Problem von Aenne - 22 Jahre

Meine Schwester muss sterben - 3

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Hey,
tut mir Leid dass ich wieder schreibe aber ich weiß im Moment einfach nicht zu wem oder wohin ich sonst gehen soll.
sie ist tot. es ist Donnerstagnacht passiert. Ich kann es immer noch nicht glauben, ich will es auch nicht glauben, dass ich sie jetzt nicht mehr bei mir habe. Weißt du, für mich ist sie nicht einfach wie eine Schwester, für mich ist sie mein alles, meine Freundin, meine Schwester, mein Kind, mein Leben. Ich kann nicht ohne sie sein, nie. Ohne sie geht es nicht, ohne sie kann ich nicht leben. für sie hat es sich gelohnt erwachsen zu werden und erwachsen zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Jetzt bin ich gar nichts mehr, nicht erwachsen nicht stark, gar nichts. Sie fehlt mir so sehr, sie war so tapfer und so fröhlich und zuversichtlich bis zum Schluss. egal was war, sie konnte mich immer zum Lachen bringen, sie hat mir immer, jeden Tag gezeigt, dass es jemanden gibt der mich liebt und den ich lieben kann. Jetzt habe ich niemanden mehr. Natürlich, ich weiß dass es ihr jetzt dort wo sie ist besser geht, sie hat keine Schmerzen mehr und sie kann gesund sein, aber sie fehlt hier einfach so sehr. Sie war noch so klein, sie war erst 12. Und sie hat allen die sie kannten soviel gegeben und geschenkt. Es tut so weh, alleine zu sein und zu wissen, dass niemand da ist mit dem man reden kann oder was auch immer. Vor dem Gesetz bin ich verheiratet und damals dachte ich auch dass es meine große Liebe ist, aber uns haben 20 Monate lang hunderte Kilometer getrennt, wir haben nicht kein gemeinsames Leben gelebt und ich kann verstehen dass er sein Glück bei einer anderen Frau gefunden hat, auch wenn es mir weh tut. Ich habe ja auch Freunde, aber das ganze letzte Jahr, die letzten Monate war ich jede freie Minute die ich neben Job und Studium hatte bei meiner Kleinen verbracht. Sie sind mir alle so fremd geworden, ihr Leben ist weitergegangen ohne mich, dass kann ich auch verstehen, ich habe mich selbst abgewendet und meine Zeit mit meiner Schwester verbracht nicht mit ihnen. Mein Studium habe ich auf Eis gelegt um bei ihr sein zu können. Ich bereue nichts von dem was ich gemacht habe, ich wollte immer bei ihr sein, immer und ich möchte auch jetzt noch bei ihr sein aber das ist nie mehr möglich. Die letzten 6 Wochen war ich nur noch im Krankenhaus, kaum zu Hause und jetzt ist mir alles so fremd, das ist nicht mehr mein Leben. Sie fehlt so sehr, es ist ein riesiges Loch in mir und überall ist nur noch dieser Schmerz. Ich habe solche Angst, ich habe Angst alleine zu sein, ich habe jetzt niemanden mehr und ich weiß nicht was ich tun soll. Sie war erst 12, aber sie war alles für mich. Es klingt so blöd, sie war nicht mein Kind und ich nicht ihre Mutter, aber sie war mein Grund nicht aufzugeben und den habe ich jetzt nicht mehr. Was soll ich denn jetzt noch machen, was soll ich mit meinem Leben anfangen. Ich fühle mich so klein. Es ist seltsam, mein ganzes Leben lang hatte ich nie das Bedürfnis danach, aber jetzt wünschte ich, ich hätte einen Vater oder eine Mutter, irgendjemanden. Ich habe Angst vor der Beerdigung. Ich will mich nicht verabschieden, das kann ich auch nicht. Ich habe heute versucht alles zu veranlassen was notwendig ist dafür und ich möchte dass es so wird wie sie es verdient hat, aber sie hat es einfach nicht verdient zu sterben, nicht jetzt und nicht später. Ich weiß nicht was für Leute kommen werden, es gibt keine Familie die kommen könnte. Sie war beliebt in ihrer Schule, aber da war sie über 1 Jahr nicht mehr. Ich will nicht dass die Leute sie vergessen, sie ist so ein wunderbarer Mensch und sie darf einfach nicht vergessen werden. Sie ist so ein Sonnenschein, immer fröhlich gewesen. Ich möchte den Leuten sagen, was sie mir bedeutet, wie unendlich viel sie mir bedeutet, aber ich weiß nicht ob ich das kann. Ich will das alles doch gar nicht, ich will sie bei mir haben und sie nicht beerdigen müssen. Ich weiß nicht was ich danach tun soll, ich habe doch nichts mehr. Es tut so weh dieses Gefühl, sie verloren zu haben. Als wir wussten dass sie sterben muss war es schlimm, es war schrecklich, doch jetzt wo es passiert ist, ist es trotzdem so ein Schock. Ich dachte nicht dass es so bald passiert und jetzt ist sie abends einfach eingeschlafen und am Morgen nicht mehr aufgewacht. Ich bin an ihrem Bett gesessen, habe ihre Hand gehalten wie jeden Abend davor und sie angesehen. Ich dachte, dass sie wunderschön ist wenn sie schläft, sie sieht so friedlich aus und so frei von allen Schmerzen die sie jeden Tag ertragen muss. Ich habe nicht eine Sekunde gedacht, dass sie am Morgen nicht mehr bei mir ist. Ich wünschte ich könnte ihr noch einmal sagen wie sehr ich ihr danke, dass sie meine Schwester ist, dass ich ihre Schwester sein darf. Sie hat mir soviel gegeben, ich liebe sie doch so sehr und ich konnte es ihr nicht noch ein letztes Mal sagen. Ich brauche sie so sehr und sie fehlt hier so sehr. Ohne sie kann ich nicht mehr schlafen oder essen oder leben.

