Problem von Anonym - 14 Jahre

Schulwechsel

Hallo liebes Kummerkasten-Team!

Ende dieses Schuljahres (Ich bin im Moment in der 8. Klasse) wird mein Gymnasium aufgelöst (es haben sich nicht mehr genug Kinder angemeldet) und jeder muss auf eine andere Schule gehen. Das ist für mich immer der Horror gewesen: Ein Schulwechsel! Vor ca. einem Jahr ist es beschlossen worden, und da habe ich noch gedacht "Ist doch noch viel Zeit bis dahin, also denken wir nicht groß darüber nach! Warum schon unnötig Sorgen machen?" Aber je näher dieser Termin rückt, desto schlechter wird mir, wenn ich nur daran denke! Meine beste Freundin (ist in meiner jetzigen Klasse) wird auf das gleiche Gymnasium gehen wie ich, aber sie hat Französisch als 2. Fremdsprache gewählt, und ich Latein. Also, in den Lateinstunden kann ich ganz allein bleiben, noch schlimmer. Und seid dem 7. Schuljahr nehmen wir in Latein das Partizip Perfekt Passiv durch. Jetzt immer noch. Unsere letzten zwei Klassenarbeiten haben wir über das gleiche Thema geschrieben, weil unser Lateinlehrer in diesem Schuljahr fast in jeder Stunde gefehlt hat. Wir lernen also nichts neues mehr. Vorraussichtlich werde ich einen Nachhilfelehrer brauchen, damit mir die anderen in der neuen Schule nicht ein Jahr vorraus sind.
Ich stelle mir vor, einen Tag, bevor es soweit ist, hält mein Leben an, es fängt wieder von neuem an und ich lebe ein ganz anderes Leben; nicht mehr in diesem Kaff, nicht mehr diesen unfreundlichen Menschen hier, nicht mehr so verkorkst wie jetzt.
Und das schlimmste Hindernis für mich wird mein geringes Selbstbewusstsein sein. In meiner jetzigen Klasse traue ich mich kaum, etwas zu sagen oder mich zu melden. Ich weiß eigentlich gar nicht warum. Aber ich glaube immer, meine Antwort ist falsch, alle werden mich auslachen.
Außerdem bin ich ein ziemlicher Außenseiter in meiner Klasse. Ich fühle mich von allen so ausgeschlossen. Natürlich haben sich überall Cliquen gebildet, weil sie sich schon von der Grundschule kannten, und da lassen sie "anderen" natürlich keinen Platz.
Ich hab mal erfahren, dass eine Mitschülerin von mir ein Fan von Ronan Keating ist. Einmal hab ich sie dann zu ihr gesagt: "Du stehst auf Ronan Keating? Ich auch!" Alles, was ich zur Antwort bekam, war "Ich steh nicht auf ihn, sondern auf seine Musik!"
Ich meine, ich wusste doch, dass sie seine Musik mag, und nicht nur seinen Körper oder sein Aussehen!
Wie soll ich mich denn in die Klassengemeinschaft integrieren, wenn mich niemand an sich heranlässt?
In der neuen Schule wird mich sicher jeder für einen kompletten Freak halten.
Ich zieh mich superschlicht an (bin eine graue Maus), ich werde nie anfangen, zu trinken oder zu rauchen und bin wie gesagt sehr schüchtern. Außerdem bin ich nicht so eine Teenie-Zicke und denke nicht die ganze Zeit an Jungs und so. Ich bin einfach nicht so realitätsfern wie all die anderen, die bloß so sein wollen, wie alle anderen.
Im Moment sacke ich auch noch in der Schule ab, weil es für mich einfach kein >Weiter< geben wird, wenn dieser Termin des Schulwechsels kommt. In den Jahren davor hatte ich z.B. in Englisch immer eine 1! In den Arbeiten und auch in den Zeugnissen! Aber jetzt, wo es "drauf ankommt", in den Zeugnissen gute Noten zu bekommen, sacke ich ab! 1. Arbeit dieses Schuljahres: Eine 2!
Ja, ich weiß, das ist ja kein Grund zur Beunruhigung, aber ich war immer so stolz darauf, dass es wenigstens etwas gab, in dem ich "sehr gut" war, und jetzt hab ich nicht mal mehr das! Sonst bin ich keine große Leuchte in der Schule... Okay, das ist mit Englisch ist jetzt kein richtiges Problem, aber ich wollte den Frust einfach mal rauslassen.
Immer wenn ich meiner Mutter sage, dass ich ein Problem bezüglich der Schule und so habe, sagt sie immer "Was willst du denn? Du bist gesund, hast gute Noten... (usw.) Und du hast so unwichtige Probleme! Jetzt hör schon auf!" Ohne, dass sie mir mal zugehört hat.
Es ist alles so schrecklich für mich, ich hasse mein Leben!!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!
Sieh den Schulwechsel doch einmal positiv: Du wirst neue Leute kennenlernen und vielleicht wird es Dir dann ja einfacher fallen, Dich zu integrieren. Ich kann mir vorstellen, dass die Schüler der neuen Schule auch neugierig sind auf die neuen Mitschüler und Gespräche sicher nicht so einfach abblocken. Du wirst Deine beste Freundin an der Seite haben und so diesen ersten Gang auch nicht allein machen müssen. Das ist doch gut. Nur in Latain allein sein, ist so gesehen doch ein Klacks. Das wird schon.
Du könntest Dich doch jetzt schon mal nach dem Lernstoff des neuen Gymnasiums erkundigen. Vielleicht sind all Deine Sorgen, da nicht mitzukommen, völlig unbegründet.
Dein Leben wird sicher nicht einfach anhalten und Dich aussteigen lassen. Aber mit dem Schulwechsel nimmt es doch einen anderen Kurs ein. Neue Mitschüler, neues Umfeld. Das ist doch ein bißchen, wie ein neues Leben, oder. Man kann die Dinge immer negativ sehen, aber auch positiv. Jede Neuerung kann ein guter Schritt sein. Mach was draus.
Deine Probleme mögen Deiner Mutter unwichtig erscheinen, weil sie sich in ihren Lebem wohl schon mit ganz anderen Dinger herumschlagen musste. Aber für Dich ist das im Moment das wichtigste. Sag ihr das einfach mal. Sag ihr, wie groß Deine Sorgen sind, dass Du deswegen auch weinen musst. Ich bin sicher, dann wird sie sehen, dass Deine Probleme für Dich wichtig sind und mehr auf Dich eingehen.
Ich wünsche Dir alles Gute!