Soforthilfe von Andrea

Zwanghaftes Verhalten

Du hast das Gefühl, du musst manche Dinge ganz oft tun? Und selbst dann ist es noch immer nicht häufig genug getan?
Du fühlst dich weiterhin unsicher, in dir steigt Panik auf, du kannst die Situation nicht mehr beherrschen?

Was sind Zwänge?

Jeder Mensch ist bestimmten Alltagszwängen unterworfen. So müssen die Meisten beispielsweise unter der Woche zu einer bestimmten Zeit aufstehen, damit sie pünktlich bei der Arbeit oder in der Schule sind. Auch eine gewisse Körperhygiene - wie regelmäßiges Duschen und Kleider wechseln - ist eine wichtige Voraussetzung für ein ungetrübtes Sozialleben. Diese "normalen" Zwänge sind für die Bewältigung des täglichen Lebens unerlässlich und werden auch entsprechend anerzogen und gefördert.
Der Begriff "zwanghaftes Verhalten" umfasst nun ein breites Spektrum an Verhaltensweisen. Darunter fallen vollkommen harmlose Angewohnheiten - wie bestimmte Begrüßungsrituale innerhalb der Familie - aber auch kraft- und zeitraubende Verhaltensmuster, die den Alltag des Betroffenen stark beeinflussen können. Der Übergang von "normalem" zu "zwanghaftem" Verhalten verläuft oft fließend und ist von außen entsprechend schwer zu erkennen. So können eine ganze Reihe harmloser Hobbys unter Umständen an eine Zwangsstörung erinnern. Viele Menschen sammeln beispielsweise leidenschaftlich Briefmarken, Bierdeckel oder alte Konzertkarten. Wann aber hört das entspannende Vergnügen auf und fängt der so genannte Sammelzwang an?

Generell gilt:
Je stärker das zwanghafte Verhalten von dem sonst üblichen Verhalten abweicht und je mehr es den Betroffenen in seinem alltäglichen Leben behindert und einengt, um so eher wird man von einer Störung oder Erkrankung sprechen
Vom Aberglaube zur Zwangsstörung
Ihre ersten Ängste und Zwänge betrachten die Betroffenen oft als eine Art persönlichen Aberglaube. In diesem Stadium empfinden sie ihre Symptome auch noch nicht als besonders belastend. Mit der Ausdehnung des Zwangs - häufig verursacht durch Konflikte oder Lebenskrisen - beginnen dann jedoch die ersten Beeinträchtigungen. Viele Betroffene versuchen dem Zwang anfangs zu widerstehen. Sie unterdrücken beispielsweise so gut es geht das Bedürfnis, sich ständig die Hände zu waschen oder dauernd die elektrischen Geräte in der Wohnung zu kontrollieren. Das komplette Zwangssystem wird jedoch nur äußerst selten in Frage gestellt. Die Angst vor der eigenen Angst hindert die Betroffenen daran, ihr zwanghaftes Verhalten vollständig zu unterlassen. Ein solcher Kampf kostet viel Energie und führt häufig zu einer totalen Erschöpfung. Dadurch können die Betroffenen ihren Alltag immer schlechter bewältigen und fühlen sich zudem oft niedergeschlagen, mut- und hoffnungslos. Zudem vermeiden sie alle Aktivitäten, die ihre Zwänge möglicherweise verstärken und ziehen sich so immer weiter aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Durch die soziale Isolierung erhält der Zwang zusätzlich eine Sinnspendende und Zeiterfüllende Funktion.

Der Betroffene widmet seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit seinen Zwängen und vermeidet so die Auseinandersetzung mit den für ihn problematischen Themen. Auch negative Gefühle wie Niedergeschlagenheit und depressive Verstimmungen werden nicht so stark wahrgenommen.

