinkig, letztendlich aber wäre Klarheit gewesen. Oder ?ist da bei ihr mehr als Freundschaft? ? dann soll sie das aber auch sagen - ungeachtet der Konsequenzen?! Das wäre sie mir doch schuldig gewesen! Jedenfalls saßen wir nun wieder zusammen im Büro, ich war ihr also täglich ausgeliefert, den Gedanken, den Hoffnungen, der Verzweiflung. Kein Abschalten nach Feierabend war mehr möglich. Sehr schnell gestand ich ihr eines Tages die Liebe zu ihr (meine Tränen flossen in der Dienststelle, geiles Gefühl?), dass ich mir schon länger was mit ihr hätte vorstellen können und irgendwie wohl auf sie ?gewartet? hätte. Ich weiß, dass sich sie auch damit ein eine unkomfortable Situation gebracht habe ? Kollegen begannen zu tuscheln und sie machte sich Schuldgefühle aber ?wolle mir helfen?? Einige Tage später sprachen wir wieder und sie meinte wieder sie könne sich das nicht erklären, ich sei ein Teil ihres Lebens, sie wolle aber ihren Freund keinesfalls verlassen. Sie könne nicht sagen, was gewesen wäre, wenn sie mit ihrem jetzigen Freund nicht zusammen gewesen wäre (es lebe der Konjunktiv?) und sie würde sich gerne eine Bedenkzeit einräumen (!!!), sie habe ein Deja vu wegen einer vergangenen Sache bei ihr. Drei Wochen ging ich durch die Hölle, Hoffnung und Verzweiflung trugen ihren erbarmungslosen Kampf in meinem Herzen aus. Ich kämpfte auch mit mir selber, ob ich um sie kämpfen solle und so gegen den ?Ehrenkodex? verstoße oder sie aufgeben ? aber das konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht und fürchtete massiv um die Freundschaft. Natürlich war ich es, der sie wieder ansprechen musste ? sie selber kam irgendwie nie in die Klotschen (ich glaube, sie hat auch generell ein Problem damit, über Gefühle zu sprechen weil sie nach außen hin auch eine sehr starke und dominante Persönlichkeit ist... sie hat über das "Fremdknutschen" auch nie mit ihrem Freund gesprochen...), oder war ich zu ungeduldig? Ich weiß es nicht. Jedenfalls kam wieder die Antwort: sie könne nicht sagen, wie sie das gemeint hätte was da passiert war. Die Zeit zog ins Land, Wochen vergingen. Ich nahm allen Mut zusammen und schrieb ihr einen Brief. 27 handschriftliche Seiten, in denen ich ihr meine Gefühle zu ihr noch einmal gestand und auch meine Überzeugung darlegte, dass es für mich im Grunde genommen nur zwei Möglichkeiten gab: entweder sie war zu besoffen bzw. hat mich verarscht ? das wäre in einer solchen engen Freundschaft jedoch für mich ein No-Go und ich hätte von ihr unmittelbar Aufklärung erwartet. Oder da wäre ?etwas?, sie wolle es vielleicht nur nicht eingestehen ? es wäre für sie eine unbequeme Situation, ihre Beziehung und das ?gesetzte, sichere Leben? wegen mir in Frage zu stellen. Es kam auf dem Brief zwar eine ?Empfangsbestätigung?, in der sie sich für meine ehrlichen Worte bedankte ? jedoch keine Antwort. Je länger ich wartete, desto aggressiver wurde ich nun. Selbstmord wurde zum Thema, in der Zeit hätte ich wegen meines Fahrstils mehrere Führerscheine zu Recht verlieren können. Ich habe Freundschaften durch mein Verhalten zerstört, mein Hobby hätte ich beinahe endgültig aufgegeben und den Job beinahe geschmissen. Die Fronten zwischen uns verhärteten sich. Natürlich war ich wieder der, der auf sie zugegangen ist (sie hatte Geburtstag und ich wollte ihr im Guten gratulieren), letztendlich entschuldigten wir uns und rauften uns wieder zusammen. In einem Gespräch stellte sie es einmal so dar: wenn ?weiß? bedeutet, dass sie nichts außer Freundschaft für mich empfindet und ?schwarz?, dass sie mehr (wieviel und was auch immer) als Freundschaft für mich empfindet, dann wäre sie nun mal bei ?grau?. Die Situation entspannte sich, als ich zum Jahreswechsel an einen anderen Standort versetzt wurde ? aus ihrem Büro weg. Natürlich brach für mich eine Welt zusammen, schließlich war ich ja nun von ihr getrennt ? aber ich wusste