Problem von Uwe - 30 Jahre

Kommunikationsprobleme

Hallo

Ich bin Uwe und bin 30 Jahr alt und schwul. Warum ich das Schwulsein hier mit erwähne, möchte ich im weiteren Text erklären. Ich habe große Probleme mit meinen Eltern. Ich kann mit Ihnen nicht reden.

Um den Sachverhalt zu verstehen fang ich mal in der Vergangenheit an. Bis zu meinem 24. Lebensjahr wohnte ich im Hause meiner Eltern in Sachsen-Anhalt. ich war ein Einzel- und Wunschkind meiner Eltern. Ich wurde umsorgt und alles drehte sich nur um mich. Mir wurde alle Probleme des Alltags abgenommen. Ich brauchte mich um nichts zu kümmern.

Mit 24 zog ich dann in meine erste eigene Wohnung. Dies war 25km vom Wohnort meiner Eltern entfernt. Für meine Eltern brach eine Welt zusammen. Sie konnten und wollten nicht verstehen warum ich überhaupt ausziehe. Ich hätte es zuhause doch so gut und würde dort umsorgt und mir würde alles abgenommen.

In der neuen Wohnung genoss ich die neue Freiheit. Kurzum ich fühlte mich sehr wohl und fing an zu lernen ein eigenes Leben zu führen.

Nach 6 Montaen verlor ich meinen Job und mußte beruflich nach Baden-Württemberg umziehen. Nun war ich 540km von meinen Eltern entfernt. Für meine Eltern, speziell meine Mutter, brach erneut eine Welt zusammen.

Nachdem ich 4 Wochen in meiner neuen Heimat lebte bekam ich einen verzweifelten Anruf meiner Mutter in dem sie mir sagte das sie nicht mehr wolle und ich der Einzige wäre an dem sie noch hängt. Ich habe diesem Anruf damals keine so große Beachtung geschenkt da ich sehr mir mir selbst beschäftigt war. Ich mußte mich in meinem neuen Job zurechtfinden und hatte selbst mit Einsamkeitsproblemen zu kämpfen, welche ich durch den Besuch einer Selbsthilfegruppe ( SHG )schnell in den Griff bekam.

Durch den Beusch der SHG lernte ich neue Leute kennen und in meinem Leben ging es langsam aber stetig bergauf. Ich war nach den Anstrengungen der letzten Zeit wieder fröhlich.

Ein Jahr später bekam ich einen Anruf meines Vaters in dem er mir mitteilte das meine Mutter einen Selbstmordversuch unternommen hatte.

Nach 8 Wochen habe ich sie das erste mal im Krankenhaus besucht. Ein frühere Besuch war nicht möglich da sie unter dem Einfluss starken Beruhigungsmitteln stand und von ihrer Umgebung gar nichts mitbekam.

Ich war erschrocken über ihren Zustand. Sie war auf 37kg ( !! ) abgemagert. Eigentlich nur noch Haut und Knochen. Ich habe dann ein gespräch mit der behandelden Ärztin gesucht. Sie erklärte mir das meine Mutter unter einer schweren Form von Depression verbunden mit Essstörung leide. Erwähnen möchte ich ierbei auch das meine Mutter auch davor schon unter gesundheitlichen Problemen litt. Sie hat 1978 Hepathitis C bekommen durch eine verseuchte Blutkonserve und leidet außerdem an Osteoporose ( brüchige Knochen ).

In den darauffolgenden 2 Jahren war ich sehr viel für meine Eltern da. Ich bin einmal pro Monat zu Ihnen gefahren und habe mich um sie gekümmert. Ich habe mein eigenes Leben völlig zurückgestellt. Ich habe zu dieser Zeit auch das erste mal gemerkt was eigentlich in meiner Familie über die Jahre passiert war. Meine Eltern haben sich in ihren 31 Ehejahren nie wirklich miteinander beschäftigt und auch nie miteinander geredet. Das merkte ich vor allem daran das mein Vater so unselbstständig war wie ein Kleinkind. Er war plötzlich wärend des Krankenhausaufenthaltes meiner Mutter auf sich allein gestellt und kam mit dem Leben überhaupt nicht zurecht. Meine Mutter hatte bis dahin alles im Haushalt geregelt. Er hatte sich nie um etwas gekümmert.

Langsam aber stetig ging es mit mir bergab. Zuerst habe ich das gar nicht wahrgenommen. Ich war oft angespannt und ängstlich. Diese Situation verlangte mit sehr viel ab. Es kam immer öfter zu Streitigkeiten zwischen mir und meinen Eltern. Wenn ich mal meine Gefühle zeigte wurde ich dafür regelrecht verurteilt. Meine Eltern und hier forderten mich auf das ich Fröhlichkeit zeigen sollte. Tränen waren unerwünscht. Ich habe oft versucht mit meinen Eltern zu reden aber es war zwecklos. Ich wurde als problematisch hingestellt und mir wurde vorgewuorfen ich würde nicht verstehen wollen wie schlecht es meiner Mutter ginge.

