Problem von anonym (w) - 20 Jahre

Mein Vater zieht uns alle runter

Hallo,

ich hoffe, Sie können mir helfen.

Es ist so - ich habe meinen Vater vor ein paar Jahren als unternehmungslustig, offen für Neues, ruhig und verständnisvoll in Erinnerung. Heute ist er nicht mehr so. Er ist extrem egoistisch geworden und scheint es zu genießen, sich wie ein Schwein zu benehmen. Er pfurzt durch die Gegend, schmatzt beim Essen, raucht, obwohl wir das nicht wollen (meine Schwester hat Atembeschwerden), gröhlt ständig frauenfeindliches Zeug und macht sich einen Spaß daraus, meine Mutter als dumm und faul zu bezeichnen, während er auf der Couch liegt.

Schon seit Jahren hab ich kaum mehr ein nettes Wort von ihm gehört. Kein Wort zu meiner abgeschlossenen Ausbildung, meinem Führerschein, überhaupt etwas. Stattdessen will er,dass ich die Dinge immer so mache, wie er sie gerne hätte, obwohl sie nur in seiner Realität so funktionieren (z.B. beim Führerschein hat er mich angekeift ich soll doch endlich meine Prüfung machen, obwohl ich dazu noch gar nicht die benötigten Stunden hatte). Es ist ja nicht so, dass ich ihm irgendeinen Anstoß dazu gebe. Ich habe meine Lehre gemacht, trinke nicht, rauche nicht einmal, bettel nicht um Geld und habe bodenständige Ziele (ich will arbeiten gehen und vorerst nicht ausziehen, was meine Eltern auch so wollen). Auch vom Verhalten her weiß ich nicht, was ihn stören könnte. Ich bin immer defensiv, immer ruhig, nie pampig...

Ich habe versucht mit ihm zu reden, aber es gibt kein Herankommen. Wenn ihm etwas nicht passt hört er nicht hin, und sich zu unseren Gunsten anpassen schafft er vielleicht einmal für eine oder zwei Stunden. Ich hab irgendwie das Gefühl als sei es ihm egal, ob es uns gut geht oder nicht. Ich für meinen Teil fühle mich richtig, richtig schlecht, obwohl es mir gut gehen sollte. Ich habe endlich die Schule hinter mir und kann ins Berufsleben starten, aber es ist als hätte sich alles zum Schlimmeren gewandelt. Mit jedem Tag an dem er uns grundlos zusammenstaucht, mit voller Absicht durch die Gegend pfurzt und schmatzt und uns als "dumme, wertlose Weiber" bezeichnet hasse ich ihn, ich sehe in ihm einen ekelhaften Pascha, der sich mit voller Absicht so aufführt, um seinen Spaß mit uns zu haben. Dabei gruselt es mir, so zu denken. Er ist mein Vater, aber was soll ich machen...?

Ich weiß wirklich nicht, was mit ihm los ist. Hat er Angst, dass ich ihn verlasse? Ich hatte ja schon vor zu bleiben...aber wenn er so weiter macht bleibt mir keine andere Wahl, befürchte ich. Ich verlange ja gar nicht viel, und das sage ich ja auch immer wieder. Ich will doch nur, dass das Familienleben harmonisch abläuft und nicht nur nach dem Motto "Alles, damit ER zufrieden ist". Das tut es zurzeit nämlich.

Ich hoffe, Sie wissen Rat. Meine Stimmung schwankt den ganzen Tag von Gut bis abgrundtief schlecht, und ich sehe im Moment keinen Ausweg. Ich will diesen Konflikt lösen, aber ich hab einfach keine Ahnung, wie ich das anstellen soll.

Liebe Grüße und im Voraus Danke!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ist im Leben Deines Vaters etwas passiert, dass er sich so gewandelt hat? Arbeitslosigkeit? Eine Erkrankung? Gibt es da eine Ursache? Ich weiß nicht, ob man sich ohne inneren Anlass vom verständnisvollen, ruhigen Menschen in einen Pasche wandeln kann.

Ich weiß, dass es sicher schwer fällt; dennoch kann ich nur raten, in Gesprächen mit ihm ruhig und sachlich zu bleiben. Und wenn er laut und beleidigend wird, nicht zuhören kann, würde ich die Situation verlassen und ihm sagen, dass wir darüber später sprechen können, aber eben nicht so, sondern in Ruhe.

Wie geht denn Deine Mutter mit ihm um? Meinem Mann würde ich mächtig die Leviten lesen, wenn er mich faul usw. nennen würde. Wenn das nicht reicht, kann man eine Liste machen mit Uhrzeit und Tätigkeit, die den eigenen Tag so füllen und ihn fragen, ob er überhaupt wahrnimmt, was man selbst alles tut? Ob er vielleicht bereit ist, den Alltag einmal zu tauschen und selbst meine eigenen Aufgaben übernehmen möchte, um zu sehen, was da eigentlich hintersteckt? Ein anderer Weg, ihm zu zeigen, dass man nicht faul ist, ist es, einfach mal faul zu sein. Mag widersprüchlich klingen, ich denke aber, dass es funktionieren kann. Das tun, was er euch immer vorwirft: nichts. Mal sehen, wie er dann nach ein paar Tagen denkt, in denen er nichts vor die Nase serviert bekam.

Wenn es so nicht funktioniert oder diese Dinge für euch einfach nicht umsetzbar sind, dann könnt ihr euch jederzeit an eine Familienberatungsstelle wenden, um euch helfen zu lassen.

Alles Gute!
Dana