Problem von Katrin - 40 Jahre

Starke Unsicherheiten, was tun?

Hallo,
ich (offene und selbstbewußte Frau) bin seid über einem 3/4 Jahr mit einem seid 3 Jahren von seiner Frau getrennt lebenden 42jährigen Mann zusammen. Inzwischen habe ich festgestellt, dass er große Minderwertigkeitskomplexe und Unsicherheiten hat, die so vermute ich, aus seiner Kindheit und seiner Ehe stammen. U.a. hat seine Frau ihn betrogen.

Nach einem Vierteljahr hat er bereits mehrmals unsere Beziehung in Frage gestellt, wertet mich zunehmend wörtlich ab und es gibt auch keinen Sex mehr. Zum Anfang unserer Beziehung war er genau das Gegenteil von heute. Er hat sich sehr bemüht und war engagiert. Mit der Zeit wurde es aber immer weniger, zwischendurch hatten wir sogar für 4 Wochen so gut wie keinen Kontakt, bzw. er wollte mich nicht sehen. Die Beziehungsarbeit geht größtenteils nur noch von mir aus.

Mir ist schon ziemlich früh aufgefallen, dass er oft sehr müde ist. Ich habe ihn auf seine Müdigkeit direkt angesprochen und auch ihm mein Gefühl mitgeteilt, dass ich vermute, dass er Depressionen etc. hat. Hinzu kommen aber noch andere Faktoren, die hier zu erzählen nicht notwendig sind. Außerdem ist er selbständig und damit sehr eingespannt. Er hat meine Befürchtung gut aufgenommen und wir konnten uns darüber unterhalten, wo er sich Hilfe holen könnte.

Weiterhin bittet er mich immer wieder, weiterhin offen und ehrlich mit ihm umzugehen und auch zu sagen was mich stört, damit er besser reagieren kann. Tue ich dies aber, wird er sauer, es gibt ellenlange Diskussionen, "ich würde alles zerreden und alles auf die Goldwaage legen". Ich würde gerne wissen, was er mit dieser Zuckerbrot-Peitsche-Methode bezweckt? Von ihm selber habe ich keine Antwort erhalten.

Seitdem habe ich mich ein wenig zurückgezogen, weil ich weiß, dass man mit depressiven Menschen behutsam umgehen muss. Ich denke, ich bin für seine Probleme nicht verantwortlich und ich habe ihm genug Liebe, Anerkennung und Unterstützung etc. gegeben.

Was mich verwundert ist, dass er immer wieder mir gegenüber, und das finde ich komisch und traurig, offen davon redet, dass er Minderwertigkeitskomplexe hat und sogar vor anderen Leuten in meinem Beisein sagte, dass er im Kopf krank wäre.... Geht es ihm schon psychisch so schlecht oder was steckt dahinter?

Letzte Woche fragte er mich, ob wir Freunde bleiben könnten, wenn es mit uns auseinander gehen würde. Ich fragte ihn gleich, was seine Frage soll und sagte ihm aber einige Tage später, dass ich einen Mann/Geliebten/Partner möchte und gute Freunde bereits habe.

Die Situation ist für mich inzwischen unbehaglich und ich habe Zweifel, ob ich diese Beziehung weiter führen soll (auch wenn er mir sehr wichtig ist), weil es mir nicht gut dabei geht. Schade, eigentlich ist er toller Mann und Mensch. Aber ich habe das Gefühl, dass er doch bindungsunfähig ist bzw. zu extreme Angst vor Bindung hat. Ich denke, dass er ein sehr schwieriger Fall ist und nur durch proffesionelle Hilfe seine Probleme lösen kann.

Ich habe das Gefühl, dass er nur darauf wartet, dass ich Schluß mache und an mir eigentlich nicht mehr interessiert ist. Ansonsten würde er ja solche Äußerungen nicht von sich geben, oder?

Was meint Ihr/Sie dazu? Ich wäre sehr dankbar für eine baldige Antwort.

Katrin

Anwort von Sabine

Hallo Katrin!

Klingt nach einer harten Nuss, Dein Partner.
Er selber merkst wahrscheinlich schon, dass irgendwas nicht mit ihm stimmt, so wie Du es beschreibst.
Er hat nicht nur die Punkte die Du ansprichst, sondern ich finde, dass er auch unsicher ist, wie Du es beschreibst.
Nach Außen hin der korrekte und perfekte Mann und wenn es an das Innere, die tiefen Gefühle geht, dann geht er immer weiter zurück. Kann es sein? Habe ich das richtig verstanden?
Je näher Du auf ihn zugehst und ihn versuchst lieb zu haben um so mehr entfernt er sich. Kann das sein?
Typisch Mann (ok nicht alle), aber er versucht es wahrscheinlich mit sich selber auszumachen, was er nicht versteht, anstatt darüber zu sprechen und sich zu lösen.
Leider kann man solche Männer nicht zwingen sich zu öffnen. Klar, kann es von der Kindheit her kommen und aus seiner Ehe. Auszuschließen wäre es nicht. Doch ihn jetzt in Sekundenschnelle zu öffnen oder zu knacken, ist fast unmöglich.
Du solltest Dir darüber klar sein, ob Du damit klarkommen kannst in Zukunft. Er wird immer mit Vorsicht zu genießen sein, was sein Gefühle betrifft (vermute ich mal). Wissen kann ich es nicht, aber für mich klingt es so in Deiner Mail.
Vielleicht braucht er wirklich professionelle Hilfe und schafft es nicht alleine. Ihn darauf anzusprechen wäre riskant, aber einer der Wege, die man gehen könnte.
Du könntest ihn auch einfach so weiterhin hinnehmen und versuchen damit zu leben.
Nur diese Entscheidung wirst Du alleine treffen müssen.
Du willst glücklich sein und leben. Mit ihm, wenn ich es richtig verstanden habe. Nur dafür sollte auch etwas von ihm kommen, denn sonst wirst Du ständig hinter oder vor ihm laufen, als nie als Partnerin neben ihm und seine Hand halten können. Er wird sie Dir auch reichen müssen oder wollen als Partner.

Lieben Gruß