Problem von Unbekannt - 16 Jahre

Das Leben hat keinen Sinn mehr

Marina Anwort von Marina

Hallo Lieber Unbekannte,

ich habe deinen Namen und Text gelöscht, ich denke, du wirst noch in etwa wissen, was du geschrieben hast. Erstmal bin ich sehr froh, dass du dich dazu entschlossen hast uns zu schreiben, auch wenn du die Befürchtung hast, wir könnten dich nicht ernst nehmen.

Was du schreibst klingt schon fast beängstigend, ich kann fast spüren, wie schlecht es dir geht und es scheint, als hättest du schon aufgegeben. Aber es ist noch nicht vorbei. Auch wenn es jetzt erstmal platt und abgedroschen klingt. Jeder hat die Möglichkeit sein Leben zu beeinflussen. Ich bin mir nicht sicher, welchen Rat ich dir zuerst geben soll, deshalb fange ich am Anfang an. =)
Es ist nicht weiter schlimm eine Ausbildung nicht zu beenden. Du hattest einen guten Grund, warum solltest du dein Leben mit etwas verbringen, was dir keinen Spaß macht. Darauf hätte ich auch keine Lust. Was allerdings wichtig ist, sitz nicht untätig herum, gibt es denn etwas anderes, was dir Spaß machen würde? Du kannst dich auch für ein Praktikum bewerben, um dir etwas anzusehen, damit dir das Gleiche nicht noch mal passiert. Es ist immer gut eine Grundlage und Regelmäßigkeiten in sein Leben zu bringen, ein bisschen Struktur kann einem das Gefühl geben sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, seinem Leben einen Sinn zu geben. Dazu kann unter anderem auch eine Sportart gehören. Es lässt sich aus deinen Zeilen herauslesen, dass du manchmal zu Aggressionen neigst. Ich kann dich beruhigen, das geht mir auch manchmal so, zum Beispiel erst vor einem halben Jahr, ich hatte ziemlich viel Stress und mir ist alles über den Kopf gewachsen. Ich wollte immer auf etwas einprügeln und habe meine Eltern teilweise angeschrien. Dann habe ich mich dazu entschieden wieder Sport zu treiben, etwas, das mir nicht nur Spaß macht, sondern mich auch auspowert und seitdem geht es mir nicht nur körperlich besser, sondern ich habe fast nie das Bedürfnis auf etwas einzuschlagen. Ich gebe zu, Sport ist auch oft eine Kostenfrage, aber ich kann dir den Tipp geben bei den Universitäten in deiner Nähe mal das Programm anzusehen, das ist auch für Externe relativ günstig.
Bei deinen sogenannten „falschen Freunden“ hoffe ich doch, dass du dich von denen distanziert hast und deine Zeit lieber mit richtigen Freunden verbringst, auf die du dich verlassen kannst. Das wäre jetzt sehr wichtig für dich, insbesondere, weil du geschrieben hast, dass zwei deiner geliebtesten Personen im Krankenhaus liegen, ich hoffe, dass es deiner Oma und Tante etwas besser geht. Es ist immer traurig und schwer zu ertragen, wenn geliebte Menschen im Krankenhaus liegen und man nicht weiß, wie lange das geht, ob es ihnen noch mal besser gehen wird. Leider passieren solche Dinge, den einen früher, den anderen später und bei dir trägt es noch dazu bei, dass du dich noch schlechter fühlst.
Nutze die Zeit sie im Krankenhaus zu besuchen, mit ihnen zu reden. Es wird dich zum einen wahrscheinlich traurig machen, aber du liebst sie immerhin und es ist besser die Zeit zu nutzen.
Etwas Ähnliches kann ich dir auch zu deiner Mutter sagen, du schreibst, sie versteht nicht, dass du nur ausziehst, damit sie mehr Freiheiten hat, damit sie ihr Leben wieder ordnen kann. Hast du ihr das mal gesagt? Hast du mit ihr mal darüber gesprochen, wie wichtig sie dir ist und dass du sie nicht verletzen willst? Ich kann mir vorstellen, dass das nicht einfach ist. In dem Alter wollte ich mit meinen Eltern nicht unbedingt darüber reden, dass ich mich von aller Welt verlassen und einfach nur schlecht fühlte. Aber im Nachhinein gesehen wäre es nicht schlimm gewesen und sogar eher hilfreich. Es klingt doof, wenn ich dir sage, dass ich die Gefühle, die du beschreibst, zum Thema: Warum gerade ich und wieso habe ich die bekannte „Ar***karte“ gezogen?
Ich dachte auch mal, es würde nie besser werden. Und es ist besser geworden. Manchmal heißt es Augen zu und durch. Manche Menschen haben es leider nicht so leicht und das kann sich niemand vorher aussuchen. Aber jetzt heißt es stark bleiben und wieder anfangen sein Leben in die Hand zu nehmen. Willst du dich denn davon bestimmen lassen, was dir passiert ist und immer noch passiert? Sicher, es prägt dich uns es sind Erfahrungen, die dich formen. Aber du hast immer noch selbst in der Hand in welche Richtung es gehen soll. Pack die Sache an, fang mit kleinen Dingen an. Unternimm etwas, das dir Spaß macht und wenn du anfängst wieder darüber nachzudenken, was gerade passiert und dass du dich schlecht fühlst, versuche diesen Gedanken nicht zu sehr hinterher zu hängen. Du bist stark und ich bin mir ganz sicher, du schaffst es auch das Gute in den Dingen zu sehen. Da bin ich mir ganz sicher.

Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen und wenn etwas sein sollte oder du jemanden brauchst, der dir zuhört, dir einen Rat gibt, kannst du auch gerne noch mal schreiben, ich werde nach dir Ausschau halten.
Ganz Liebe Grüße
Marina
(PS: Wenn du auch die Antwort gelöscht haben möchtest, schreib bitte eine Mail, dass das hier gelöscht werden soll =) )