Problem von Anne - 55 Jahre

Allein gelassen

Der Ehemann vor 5 Jahren tödlich verunglückt, dann 2,5 Jahre allein, vor drei Jahren den Mann getroffen, der das gleiche Schicksal erlebt und uns verliebt, zusammen getan, alles gemeinsam gemacht und unternommen. Jeder war für den anderen immer da. Ich habe zwei erwachsene Kinder, er auch. Die haben sich untereinander super verstanden. Ich war für seine Kinder immer als Freundin und Oma für die Enkelkinder da. Er war mein Partner und der Opa meiner Enkelkinder. Wir waren nie getrennt. Hatten gemeinsame Interessen, viel Rad fahren, Familienbande, Teetrinker, bauen und verändern, Haus und Garten genießen, auch das Liebesleben stimmte. Er war ein Allround, kann kochen, bauen, fliesen, malern klempnern ja eigentlich alles. Ist vier Jahre jünger, hatte eine super Einstellung zum Leben und unserer Beziehung. Seine Eltern haben auch so einen Altersunterschied und sind heute alt geworden. Auf keinen Fall eine Jüngere. Wir waren beide glücklich, er plante immer viel, wollte noch viel verändern und nun hat er vor 6 Wochen eine andere Frau kennen gelernt. Hat mich innerhalb von vier Tagen verlassen mit der Begründung es ist passiert und er will mit ihr zusammen sein. Hat keine weiteren Erklärungen gegeben. Das war sehr schmerzlich, uns nicht noch eine Chance einzuräumen zu reden oder einiges zu verändern, mich von Stunde an alleine gelassen. Mein Haus umgebaut, alles schön gemacht und jetzt alles stehen und liegen gelassen. An dieser Stelle stand ich nach dem Tod meines Mannes schon einmal. Man sieht im Leben keinen Sinn mehr, weil man schon einmal alles durch hat. Zu diesem Mann hatte ich volles Vertrauen und seine Kinder sagten auch immer wenn sich Papa für etwas entscheidet, entscheidet er sich. Wir waren drei Jahre und 2 Monate zusammen. Ich hätte niemals, niemals, niemals mit so etwas gerechnet, weil wir nach dem Unglück unserer Partner uns gefunden hatten.
Ich liebe ihn noch über alles, sehe ihn immer vor meinen Augen wie er kam und wie er ging. Gekommen ist er, wir haben uns gedrückt, gegangen ist er mit einer ausgestreckten Hand als wenn wir uns durch Zufall kennen, kein drücken, kein Danke für die schöne Zeit. Nur raus. Hatte er Angst die Neue wartet nicht. Die Neue ist 50 Jahre auch eine Witwe, eine jahrelange Kundin, die vor zwei Jahren ihren Mann verloren hat. Sie haben sich im Januar 2007 während der Reparatur die Lebensgeschichten erzählt. Er sagte er ist in einer Beziehung, sie wünschte ihn Glück, aber drückte ihn beim Wiedersehn sagen. Darauf hin muss es ja beim ihm gefunkt haben. Er sagte darauf hin wir haben uns auseinandergelebt. Und mit dieser Lüge baut er die neue Beziehung auf. Denn in den drei Jahren haben wir uns zusammen gerauft, weil ja jeder schon 50 Jahre anders gelebt hatte. Er wollte auf einmal diese Frau, vielleicht hat sie auch alles bewußt besteuert. Er hat mir das Geschehene auch gleich am 4 ten Tag gesagt und war dann nur noch bei ihr.
Ich war glücklich in dieser Beziehung und wenn ich die Kinder frage hatte es nicht den Anschein, das in unserer Beziehung etwas nicht stimmte, dass er unglücklich war. Ich brauche auch nichts schön machen, es war alles normal. Er war immer für mich da, ich für ihn. Wir gingen Hand in Hand, er hat sich nicht mit mir verstecken müssen. Haben alles gemeinsam gemacht, aufstehen zu Bett gehen, weg fahren zu Leuten gehen. Und nun ? Ich bin ganz tief unten, bin nur am Weinen, kann es nicht verstehen, die Kinder sind traurig, die ganzen Bekannten können es nicht fassen. Jeden tue ich leid, aber helfen kann mir keiner. Es gibt mich einfach nicht mehr für ihn und jetzt seinen Kindern. So halten natürlich zum Vater, wollen ihn nicht auch noch verlieren. Ich hätte ja das sich verlieben verstanden, aber nicht das wie gehen. Es würde mir nun schon gut tuen wenn er anruft und fragt ist bei dir alles Okay. Ich liebe ihn doch und könnte auch verzeihen. Aber er sagte, wenn diese Beziehung schief geht, er kommt auf keinen Fall zurück und macht sich zum Klops. Wieso ist er so gegangen? Er weiß auch nicht wie ich leide, denn niemand sagt ihm was, seine Kinder nicht, keiner. Er fühlt sich sich bestätigt in seinem Handeln. Er richtet mich zu Grunde. Ich gehe schon zur Therapie, es tut gut zu reden, aber am Ende ist man allein und das mit 55. Wie baut man Vertrauen auf, es gibt auch sicher Männer denen es so ergeht oder ergangen ist. Aber wo findet man einen Gesprächspartner. Partnervermittlungen sind auch in Frage zu stellen.
Haben Sie noch einen gute Rat für mich damit mein Leiden aufhört.
Die Arbeitskolleginnen machen mir auch viel Mut, aber zu Hause bin ich alleine.
Und meinen Kindern kann ich nicht immer am Zippel hängen.
Danke für ihr Verständnis

