Problem von Anonym - 23 Jahre

Verliebt? Verletzte Eitelkeit? Unverstanden

Hallo!
Ja wo soll ich anfangen? Ich befinde mich gerade in einer Situation, bzw. "Beziehung" zu einem Mann, die mich zunehmend seelisch belastet, bedrückt und traurig macht. Ich wohne seit einem dreiviertel Jahr in einer WG mit zwei Männern und zu einem der beiden habe ich mit der Zeit einen äußerst intensiven Kontakt aufgebaut. Zu Beginn war zwischen uns bloß eine freundschaftliche Anziehungskraft vorhanden, da ich mich zu diesem Zeitpunkt noch in einer Beziehung zu einem anderen Mann befand. Als die Liebe scheiterte war es mein Mitbewohner (K.), der mir in meiner Trauerphase zur Seite stand, mir Aufmerksamkeit schenkte und mich sehr liebevoll umsorgte. Als der erste Schmerz nachließ und ich immer mehr Zeit mit K. verbrachte bildete ich mir ein Gefühle für ihn zu entwickeln - wahrscheinlich, weil er mir so viel Aufmerksamkeit schenkte und ich kurz zuvor von meinem Exfreund verlassen worden war. Somit kompensierte er gewissermaßen meinen Trennungsschmerz...die Situation "eskalierte" dann auch damit, dass wir nach einer durchzechten Partynacht plötzlich miteinander schliefen. Damit fingen die Probleme an. K. sagte am Tag danach zu mir, dass er unheimlich viele Gedanken und Sorgen gemacht habe, weil er sich schuldig fühle und mich auf keinen Fall verletzen wollte - sich aber auch keine Beziehung zu mir vorstellen könne. Ich reagierte darauf ziemlich nüchtern mit den Worten 'ich hätte mir ja auch nur geholt, was ich (in dieser Nacht) gebraucht hätte' und 'er solle sich keine Gedanken machen'. Meine wirklichen Gefühle brachte ich nicht zur Sprache, aber ich fühlte mich getroffen, enttäuscht ihm nicht das zu bedeuten, was ich mir eingebildet hatte. Ich tat es unter verletzter Eitelkeit ab und wollte einfach versuchen diese Nacht zwischen uns vergessen zu machen. Aber die Anziehungskraft zwischen uns wurde größer und größer. Ich konnte plötzlich an nichts anderes mehr denken als ihn, bewunderte ihn für viele seiner Charakterzüge und hatte ihn wirklich unheimlich gern. Es dauerte nicht lang und es kam erneut zu sexuellem Kontakt zwischen uns. Daraus entwickelte sich eine freundschaftliche Sexbeziehung, bei der ich mir zunehmend einredete, Sex und Gefühle weiterhin voneinander trennen zu können. Wir schliefen etliche Male miteinander, der Sex wurde immer schöner. Zudem teilten wir mehr oder weniger unsere (oberflächlichen) Sorgen und Probleme miteinander, gingen sehr freundschaftlich miteinander um und verbrachten auch so sehr viel Zeit miteinander. In dieser Phase kam es dann auch zum ersten Mal zu ein paar Auseinandersetzungen, die wir aber relativ gut klären konnten. Rückblickend muss ich sagen, habe ich aber auch einfach viel heruntergeschluckt, wenn ich mich von ihm getroffen fühlte. Über unsere zweischneidige Beziehung zueinander sprachen wir nie offen. Vielmehr war es: Wir schlafen zwar in einem Bett (und miteinander), aber jedesmal am Morgen danach, verhielten wir uns, als sei nie etwas zwischen uns gewesen. Trotzdem ging diese "Beziehung" zwischen uns einige Wochen sehr gut, dann ging K. für 2 Monate ins Auslandspraktikum. Anfangs vermisste ich ihn schon, aber es ließ relativ schnell nach, weil ich selber ziemlich viel um die Ohren hatte und mich auch sehr intensiv mit einem guten Freund beschäftigte (hierbei kam es aber nicht zu sexuellem Kontakt). Gegen Ende des Praktikums flog ich für eineinhalb Wochen zu K. um ihn zu besuchen (er hatte mich zuvor schon mehrmals dazu eingeladen und die Sache stand von vorneherein fest). Es wurde ein wunderschöner Urlaub. K. und ich verstanden uns so gut wie noch nie, wir führten viele schöne Gespräche, und verbrachten eine äußerst intensive Zeit miteinander. Natürlich schliefen wir auch miteinander. Während eines dreitägigen Ausflugs in eine andere Stadt des Landes kam es in einer Nacht endlich zur vorprogrammierten "Aussprache". Während wir miteinander schliefen rief er auf einmal den Namen seiner Exfreundin. Ich sagte ihm sofort er solle mich loslassen und machte ihm bitterböse Vorwürfe. Zum ersten Mal wurde K. in meiner Gegenwart wirkllich weich und sprach über seine Gefühle. Es tat ihm leid und er entschuldigte sich ausdrücklich, erklärte mir, es sei ein Automatismus gewesen und habe nichts mit mir zu tun - die Sache mit seiner Ex sei gelaufen (ich hatte schon seit längerem den Verdacht, dass er diese Beziehung noch immer nicht verdaut hatte - sie hatten zusammen gewohnt bis sie ihn verließ und K. hatte mir zu einem früherern Zeitpunkt einmal erzählt, dass er sehr lange gebraucht habe, um darüber hinwegzukommen...)
