Problem von Anonym (w) - 16 Jahre

Alkoholproblem

Liebe KuKa Team,
ich habe diese Kategorie gewählt, da das Problem in fast alle Bereiche passen würde. Na ja, also dann eine kurze Schilderung: Ich bin seit kurzem 16, und trinke inzwischen seit 3 1/2 Jahren. In meiner Familie gab es bereits Leute mit Alkoholproblemen bzw. Alkoholiker. Ich hätte nie gedacht, dass es bei mir soweit kommt, doch jetzt habe ich festgestellt das es wohl so ist.
Dass meine Wochenenden nicht mehr ohne Vollrausch zu Ende gehen ist seit einiger Zeit an der Tagesordnung, doch die Folgen wurden in den letzten Monaten immer schlimmer. Bereits zweimal schon hatte ich eine Alkoholvergiftung, einmal war ich im Krankenhaus mit 3 o/oo. Lügen und Erklärungsnot für mein Verhalten bei meinen Eltern kamen schon öfter vor. Auch mit der Polizei hatte ich schon Probleme. Allgemein denke ich an alle Partys auf denen ich in den gesamten letzten 2 Jahren war kann ich mich an kaum einen guten Moment erinnern. Immer hatte ich Ärger und Probleme mit den Leuten, da ich sehr komisch werde wenn ich getrunken habe. Ich habe das Gefühl schizophren zu sein, da ich eine komplette Persönlichkeitwandlung durchmache. Man kennt ja die Geschichten von Alkoholikern die ihre Frauen schlagen, und hinterher um Verzeihung bitten. So in der Art ist es bei mir. Ich werde aggressiv und selbstzerstörerisch, mit mir zu reden ist unmöglich. Es ist inzwischen so, dass sich schon sehr viele Leute von mir abgewandt haben. Immer wenn ich jemand neues kennen lerne, versuche ich es besser zu machen, meine guten Seiten zu zeigen, aber man lebt immer mit der Sorge was wenn sie die andere Seite kennen lernen und was ist überhaupt mein wahres ich? Meine engsten Freunde hab ich schon lange verloren, sie konnten nicht mehr, waren nicht mehr bereit meine Eskapaden zu tragen. Momentan bin ich ein relativer Einzelgänger. Meine Familie steht voll und ganz hinter mir, aber, dass ich befürchte ein richtiges Alkoholproblem zu haben, das ahnen sie nicht. Ich hab mich im Internet erkundigt und konnte viele Parallelen zwischen mir und den typischen Syntomen erkennen. Auch was im 12-Schritte-Programm der AAs steht, sind genau die Dinge die es in meinem Leben zu tun gibt. Z.B. den Schaden wieder gutmachen, da ich viele Menschen sehr enttäuscht und verletzt habe, Fehler zugeben, eine Sache die ich gar nicht kann und Ähnliches.
Aber ich würde nicht zu den AAs gehen. Ich käme wieder in Erklärungsnot außerdem habe ich auch Angst davor. Ich würde es gerne alleine schaffen alleine regeln und mein Leben endlich wieder in den Griff kriegen, damit mir die Leute eines Tages wieder vertrauen. Denn von vielen Leuten hab ich das Vertrauen bis aufs Blut missbraucht. Doch ich weiß einfach nicht weiter, ich weiß nicht was ich tun soll. Ich kann 1000 Mal versprechen das Dinge wie ich sie gemacht habe nicht mehr vorkommen, aber was bringt das wenn einem niemand mehr etwas glaubt? Mit dem Trinken aufzuhören, das traue ich mir zu aber für alles andere ist es zu spät. Ich kann keine sozialen Kontakte mehr aufbauen und auch meine alten Fehler nicht mehr gutmachen, da ich keine 2te Chance bekomme. Das weiß ich, ich weiß es ist meine Schuld und ich habe die Verantwortung zu tragen. Aber die Hoffnungslosigkeit bleibt zurück. Ich weiß grad auch gar nicht welchen Rat ich mir erhoffe, vielleicht musste es einfach nur raus. Es wäre schön wenn ihr mir antworten würdet. Danke fürs zuhören, es hat mir sehr geholfen.

Schöne Grüße

Anwort von Sabine

Hallo!

Danke für Deine Mail und Dein Vertrauen.

Wenn Du Deine Mail, die Du uns gesandt hast, selber noch einmal liest, dann erkennst Du, dass Du auch erkannt hast, dass der Weg, den Du jetzt gehst, sicherlich nicht der Weg ist, den Du eigentlich gehen wolltest. Es klingt, als seist Du ganz dumm in eine Spalte gerutscht, in die Du gar nicht willst. Super gut, dass Du es erkannt hast, denn genau da fängst Du auch an eine neue Richtung einzuschlagen und von dieser Spalte weg zu kommen. Du hast es jetzt im Griff und Du kannst es nun ändern. Das Du es erkannt hast - wie bereits gesagt - ist der erste Schritt. Bleibe jetzt nicht stehen und nimm fachliche Hilfe in Anspruch. Sprich vielleicht zuerst mit Deinem Hausarzt über das, was Du uns hier auch anvertraut hast. Ich bin mir sicher, dass er Dir dann hilfreiche Stellen nennen kannst, wo Du dann professionelle Hilfe in Deiner Umgebung bekommen kannst. Alleine ist es verdammt schwer weiter zu mache. Sicherlich schaffen es einige, aber mit Hilfe geht es doch viel leichter. Es werden immer wieder mal Tiefs kommen, wo man denkt "ach was soll das denn alles", aber diese Tiefs lernt man dann von mal zu mal mehr zu überwinden und für das zu kämpfen, was man doch eigentlich will. Du weißt, was Dir gut tut und Du weißt, was Dir schadet. Du zeigst mir anhand Deiner Mail, dass Du ein verdammt starkes Mädchen bist, die es schaffen will und auch kann. Geh gleich nach den Feiertagen zu Deinem Arzt und sprich mit ihm. Mal werden es kleine Schritte sein, die Du voran kommst und mal ganz große. Es wird seine Zeit brauchen, aber ich bin mir sicher, dass Du es schaffen kannst. Du sprichst so offen und ehrlich über Deine Gefühle, dass Du die Bereitschaft zeigst Hilfe an Dich heranzulassen. Danke für Dein Vertrauen an uns.

Lieben Gruß
und frohe Weihnachten

Sabine