Anwort von Sabine

Hallo Aenne!

Es ist eingetreten, womit alle irgendwann und jeden Tag gerechnet haben. Ja, es ist schwer jemanden gehen zu lassen, den man so sehr liebt. Dennoch war es auch eine Befreiung für sie. Eine Befreiung von ihren Schmerzen, die sie täglich ertragen mußte.
Nicht nur sie ist eine tapfere kleine Schwester für Dich gewesen, Du bist auch ihre große tapfere Schwester. Du hast mit ihr offen über alles reden können und sie hat Dir zugehört. Sie hat immer gespürt, wie sehr Du sie liebst und sie wußte genau, was Du alles für sie hinter Dich gelassen hast. Deine Entscheidungen kamen von Herzen und waren gewiss die richtigen Entscheidungen. Alles ist gekommen, wie es kommen mußte.
Die Beerdigung wird so ausgelegt, dass alle geladen werden um sich von ihr zu verabschieden. Ich persönlich sehe so einen Tag nicht unbedingt als Abschied. Abschied vielleicht von ihrem Körper, aber ihr Wesen und ihre Art, die bleibt Dir stets erhalten. Du trägst all ihre Erinnerungen, die sie Dir geschenkt hat und all ihre Liebe in Deinem Herzen. An einem Ort, den ihr niemand nehmen kann und Du sie auch gewiss nie vergessen kannst. Etwas, was Dir immer bleibt. Jemanden so loszulassen fällt gewiss schwer, aber nach der Trauerzeit solltest Du auch immer daran denken, was sie Dir gelassen hat und Du nun im Herzen trägst. Sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass Du nur weinst und traurig bist. Sie mochte Dich auch viel lieber, wenn Du lachst und fröhlich bist. Du, ihre große Schwester, von der sie soviel gelernt hatte. Sie mit all ihren Erinnerungen, Gefühlen und Bildern im Herzen zu tragen, sollte Dir ein Lächeln bringen. Freue Dich über dieses Geschenk, dass sie Dir gemacht hat. Gewiss hatte sie nur ein kurzes Leben, aber in dieser kurzen Zeit hat sie euer beides - ihr gemeinsam - so sehr bereichert. Das darfst Du nie vergessen.
Fühle Dich gedrückt.

LG, Sabine