Ich fragte K. wovor er Angst habe und er antwortete mir sofort ganz ehrlich, dass er Angst habe verletzt zu werden. Dies war für mich der Schlüssel zu allem. Er erklärte mir auch, dass er sich nur sehr schwer binden könne, und sein Problem, mit mir eine Beziehung einzugehen, in erster Linie darin bestünde, dass wir nunmal zusammen wohnen und er damit bereits eine sehr schmerzhafte Erfahrung gemacht habe, sowie dass er sich im Allgemeinen mit solcherlei Diskussionen äußerst schwer tue. Außerdem sei er sich nicht sicher, was er und auch ich eigentlich wirklich wollten, dass er Zeit bräuchte und zuerst sich, aber auch mich schützen wolle. Wir waren uns in dieser Nacht emotional so nahe wie noch nie und ich merkte, dass es nicht nur mich sehr stark berührte, sondern auch ich zu seinen Gefühlen vorgedrungen war. Wir konnten uns zum ersten Mal sehr lange und liebevoll in die Augen sehen und ich spürte, wie verletzt/verletzlich er in diesem Augenblick war. Wir streichelten uns zärtlich und küssten uns liebevoll, gaben uns gegenseitig Geborgenheit. Ich fragte ihn, ob ihm damals, nach unserer ersten Nacht, der Gedanke gekommen war, dass er auch nur von mir benutzt worden sein könnte, damit ich den Schmerz über die Trennung von meinem Exfreund betäuben konnte, antwortete er mit 'ja'. Und dass es ihn damals nicht gestört hätte, wenn es aber jetzt noch so wäre, es ihn natürlich treffen würde, weil ich ihm mitlerweile etwas bedeutete. Er hauchte mir noch ein "ich bin für dich da" ins Ohr und versuchte mir den Rest der Nacht mit äußerster Zuneigung zu versüßen. Die nächsten Tage verbrachten wir einen wunderschönen Urlaubsflirt miteinander, gingen Hand in Hand durch die Straßen, küssten uns zwischendurch auch so, aber alles irgendwie verhalten (immer der Gedanke im Hinterkopf: Wir sind ja gar nicht zusammen, aber wir verhalten uns gerade so). Nunja. Die nächsten Tage ließ dies aber ganz allmählich auch wieder nach, spätestens ab dem Zeitpunkt, als eine Freundin von mir und ihr Freund sich ebenfalls zum Urlaub machen bei meinem Mitbewohner einfanden. K. distanzierte sich immer mehr...tagsüber war er auch arbeiten und abends meistens seine Kollegen dabei, sodass wir eigentlich nie mehr richtig alleine waren. Er wurde zunehmend egoistischer, die letzten beiden Tage wurde er auch noch krank und es ging sowieso nur noch um ihn. Als ich ihm meine Gefühle ('ich fühlte mich verletzt, zurückversetzt') einmal noch mitteilte hatte ich den Eindruck, dass es ihn recht wenig interessierte - demenstprechend abweisend verhielt ich mich ihm gegenüber dann auch. Später strach ich ihn noch einmal kurz darauf an, seine Antwort: 'ich habe eine andere Meinung dazu, aber ICH werde jetzt nicht mit dir darüber reden'! Darauf hin bestand ich darauf, dass ich das Recht hätte, noch einmal mit ihm über jenes zu reden - was er zumindest nicht abstritt.
Seitdem wir wieder zurück in der WG sind, ist es noch schlimmer geworden. Die ersten Tage haben wir sogut wie gar nicht miteinander gesprochen und wenn, dann ging es eher um formale Dinge, die die WG betrafen. Ich habe seitdem die ein oder andere durchweinte Nacht verbracht, weil ich mit seiner Kälte, Gefühlslosigkeit und zurückweisenden Art einfach nicht umgehen kann. Mir ist eine Freundschaft zu diesem Menschen unheimlich wichtig, aber ich weiß nicht, ob es in irgendeiner Form überhaupt noch möglich ist...
Meine Schilderung ist vielleicht etwas lang geworden, aber es tut gut, sich den ganzen Ballast einmal von der Seele zu schreiben. Es würde mich sehr freuen von Ihnen einen Rat zu bekommen, damit ich weiß wie ich mit meinem Problem in Zukunft umgehen soll. Danke schon einmal im Voraus,
VG

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich kann K. wohl genauso wenig einschätzen wie Du im Moment. Manchmal hilft ja der Blick von außen - aber hier hab ich nicht mal ein leises Bauchgefühl. Er verhält sich sehr zwiespältig und es kann eben sowohl das eine als auch das andere bedeuten. Damit erzähle ich Dir nichts Neues.

Ich bin sehr schlecht darin, Situationen einfach zu ertragen und Dinge hinzunehmen. Daher würde ich meinen ganzen Mut sammeln und ihm deutlich sagen, was ich mir wünschen und wie weit ich ihm und seiner Unsicherheit entgegenkommen kann. Und erst, wenn ich darauf eine Reaktion habe, würde ich mir Gedanken darum machen, ob eine Freundschaft noch möglich ist. Denn erst mal geht es doch darum, ob ihr zwei ein Paar werden könnt oder nicht.

Alles Gute!
Dana