Problem von Steffi - 34 Jahre

Jetzt schon zusammenziehen?

Hallo liebes Kuka-Team,

nachdem mein Mann und ich 12 Jahre zusammen waren hat er sich im Dezember 2003 von mir getrennt. Auch wenn die letzten zwei Jahre Ehe für mich sehr belastend waren (mein Selbstwertgefühl war am Ende bei Null) traf mich das wie ein Blitz aus heiterem Himmel und ich habe sehr lange gebraucht, um einigermaßen damit klar zu kommen.
Zwar hatte ich in der Zeit danach ein paar kurze Beziehungen und Affären aber gefühlsmäßig habe ich mich nie wirklich auf meine Partner eingelassen. Ich denke, ich habe mir die Männer ein Stück weit sogar so ausgesucht, dass da gar nichts Festes draus werden konnte.

Nun habe ich Anfang Februar einen Mann kennen gelernt. Er ist ein Jahr älter als ich, geschieden und alleinerziehend. Es hat bei mir total gefunkt und schon nach drei Tagen habe ich zum ersten Mal bei ihm übernachtet. Seitdem habe ich kaum noch in meiner eigenen Wohnung geschlafen. Meinen Kater habe ich nach den ersten drei Wochen bei ihm einquartiert damit ich nicht mehr jeden Tag in meine Wohnung fahren musste.

Im April fing er das erste Mal davon an, dass ich meine Wohnung kündigen und ganz zu ihm ziehen soll. Auch wenn ich meine Wohnung nur noch zum Klamottenwechseln und -waschen genutzt habe fand ich das doch viel zu früh für so einen Schritt. Ich habe ihm daraufhin so gut ich konnte erklärt, dass ich noch nicht bereit bin, diese Rückzugsmöglichkeit/Sicherheit aufzugeben, dass ich vor Veränderungen - egal ob positiv oder negativ - extreme Angst habe und dass wir im Sommer noch einmal darüber reden können.
Er hat gesagt, dass er mich versteht und dass er mich auch nicht bedrängen will und dass ich mich ihm ja quasi "ausliefere" wenn ich bei ihm einziehe und er auch sehe, dass ich (wieder) vor dem Nichts stehe, wenn es nicht funktionieren sollte.

Seitdem vergeht keine Woche, in der das Thema "Wohnung kündigen" nicht irgendwie aufs Tablett kommt. Manchmal fragt er einfach nur, ob ich denn wenigstens mit meinen Vermietern mal reden könnte um anzufragen wie die Kündigungsfristen sind, manchmal redet er davon, wie meine Beteiligung an den Kosten bei ihm aussehen könnte ...

Mittlerweile haben wir mein Bett aus meiner Wohnung geholt weil es mir sehr schwer fiel in seinem Ehebett zu schlafen - immerhin lag er da gut 10 Jahre mit seiner Frau drin. Meine Klamotten haben in einem Schrank im Schlafzimmer Platz gefunden und seit 2 Wochen wasche ich sie nicht mehr in meiner Wohnung. Ein-, zweimal die Woche fahre ich ?zu mir? um den Briefkasten zu leeren, das ist alles.

Irgendwie bin ich also schon lange bei ihm eingezogen und ich übernehme auch Aufgaben im Haushalt. Trotzdem fällt es mir so verdammt schwer, meine Wohnung zu kündigen, dass ich bei einem Treppenhausgespräch neulich sogar zu meinem Vermieter gesagt habe, dass ich die nächste Zeit noch nicht kündigen werde...

Ich habe meinem Freund vorgeschlagen, dass ich mich ummelde, so dass außer den Mietkosten keine weiteren Kosten (Müll, Telefon, GEZ usw.) anfallen. Aber von dieser Idee war er gar nicht begeistert. Er kann nicht verstehen warum mir der Schritt, meine Wohnung aufzugeben, so schwer fällt.