Merkmale von Zwangsstörungen

Die Häufigkeit von Zwangsstörungen - auch Zwangserkrankungen genannt - ist lange Zeit stark unterschätzt worden. In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt, dass 1 bis 2 Prozent der gesamten Bevölkerung irgendwann im Leben unter ausgeprägten Zwängen leidet. Betroffen sind in etwa gleich viele Männer wie Frauen. Statisch gesehen leiden Frauen häufiger unter so genannten Waschzwängen, Männer dagegen unter Kontrollzwängen. Die Störung beginnt meist im frühen Erwachsenenalter, oft nach einem belastenden Ereignis wie familiären Konflikten oder Problemen am Arbeitsplatz. Bei 85 Prozent der Zwangserkrankten sind die Symptome vor dem 35. Lebensjahr voll ausgeprägt. Viele der Betroffenen haben sich zudem bereits in ihrer Kindheit zwanghaft verhalten.

Hauptmerkmal der Zwangsstörung sind wiederkehrende Zwangsgedanken und / oder Zwangshandlungen. In mehr als der Hälfte aller Fällen treten beide zusammen auf. Bei Zwangsgedanken handelt es sich um aufdringliche Ideen, Gedanken, Bilder oder auch Impulse. Bei Zwangshandlungen um als sinnlos oder zumindest übertrieben empfundene Handlungen, zu denen sich der Betroffene innerlich gedrängt fühlt. In manchen Fällen lassen sie sich zudem nicht eindeutig voneinander unterscheiden. Zum Beispiel dann, wenn in Gedanken immer wieder die gleichen Zahlenreihen durchgegangen werden.
Den Betroffenen ist zumindest zeitweilig die Unsinnigkeit ihres Denkens und Handelns bewusst. Trotzdem gelingt es ihnen nicht, sich aus der Gefangenschaft ihrer Zwangsgedanken und -handlungen zu befreien. Erst nach dem oft stundenlangen Ausführen ihrer Zwänge können sie sich wieder anderen Dingen zuwenden. Bei einem erneuten Kontakt mit den Zwangauslösenden Reizen - wie zum Beispiel Schmutz - beginnt alles wieder von vorn.

Die Zwangsstörung beeinträchtigt das Privat- und Berufsleben der Betroffenen sehr stark. Nicht selten werden die Zwänge so dominant und quälend, dass sich die Zwangskranken vollständig zurückziehen. Die Folge sind dann oft ein Verlust des Selbstwertgefühls und Depressionen.

Der Drang, der nicht zu stoppen ist
Eigenen Aussagen zufolge wollen die Betroffenen mit dem Ausführen ihrer Zwänge - wie beispielsweise der wiederholten Kontrolle von elektrischen Geräten, Wasserhähnen oder Türschlössern - das Gefühl erzwingen, dass WIRKLICH alles in Ordnung ist. Dieses Gefühl stellt sich bei ihnen unter normalen Umständen nicht ein. Fatalerweise wird durch das Ausführen des Zwangsrituals der Zwang immer stärker und die Betroffenen erreichen immer schwerer ein Gefühl der Sicherheit. Hinzu kommt, dass sie oft ein sehr ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis besitzen und sich nur sehr schwer mit den Risiken des Lebens abfinden können.

Auffällig ist darüber hinaus, dass häufig abergläubische Elemente und magisches Denken in die Zwangshandlungen eingebunden werden. So muss ein Gegenstand beispielsweise genau dreimal gereinigt werden, bis er als einigermaßen sauber angenommen werden kann. Oder eine bestimmte Anzahl von Wiederholungen muss unbedingt vermieden werden, damit einem Familienmitglied kein Unheil widerfährt oder der Absturz eines Flugzeuges verhindert werden kann.

Was tun, wenn du alleine nicht mehr gegen die Zwänge ankommst?
Es ist ganz wichtig, dass du dich traust Hilfe zu suchen und anzunehmen! Die meisten Menschen können Zwänge nicht mehr alleine ablegen. Umso länger sie unter Zwängen leiden, umso mehr verfestigt sich ihr Verhalten, desto größer ist auch die Gefahr, dass die Zwangserkrankung chronisch wird! Habe den Mut, trau dich Hilfe anzunehmen!

Weitere Informationen findest du auch hier: zwaenge.de