Problem von fire - 26 Jahre

Vertrauensverlust und Aufmerksamkeitsdefizit

Hallo! Ich bin mit meiner Freundin nun seit ca. 2 Jahren zusammen, seit einem halben Jahr in einer gemeinsamen Wohnung. Am Anfang war eigentlich alles in Ordnung, nur seit einem Jahr hat es dann immer wieder Probleme gegeben. Ein Grund dafür ist sicher mein Hang zu Eifersucht und Mißtrauen. Ich habe in meiner Kindheit so gut wie nie das was man Aufmerksamkeit nennt, bekommen. Mein Vater ignoriert mich noch heute, wenn ich nach Hause komme, meine Mutter stellt mir wenigstens ab und zu eine Frage - Von sich aus ruft sie aber ebenfalls nie an. Besonders als Kind wurde ich von meinem Vater zu dem noch geschlagen, das ging bis hin zum Mund - Zuhalten mit Erstickungsängsten. Generell ist mein Vater ein sehr cholerischer Mensch , was das Zusammenleben mit ihm nicht sehr einfach gemacht hat. Ob diese Erfahrungen für unsere Probleme eine Rolle spielen, weiß ich nicht, jedoch haben sie bewirkt, dass ich - vor allem in der Beziehung zu meiner Freundin - ein sehr, sehr hohes Maß an Aufmerksamkeit erwarte. Da hat es mich natürlich sehr gestört, dass meine Freundin eine Neigung zum "Flirten" hat - Damit meine ich nicht Seitensprünge oder Bettgeschichten, sondern einfach lockere Unterhaltungen mit Männern, um es einmal so zu sagen, jedenfalls Dinge, die mich für einen gewissen Zeitraum ihrer Aufmerksamkeit berauben. Dazu kam, dass ich vor einem Jahr (beruflich)sehr viel zu tun hatte, daher kaum Zeit für meine Freundin hatte, was sie dazu genutzt hat, um andere Beziehungen zu pflegen. Vor gutem einem Jahr kam es zu einem gewaltigen Streit, nach dem wir durch viel Kraftaufwand beiderseits wieder zusammengekommen sind. Ich habe meiner Freundin von meinen Erfahrungen erzählt - Sie hat mir versprochen, zumindest die ((damals platonische)Beziehung zu ihrem Ex- Freund einzustellen ( Der war damals das größte Problem, mit dem hat sie sich nicht nur amüsiert, sondern auch Beziehungsprobleme besprochen) Ich habe ihr gesagt, dass für mich andere Männer in einer Beziehung nichts verloren haben, dass ich wisse, dass ich ihr damit viel abverlange, aber dass, wenn sie bereit ist, diese Tatsache zu akzeptieren, ich ihr den Himmel auf Erden geben kann ( Und das stimmt, ich kann sehr wohl zärtlich als auch unterhaltsam sein, rede gerne, bin immer für sie da und liebe sie über alles) Seit dem hatten wir mal gute, mal schlechte Phasen, bis wir uns an unserem Jahrestag - kurz vor Weihnachten - wieder einmal stritten. Grund war wieder die Zunahme der Zeit, die meine Freundin außer Haus verbracht hat. Im Zuge des Streits sind beiderseits sehr verletzende Worte gefallen, meine Freundin hat mir gesagt, ich würde ihr all ihre Freude am Leben nehmen, ich wiederum habe sie als "Schlampe" und "bösen Menschen" bezeichnet. Im aufgebrachten Zustand wohlgemerkt, ich habe mich selbstverständlich entschuldigt, denn weder das eine noch das andere denke ich von ihr. Das Problem ist, die Worte, die SIE zu MIR gesagt hat, haben mich so runtergezogen, dass ich bis heute mein Vertrauen in sie nicht wiedergewonnen hab'. Es ist das schlimmste für mich, zu hören, ich nehme jemandem die Lebensfreude, ich bin gewöhnlich ein unterhaltsamer und lebenslustiger Mensch und ich bin mit so einem Vorwurf noch nie konfrontiert gewesen. Er macht mich fertig. Auch wenn sich meine Freundin entschuldigt hat und gemeint, sie hätte den Satz nur in ihrer Wut gesagt, kann ich ihr bis heute nicht vertrauen und verfalle wegen jeder kleinsten Kleinigkeit in Mißtrauen. Ich frage sie mehrmals am Tag, ob ich ihr Freude bereite,vermute hinter jedem unzufriedenen Grummeln eine Attacke gegen mich und habe Angst, dass sie doch das denken könnte, was sie gesagt hat. In dem Fall könnte ich nicht mehr mit ihr zusammenleben. Die Situation momentan ist absolut kritisch, denn meine Freundin reagiert auf das Mißtrauen mit neuerlicher Gereiztheit und dann sagt sie wieder Dinge, die sie nicht gewollt hat ( Wie gestern z.B. ich würde ihr ungeheuer viel Kraft kosten) Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, ich bin ohnehin schon mißtrauisch und jetzt durch die Situation drohe ich vollkommen den Boden zu verlieren ( Abgesehen davon, dass meine Freundin schon wieder auf Distanz geht!) Ich habe außerhalb meiner Beziehung kaum Freunde, schon gar keine, mit denen ich über Probleme reden kann, nur so genannte "Gut Wetter Freunde" und meine Freundin ist der EINZIGE Mensch, dem ich von meinen Kindheitserlebnissen und Problemen mit meinen Eltern erzählt habe. Dadurch wird sie für mich so unglaublich wichtig, und die Angst sie zu verlieren, wird unerträglich

