Problem von Anonym - 25 Jahre

Bin ich zu egoistisch?

Hallo liebes Kummerkasten- Team...
eigentlich weiss ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Am besten am Anfang... Ich bin jetzt seit fast einem Jahr verheiratet und wir beide wünschen uns nichts sehnlicher als ein Kind. Nachdem wir es fast 1 Jahr erfolglos versuchten, ging ich von Mai- Juni 2004 fast wöchentlich zum Gynäkologen, der sämtliche Poren und Öffnungen von mir untersuchte und zu dem Ergebnis kam, das bei mir alles in bester Ordung ist. Also liegt es, laut Arzt, nicht an mir. Ich versuchte meinen Mann dann, auf Anraten des Frauenarztes, dazu zu überreden, sich doch einmal vom Urologen durchchecken zu lassen und ein Spermiogramm zu machen. Nach fast einem Jahr Bitten und Betteln, erklärte er sich nun damit einverstanden und ging vor ca. 1 monat zum Arzt. Er wurde kurz abgetastet, ein Ultraschall wurde gemacht und er musst in`s Becherchen...naja, ihr wisst schon. Als dann das Ergebnis kurze Zeit später kam, war ich, ehrlich gesagt, am Boden zerstört. Er hat gerade mal 0,3 % lebende Spermien und die wären im Unterleib der Frau sehr wahrscheinlich nicht überlebensfähig. Er liess sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Der Arzt bat um ein neues Pröbchen, falls mein Mann vielleicht ausgerechnet an diesem Tage einen Virus oder sonstiges hatte. Aber, ich hatte keine Chance, ihn zu einem erneuten Spermiogramm zu überreden. Er weigert sich strikt. Naja, dachte ich mir, wenn er unbedingt auch ein Kind will, wird er schon zu Arzt gehen. Heute war ich dann bei meiner Schwägerin im Krankenhaus, da sie entbunden hat... ich war so fertig, als ich die beiden Eltern so glücklich vereint sah, mit dem kleinen Wurm in Arm. Meine Trauer wandelte sich dann in Wut auf meinem Mann. Warum, weiss ich nicht. Ich könnte nur noch hier sitzen und heulen. Ich habe meinen Mann im Krankenhaus beobachtet. Von ihm kam nichts, keine Gefühlsregung, keine Trauer, keine Freude...gar nichts. Ich habe mich da furchtbar hineingesteigert das er mich unter vier Augen darauf ansprach, was mit mir los wäre....Ich sagte darauf hin : Es macht mich einfach fertig, das die beiden ein Baby bekommen haben und so glücklich sind und du gibst dir keinerlei Mühe unser Familienglück in irgendeiner From zu vervollständigen. Er wurde sehr böse, fauchte mich regelrecht an und stauchte mich zusammen : Wenn es an der Zeit ist, werden auch wir Eltern. Ich soll mich nicht so anstellen und mich doch lieber für die Zwei freuen. Leicht gesagt, finde ich. Ich meine, ich freue mich riesig das ich Tante geworden bin, aber ich beneide sie auch ganz schrecklich. Ihr wollt jetzt sicherlich von mir wissen, was überhaupt meine Frage ist, oder? Ich weiss es selber nicht. Mir geht soviel und doch sowenig durch den Kopf. Warum reagiert er so allergisch auf eine harmlose Untersuchung? (In das Becherchen ... muss er ja noch nichtmals in der Praxis, das kann und hat er sogar daheim gemacht) Warum akzeptiert er nicht, das ich Klarheit möchte, ob wir jemals ein Kind auf natürlichem Wege bekommen können, denn es geht um unser beider Zukunft? Bin ich zu egoistisch, oder verlange ich denn zu viel von ihm? ich weiss nicht, wie es weitergehen soll...Wenn ich mal ganz ehrlich sein soll, dann habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, ihm anzudrohen fremdzugehen. Aber das würde ich niemals tun, weil ich ihn dafür zu sehr liebe als ihn verbal zwecks Androhung oder physisch zwecks Fremdgehen zu provozieren. Aber mit dem Gedanken gespielt, habe ich schon. Einfach nur, um ihn einmal genauso zu verletzen, wie er es mit mir momentan seelisch macht...Einfach nur, um von ihm mal eine klare Aussage oder ein klares Gefühl zu bekommen...Einfach nur, um ihn genauso in die Leere laufen zu lassen, wie er mich.
Biite helft mir, denn ich weiss nicht mehr ein noch aus...
Viele liebe Grüsse
Eure Jule

Anwort von Sabine

Hallo!

Dein Mann kennt Deinen Wunsch eines Kindes und respektiert ihn bestimmt. Die erste Mitteilung des Arztes hat ihm wahrscheinlich ein wenig Angst gemacht oder ein wenig seine Männlichkeit genommen. Ich weiß nicht so recht, wie ich es ausdrücken soll.
Versuche Dich einmal in die umgekehrte Situation zu versetzen. Die Ärzte hätten festgestellt, dass Du keine Kinder bekommen kannst und mit ihm ist alles in Ordnung. Nur dieses Gefühl vermittelt Dir vielleicht annähernd, was in ihm vorgehen kann. Ob er wirklich Kinder will, dass weiß ich nicht. Ist er gekränkt und verletzt oder will er gar keine Kinder? Ich kann Dir diese Frage nicht beantworten, aber diese erste Mitteilung von dem Urologen ist schon heftig für einen Patienten. So finde ich zumindest. Du bist sehr verbohrt darauf ein Kind zu bekommen. Du liebst aber auch Deinen Partner. Vielleicht solltest Du versuchen hier eine Mitte zu finden. Lass es auf Dich zukommen. Dränge ihn nicht zu sehr, denn das kann ihn schneller entfernen als dem Traum näher zu kommeng. Es lässt sehr schnell verzweifeln, wenn man unbedingt etwas erreichen möchte und man nicht weiterkommt.

Lieben Gruß