Weil ich mit meinen Eltern nicht reden konnte versuchte ich es bei meinen damaligen Freunden. Überall stieß ich auf Ablehnung. Es hagelte Sätze wie: " Was ist von deiner Familie schon zu erwarten " .
Ich habe dann langsam angefangen alles zu verdrängen. Ich bin viel arbeiten gegangen. Meist sogar 6 Tage die Woche. Dies ging eine lange Zeit gut. Bis ich eines Tage nicht mehr konnte. Ich war psychisch und physisch am Ende. Aus der SHG war ich mittlerweile aufgrund von Streitigkeiten mit dem Gruppenleiter ausgetreten. Ich versuchte über eine Einzeltherapie, welche ich noch vor dem Selbstmordversuch meiner Mutter und den Austritt aus der SHG angefangen hatte, weiter an mir zu arbeiten. Diese Einzeltherapie hatte ich aufgesucht weil ich Schwierigkeiten hatte mir meine Homosexualität einzugestehen und damit umzugehen.

Ich bin bis heute in therapeutischer Behandlung. Ich mache nur kleine Fortschritte. Die Streitigkeiten mit meinen Eltern haben bis heute nicht abgenommen. wenn ich meine Eltern mal besuche herrscht dort ein Schweigen. Sie fragen mich nichts und wenn ich mal mit Ihnen reden will gibt es sofort Zoff.
Ich bin ein Mensch dem Kommuniktaion sehr wichtig ist. Meine eigenen Probleme sind mir über den Kopf gewachsen. Ich vermisse bis heute jemanden mit dem ich mal richtig reden kann. ich habe hier zwar Freunde die mich und meine Problematik kennen aber so richtig weiterhelfen können sie mir auch nicht. Ich erwarte das auch nicht von Ihnen.

Der letzte große Streit war Anfang 2008. Ich hatte 14 Tage Urlaub und war 4 tage davon bei mienen Eltern und den Rest in Berlin bei Freunden. Als ich von Berlin zurückkkam wurde ich von Eltern fertiggemacht. Sie warfen mir vor mir würde es zuhause nicht mehr gefallen und wir wäre keine richtige Familie mehr.

Das ganze hat mich hart getroffen. ich kann nicht verstehen warum meine Eltern so mit mir umgehen. Ich bin jetzt tief verletzt. Ich habe dann versucht mit Ihnen nochmal am Telefon zu reden. Es war zwecklos. Sie verdrängen das was passiert ist. Sie wollen, wie sie immer so schön sagen, zur Ruhe kommen.

Aufgrund meiner Therapie und dem Lesen von Fachliteratur versteh ich so langsam wo das Problem meiner Familie liegt und warum ich bis heute große schwierigkeiten habe Gefühle zuzulassen. Die Familie lebte schon immer nach dem Motto : Zeige und sprich nicht über deine Gefühle. Es war Ihnen wichtiger nach außen die heile Welt zu präsentieren als sich mal mit sich außeinanderzusetzen.

Auch wenn ich mir hier schon viele Fragen selbst beantworte so bin ich doch sehr verzweifelt. Ich hänge an meinen Eltern und wünsche mir das wir wieder mehr Kontakt miteinander haben. Aber ich weiß nicht wie das gehen soll. Ich habe Angst vor Ihnen. Ich kann mich gegen Ihre Anschuldigungen auch nicht mehr wehren. Mich ksotet das ganze sehr viel Kraft die ich doch so sehr für mich brauche.

Momentan bin ich in einer Stimmung das ich erstmal keine Kontakt mit Ihnen will. Ich bin tief verletzt. Aber ich weiß auch das das nicht die Lösung des Problems ist...

Was soll ich tun ?

Liebe Grüße Uwe

Anwort von Sabine

Hallo Uwe!

Wenn es so ist, dass Deine Familie Dich so weit runter reißt, dass es Dich psychisch fertig macht, dann würde ich Dir raten die Besuche nur noch auf das Nötigste zu beschränken. Es mag vielleicht hart klingen, da Du Deine Eltern schließlich über alles liebst, aber sie haben eine andere Lebenseinstellung als Du und wie Du selber immer wieder erfährst nach den Besuche, macht es Dich fertig bis krank.
Es ist Dein Leben und Du hast ein Recht darauf glücklich zu sein. Schütze Dich selber und genieße Dein Leben, wie es Dich glücklich macht. Gehe nicht einen Weg, der Dich krank und traurig macht. Lerne auch mit Hilfe des Therapeuten einzuschätzen, wie weit Du gehen kannst um Dir selber nicht zu schaden.
Die Gefühlsmauer, die Deine Eltern um sich gezogen haben, ist wahrscheinlich inzwischen so dick, dass Du alleine es mit Deiner Liebe kaum schaffen wirst so an sie heranzukommen oder sie zu veränder, wie Du es Dir wünscht. Du bist 30 Jahre und Deine eigene Persönlichkeit hat sich entwickelt.

LG, Sabine