Anwort von Sabine

Hallo Anne!

Sicherlich schmerzt Liebeskummer und man fühlt sich schlecht. Bis das heilt, braucht es seine Zeit. Diese Zeit solltest Du Dir auch nehmen, nur Dich nicht hängen lassen.
Wie Du es in Deiner Mail beschreibst, hast Du viele liebe Leute um Dich und das ist auch gut so. Genieße jede Zeit, die Du mit diesen Menschen verbringen kannst.
Gegen Liebeskumemr gibt es leider noch keine Medizin. Hier hilft wirklich nur, dass man sich ablenkt, bis auch das Herz verstanden hat, was passiert ist und man sich mehr oder weniger damit abfindet.
Er muß gar nicht erfahren, dass Du leidest. Wozu? Es würde Dich nur wieder mit ihm verbinden oder in Kontakt bringen, wenn er sich dann meldet oder fragt, wie es Dir geht. Absolute Kontaktsperre oder -vermeidung ist für Dich das beste. Versuche dieses Kapitel abzuschließen. Ich weiß, dass das leichter gesagt als getan ist, aber die Zeit muß die Wunden heilen. Du hast auch lange Zeit gebraucht um damals über den Verlust Deines Ehemannes hinweg zu kommen. Das Leben kann oftmals so unfair sein, aber dieses Auf und Ab gehört wohl irgendwie dazu und man kann sich davor nicht schützen.
Ich kann Dir eigentlich nur raten, jetzt in dieser Zeit so viel wie möglich zu unternehmen und mit Freunden auszugehen. Sich halt bewußt abzulenken. Darüber zu sprechen ist sehr gut. Sprich auch ruhig mit Freunden neben Deiner Therapie. Je mehr man spricht, um so weniger können einen die vielen Gedanken und der Schmerz im Herzen belasten. So löst sich alles und irgenwann hat man dann gelernt damit zu leben. Man kann sich auch selber überlisten, indem man sich selber immer wieder sagt: "schön, dass ich diese Zeit erleben durfte und erfahren durfte, doch nun geht es weiter und will noch mehr Schönes erleben". So kann man sich selber auch immer trösten. Bei mir hat es auch schon geholfen. Es braucht halt seine Zeit.
Stecke nicht den Kopf in den Sand, dafür bist Du zu hübsch und viel zu lebensfroh. Zeige der Welt da draußen, dass es Dich gibt. Gönn Dir was schönes und rufe Freunde und Bekannte und Verwandte an um raus zu gehen.

Lieben Gruss