schon damals, dass diese Distanz langfristig gut wäre. Der letzte Meilenstein wäre Valentinstag zu setzen, als ich ihr mit einer Rose bewaffnet nach Feierabend auflauerte. Ich muss dazu sagen, dass ich fairerweise immer darauf bedacht war, dass ihr Freund von allem nichts erfährt um die Beziehung nicht zu gefährden. Zum Glück war sie konsequent und nahm es nicht an, so leid es ihr täte und sie fragte noch am nächsten Tag, ob ich ihr böse sei. Für mich war das im Vorfeld schon irgendwie klar ? nur diesen Korb WOLLTE ich mir holen und für mich endlich mit dem Thema abschließen zu können. Zu dieser Zeit dauerte mein Leidensweg nun schon 5 Monate? der momentane Stand ist, dass ich derzeit absolut Nullkontakt auf privater Ebene fahre (reiner Selbstschutz) und darüber nachdenke, den Kontakt zu ihr und auch die Freundschaft zu ihr ganz aufzugeben. Und an diesem Punkt muss ich mal den oft zitierten Satz in Frage stellen: ?eine Freundschaft kann fortgeführt werden, wenn freundschaftliche Gefühle vorhanden sind?. Ich mag sie über alles, ich liebe sie sogar. Aber der Kontakt schmerzt ? jeder Blick, jedes Gespräch verletzt. Wir haben immer mal wieder dienstlich miteinander zu tun und gemeinsame Termine, jeder Termin ist ein Gang durch die Hölle für mich. Ich habe sogar wegen ihr die Entscheidung gefällt, mich jobmäßig zu verändern um ihr aus dem Weg gehen zu können. Ich bin einfach enttäuscht und verletzt. Ich habe ? so wie ich das sehe ? allen Grund, ihr böse zu sein (was meine Situation deutlich vereinfachen würde), aber ich kann es nicht weil ich sie zu gern habe. Ich habe hier immer wieder gelesen, dass man im Herz frei sein müsse, um Gefühle für einen anderen zu empfinden. Warum dann kann sie sich das nicht erklären, wenn sie doch mit ihrem Freund nicht auseinander gehen will? Beziehungsweise warum hat sie nicht einfach gesagt, wenn es alles nur ein Versehen war, eine dumme Tat, die man aber auch unter Alkoholeinfluss einem Freund nicht antut? Oder warum kommt sie einfach nicht mal aus sich heraus und tritt sich selber in den Hintern, für sich selber Klarheit zu schaffen und mir eine Antwort zu geben wo sie doch sieht, wie sehr ich daran zu knabbern habe? Sie wünscht sich, es würde alles wieder ?wie früher sein?, als wenn nichts gewesen wäre. Aber an diesen Punkt komme ich nicht zurück; nicht nach dem, was vorgefallen ist. Dafür sitzt der Schmerz einfach zu tief. Ich komme aus diesem gedanklichen Teufelskreis nur raus, wenn ich ihr aus dem Weg gehe ? und das bedeutet auch die Aufgabe der Freundschaft, die mir (und ihr, so wie sie sagt) so viel bedeutet. Noch weiß ich gar nicht, ob ich das wirklich will; aber ich weiß, dass es die beste und einzige praktikable Lösung ist und daher arbeite ich daran. Bis dahin wird mein Kampf dauern, die Termine mit ihr zusammen häufen sich und ich werde nicht stärker. Ich hoffe nun auf mein Glück, auf eine Fügung des Schicksals und dass ?da oben? jemand mal einen Schubs gibt und sich meine Jobsituation klärt. Dann, erst dann kann ich wieder meine Ruhe und mein Gleichgewicht finden. Wieder Glücklich werden und vielleicht auch offen für was neues ? eine Frau, die meine Gefühle vielleicht sogar so erwidert, wie ich es mir von ihr so gewünscht hätte.

Tschuldigung dass es so viel Text geworden ist. Ich für meinen Teil war aber immer für solche langen Beiträge dankbar (besser als die mit den Teenys, die einen ach so süßen Boy gesehen haben und sich nun fragen, wie sie ihn ansprechen sollen?), weil man endlich mal was zum lesen hatte, wie andere Leute ihre Situation sehen und an welchen Lösungen sie festhalten. Wenn der Text in Euren Kummerkasten aufgrund der Länge nicht hineinpasst, verkauft ihn halt als Liebesdrama, aber vergesst meine Gewinnbeteiligung nicht :-)

Ich wünsche Euch was,

S.

Anwort von Sabine

Hallo

und vielen Dank für Dein Feedback und Tipp an Tim.

Lieben Gruss