Mir kommt es vor als wäre ich mit Armen und Beinen an vier Pferde gebunden und jedes zieht in eine andere Richtung. Mein Herz will bei meinem Freund sein und ich habe furchtbare Angst ihn zu verlieren. Mein Kopf sagt, dass wir erst seit 4 1/2 Monaten zusammen sind und dass es noch viel zu früh ist. Dann sind da meine Möbel, die ich nie im Leben alle bei ihm unterbringen kann und meine Familie, die sagt, ich soll bloß meine Wohnung nicht hergeben.

Wenn ich meine Wohnung behalte und meinem Freund zu seinem Haushalt etwas beisteuere bleibt mir gerade noch genug Geld um meine Versicherungen, das Auto und das Benzin zu bezahlen. Er meint, dass ich meine "Sicherheit" damit zu teuer bezahle.
Meine Angst kann er nicht verstehen. Er hat die Trennung von seiner Frau (sie ist fremdgegangen) unheimlich gut weggesteckt. Er steht mit beiden Beinen fest in seiner Welt und "braucht" keine Beziehung; er findet das Leben halt schöner, wenn er eine Partnerin an seiner Seite hat. Er sagt auch, dass er mir keine Garantie geben kann, dass es mit uns beiden funktioniert - das ist mir auch klar! - aber dass er mich lieb hat und dass er mit mir zusammensein möchte.

Für mich ist es nach 3 1/2 Jahren das erste Mal, dass ich mich total verliebt habe und dass ich diese Gefühle nicht abgeblockt habe. Zum ersten Mal habe ich zugelassen, dass da etwas wächst das tiefer geht. Auch wenn ich die Worte "Ich liebe Dich" nicht über meine Lippen bringe so ist es doch das, was ich denke - und mit diesem Gefühl geht die Angst Hand in Hand, dass ich noch eine Trennung nicht verkrafte ...

Also was soll ich machen? Warten? Und wenn ja, wie lange? So wie ich mich kenne wird es mir im September genauso schwer fallen wie im Juli und da wird es genauso schwer für mich sein wie jetzt ...

Anwort von Sabine

Hallo Steffi!

Das gleiche habe ich mich eben auch gefragt. Wie lange willst Du warten? Im Grunde hälst Du Dir nur die Option offen schneller einen Rückzug anzutreten, wenn es wirklich schief gehen sollte. Du lebst jetzt schon länger bei ihm und nutzt Deine Wohnung gar nicht mehr. Was das Finanzielle angeht, hat er Recht. Doch Du solltest Dir auch schon sicher sein. Nur, mal ehrlich, wenn es schief gehn sollte (warum auch immer, klappt ja alles super bisher), dann könntest Du Dir doch immer noch dann wieder eine neue Wohnung suchen. Du könntest Deine Möbel ja bei ihm zum Teil unterbringen oder einlagern lassen irgendwo, so dass Du nur eine monatliche Miete an den zu zahlen hast, wo Deine Möbel unterstehen. Eine Entscheidung kann ich Dir nicht abnehmen, aber ich kann, weil Du mich gefragt hast, Dir sagen, wie ich darüber denke. Eine lebenslange Garantie bekommst Du sowieso auf nichts. Die bekommst Du auch nicht, wenn Du einen Kühlschrank oder Auto kaufst. Ich wär bestimmt die erste, die sich so eine Versicherung anschaffen würde. Doch die gibt es nicht und man muß lernen im Leben mit Situationen umzugehen und das beste immer daraus zu ziehen. Im Grunde lebst Du doch schon bei ihm und es hat bishe gut geklappt. Keiner weiß, was morgen oder in 3 oder 6 Monaten ist. Die Sicherheit kann Dir keiner geben. Ihr glaubt an euch und das zählt und ist eure Garantie. Eure Liebe füreinander. Mit ging es vor einiger Zeit ähnlich wie Dir und ich mußte mich entscheiden. Sogar noch mit zwei Kids im Schlepptau. Man grübel und grübelt, aber warum sollte man nicht den Weg gehen, der sich doch so gut anfühlt. Ich habe es auch gewagt und bereue es bis heute nicht (ist jetzt 2 Jahre her). Streit oder Meinungsverschiedenheiten gibt es immer mal. Damit muß man auch in einer Beziehung lernen umzugehen.

Lieben Gruß
Sabine