Problem von Anonym (m) - 38 Jahre

Gespräch mit dem Partner

Hallo!

Ich wende mich nochmals an Euch. Ich komme einfach nicht voran in meiner Beziehung.

Mit meinem Freund kann ich nicht reden.
Er sagt mir oft, was ihn stört und wie er sich in Zukunft verhalten will. Sage ich es, reagiert er verletzt. Natürlich ist auch mir nicht alles recht und bei vielem Frage ich auch nach, ob er sich wirklich von dieser Reaktion die Lösung verspricht. Er scheint aber mit zwei Maßstäben an Probleme heranzugehen. Seine Probleme sind wichtig und brauchen Verständnis, meine haben ihre Ursache in einer falschen Sichtweise. Verständnis? Meist keine Spur davon.

Zudem ist unsere Beziehung stark strapaziert durch den Umstand, das wir nicht mehr miteinander schlafen(seit 1Jahr).
Mit ihm darüber zu reden gestaltet sich für mich äußerst schwierig. Alles was ich erwähne sieht er als Angriff. Dann verfällt er irgendwann in einen Monolog darüber, wie "beschissen" sein Leben ist, was er schon alles erlebt hat und was er auf keinen Fall möchte. Er führt sehr oft seine familiären Probleme an, die durchaus nicht klein sind. Lösungsvorschläge lehnt er aber ab. Er findet immer einen Grund, warum er so nicht bei ihnen reagieren kann. Ich kann aber nach 2Jahren nicht mehr die immer gleichen Probleme (das Grundproblem) hören. Haben wir nicht alle Probleme mit unseren Familien? Meine sind auch nicht wenige. Dazu hat er die Meinung, dass meine Familie aus Menschen besteht, die mich nach ihren Wünschen formen wollen.

Wie dem auch sei. Hauptproblem ist die Komunikation. Ich kann nicht mein Leben in Schubkästen einteilen, die ich nach bedarf öffnen und schließen kann. Ich will damit sagen, ich kann keinen Sex mit ihm haben, wenn ich in einem anderen Bereich mit ihm Probleme habe. Ich kann ihm das aber nicht verdeutlichen, denn dann meint er, dass ich ihm für alles Schuld gebe.

Ich denke mittlerweile an Trennung. Ich sehe kaum Gemeinsamkeiten. Am Anfang sagte er, ich wolle ihn wohl provozieren, da ich meist eine andere Meinung als er hatte und diese auch sagte. Mittlerweile bin ich sparsamer mit meinen Kommentaren.
Für mich die schlimmsten Äußerrungen der letzten Tage von ihm waren;
"Ich werde diese Beziehung behalten. Ich habe früher zu schnell aufgegeben."
Eigentlich ein Kompliment und durchaus nicht das schlechteste Ziel. Doch warum soll ich in einer Beziehung feststecken, die mich belastet, so wie sie läuft, nur aus dem Wunsch eines Partners heraus, eine Beziehung zu führen, bis das der Tod sie scheidet? Nur weil er sich an anderen orientiert und diesen beweisen möchte, dass auch er etwas von bestand leben kann? Er wurde für seine "häufigen" Partnerwechsel kritisiert. Kann er auch einen anderen Standpunkt akzeptieren oder sich mit mir auseinandersetzen?
"Ich habe ein Problem damit, Unabhängigkeit in der Öffentlichkeit zu zeigen."
Er meinte damit einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt mit meiner Schwester. Sie würde ein Machtspiel mit ihm treiben und ich sei die Marionette. Tatsächlich vermute ich aber verlustängste. Sein Wunsch, alles gemeinsam zu machen, jede freie Minute miteinander zu verbringen steht im konflikt mit seiner Lösung, ich solle in Zukunft alleine meine Schwester besuchen. Diese Besuche würde er wieder dazu benutzen, mir zu sagen, dass ich mehr Zeit mit anderen, als mit ihm verbringe und er sich als unwichtig in meinem Augen sehen würde. So reagierte er auf meine Treffen mit meinen besten Freunden, die ich 1x in der Woche hatte. Mittlerweile sehe ich diese kaum noch.

Ich fühle mich eingesperrt, obwohl ich freie Zeit habe, diese aber nicht planen kann. Ich fühle mich kontrolliert. Ich fühle mich gefangen.
Reden ist mir ein Grundbedürfniss. Der Austausch ist wichtig. Ich bin aber mittlerweile blockiert und verunsichert und resigniere sobald er argumentiert. Eine Gesprächs- oder Paartherapie wäre eine alternative. Es ist mir aber lieber, die Probleme ohne Schiedsrichter zu klären, denn die Konflikte würden auserhalb der Praxis fortgesetzt werden.

Ich kann bald nicht mehr und möchte nicht , weil ich nicht die Kraft habe, meine Entscheidungen auch zu festigen und in Mitleid zu verfalle, mein Leben schönreden und mich jeden Tag belügen, dass ich zufrieden sei.

Wie würdet ihr an ein Gespräch herangehen?

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich würde ihm sagen, dass es Probleme in eurer Beziehung gibt und ihr unbedingt reden müsst. Darauf sollte er eingehen. Will er nicht reden, dann hat er sich wahrscheinlich schon so dermaßen in seine Welt zurückgezogen, dass er vielleicht innerlich schon abgeschlossen hat. Dies ist jedoch nur eine Vermutung von mir anhand von dem, was Du schreibst. Du beschreibst euch beide wie zwei Luftblasen in denen ihr sitzt und keiner kommt so recht an den anderen heran. In eurer Beziehung scheinen viele Ebenen zu fehlen, die aber sehr wichtig sind um glücklich zu sein.
Genau da würde ich auch eine Diskussionsrunde eröffenen und ihm mitteilen, dass Du unglücklich bist, wie er Dich behandelt. Mache Dir auch für dieses Gespräch Stichpunkte, damit ihr nichts vergesst. Lass Dich mit Ausreden oder einem Wegschieben nicht abspeisen, sondern sage ihm, dass Du eine Lösung wünscht und wieder einen gemeinsamen Weg um glücklich zu sein. Sage ihm, dass Du den körperlichen Kontakt vermisst. Seine Nähe und seine Küsse vielleicht.
Denke auch daran, dass keine Vorwürfe fallen dürfen, denn wenn er sehr empfindlich ist, dann kann ein einziger Vorwurf einen Streit auslösen und das Gespräch wäre wieder beendet.
Ich wünsche Dir, dass es klappt.

LG, Sabine