Problem von anonym - 20 Jahre

Angst um meine Schwester

Hallo ihr lieben, ich habe ein Problem es geht nicht um mich, sondern um meine Schwester.

Dies schilder ich euch jetzt mal kurz, also sie ist 16 jahre und lässt nichts und niemand an sie ran. Sie schwänzt seid Wochen die Schule, kommt spät oder garnicht nachhause, meldet sich hier kaum, telefoniert nur noch mit Jungs, ihr Zimmer sieht unter aller Sau aus und ist super Frech zu meinen Eltern und das größte Problem ist, dass ich sie erwischt habe mit einem Schnuller im Mund beim schlafen..
Früher haben wir überalles geredet..doch jetzt blockt sie nur noch ab.
Sie redet mit niemanden und wenn den fängt sie an rum zuschreien..
könnt ihr mir helfen? Was könnte ich tun..?

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Es ist immer schlimm, wenn man als Verwandte so hilflos mit ansehen muss, wie sich ein Mensch total verändert und komplett blockiert. Das Problem: egal, was du zu ihr sagst, es wird Druck erzeugen. Und Druck erzeugt immer Gegendruck. Das bedeutet, dass, wenn du sie auf ihre Probleme ansprichst und ihr erklärst, dass du dir Sorgen machst, immer gleich eine total genervte Abwehrhaltung drauf folgen wird.

Deine Schwester HAT ein Problem, aber sie will nicht drüber reden - oder kann es nicht. Vielleicht fehlt ihr Vertrauen, vielleicht denkt sie, dass jeder sie nur "auf den richtigen Weg" bringen will oder zumindest ihr "ins Gewissen reden" möchte. Und natürlich meidet sie all diese Menschen dann, denn mit dem eigenen Unvermögen konfrontiert zu werden oder Mitmenschen Sorgen zu bereiten, ist alles andere als angenehm.

Ich würde dir also raten, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Verdiene dir ihr Vertrauen zurück. Hol sie zu dir, koch ihr was Schönes, macht was zusammen, zB Kino oder so. ("Hey, ich hab ne Kinokarte übrig, magste mit?") Und die Problemthemen sind absolut tabu erstmal. Sie muss merken, dass sie sich in deiner Gegenwart entspannen kann, dass du nicht andauernd an ihr rummäkelst. Von dir fordert es Geduld. Sie muss erst bereit zum Gespräch sein. Du musst gut hinschauen und hinhören. Es kann ein paar Wochen, ja sogar Monate dauern, bis sie genug Vertrauen gefasst hat, mit dir auch mal zu reden. Sie braucht dich erstmal als "Oase"...und vielleicht, wenn sie bei dir genug Kraft schöpfen kann, rückt sie auch mit den Themen raus, die sie belasten. Sie darf nur nicht das Gefühl haben, du seist "Elternersatz" oder "Erzieher" für sie. Dann schert sie dich mit allen über einen Kamm, die sie kritisieren...und du hast verloren.

Zeig ihr, dass du sie lieb hast und dass du sie bei dir haben möchtest, dass sie bei dir Ruhe findet und nicht abgewertet wird, dass sie so angenommen ist, wie sie ist. Und DANN kommt irgendwann der Punkt, wo sie die harten Fronten gegen dich fallen lässt. Und dann ist auch ein Gespräch möglich. Ich würde erstmal warten, ob sie nicht von selbst mal anfängt. Falls nicht, hab wirklich Geduld und sprich sie erst drauf an, wenn du merkst, dass sie das Gespräch auch weiter führen will.

Sollte sie von Anfang an sagen: "NEEE! Du willst mich ja nur auch wieder erziehen!!", kannst du zB auch sagen: "OK, lass uns einen Deal machen. Wir unternehmen ab und an was zusammen, einfach als Schwestern und das besagte Thema ist tabu." Erkläre ihr, dass es dir nur um SIE geht. Deine kleine Schwester.

Ich weiß, das ist schwer. Aber es hat keinen Sinn, ihr jetzt eine Therapie vorzuschlagen oder sie zum Arzt zu schleifen oder mit den Eltern zusammen auf sie einzureden...das wird in ihr nur sämtliche Fensterläden zuklappen und es wird keinen Zugang mehr zu ihr geben.

Ich wünsche dir die nötige Geduld und das Durchhaltevermögen. Wenn dir deine Schwester das wert ist, nimm dir Zeit und beginne, ihr langsam eine feste Brücke zu bauen, auf der sie stehen kann.

Viel Erfolg!

Liebe Grüße,

Dana