Bitte helft mir, ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll - Meine Eltern kann man nach all dem Erlebten, wie gesagt, vergessen und ansonsten habe ich sehr wenige Freunde und Bekanntschaften

Vielen Dank

fire

P.S: Zusätzliches Problem bei der momentanen Situation: Sowohl meine Freundin als auch sind arbeitslos und bekommen kaum Unterstützung von unseren Eltern, was uns auch nicht unbedingt weiterhilft

Anwort von Sabine

Guten Morgen!
Zum Teil hast Du Deine Verhaltensfehler schon gut erkannt und zeigst in Deinem Schreiben auch, dass Du sie ändern willst, aber es ist nie einer allein daran Schuld. Mit Deinem derzeitigen Verhalten kann es passieren, dass Du Deine Freudin in eurer Beziehung ersticken wirst. Da Du sie aber bereits über Deine Vergangenheit aufgeklärt hast, sollte sie auch lernen damit umzugehen. Ob sie es kann, wird die Zeit bringen. Auch Du solltest lernen, dass Deine Freundin an Deiner Seite sein will un dmit Dir leben will und Du wieder anfangen sollst ihr zu vertrauen. Wenn Du auch keine weiteren Freunde hast, dann lass ihr wenigstens die Freunde, denn auch die gehören zum Leben dazu. Vielleicht gibt es ja gemeinsame Freunde die ihr habt oder was ihr aufbauen könnt. In Gesprächen solltet ihr die Vorwürfe weglassen, um nicht einen Streit zu provozieren. Ihr solltet in aller Ruhe und nicht in Wut miteinander sprechen, denn dann fallen oft Worte, die nie so gemeint sind oder waren. Das dann wieder hinzubiegen ist oft viel schwieriger, als das Mißverständnis aus der Welt zu schaffen. Deine Freundin hat jetzt zur Kenntnis genommen, woher Deine Verhaltensweisen kommen, jetzt bist Du auch an der Reihe ihre Verhaltensweisen zu akzeptieren. Das sie gerne flirtet, ist natürlich für Dich schwer, denn die Aufmerksamkeiten, die sie dort in das Flirten steckt, sollten eigentlich Dir gelten, aber manchmal brauchen Frauen (natürlich auch Männer) Aufmerksamkeiten von Außen, damit sie sich bestätigt bekommen. Ich denke, dass machen viele. Nur es sollte nicht Überhand nehmen. Wenn es mal wieder Mißverständnisse zwischen euch gibt, oder etwas, was Dich oder sie stört,dann beginnt die Diskussion nicht in der Wut, sondern wartet erst einen Moment, bis sich die Gemüter einigermaßen beruhigt haben und sprecht dann darüber. Dann verläuft das Gespräch viel ruhiger. Manchmal hilft es schon, wenn man kurz nach draußen geht und ein paar Schritte läuft, um sich zu beruhigen.
Wenn ihr eure Beziehung aufrecht erhalten wollt, dann müßt ihr lernen mit den Fehlern des anderen umzugehen. Nobody is perfect. Ihr seid seit 2 Jahren zusammen und kennt euch nicht erst seit gestern. Deine Arbeitslosigkeit erschwert das ganze natürlich noch, denn Dir fehlt eine Aufgabe. Du könntest ihr die Hausarbeit so lange abnehmen um ihr zu zeigen, wie wichtig Dir euer Zusammensein ist. Vielleicht könntest Du auch einer Sportart nachkommen. In einem Verein lernt man auch viele Leute kennen und Du könntest einen Freundeskreis aufbauen.

Alles Gute!