Problem von Bodo - 36 Jahre

Wie in der Beziehung weitermachen?

Hallo alle zusammen!



Ich hatte euch zu dem Problem schon zweimal geschrieben. Vermutlich hattet ihr einfach nicht die Zeit mir zu antworten. Trotzdem möchte ich es gerne noch einmal probieren und versuche das Problem diesmal kürzer zusammenzufassen.


Seit zwei Jahren beschäftigt mich (36) wiederholt ein Problem in meiner Beziehung und je öfter es auftritt, um so mehr scheint es mich von meiner Freundin (23) zu entfernen. Ich bin seit drei Jahren mit ihr in meiner allerersten Beziehung zusammen. Da ich mir all die Jahre vorher massiv selbst im Weg gestanden habe, hatte ich bis zwei Monate davor keinerlei Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht. Sie dagegen war innerhalb der zwei Jahre davor seit ihrem ersten Mal wohl sehr lebhaft, inklusive einer achtmonatigen Beziehung.

Trotz meiner damaligen Anfangsskepsis ihr gegenüber (Altersunterschied, bis dato nicht mein Typ) habe ich mich damals auf eine Beziehung mit ihr eingelassen und mich sehr bald auch richtig in sie verliebt. Seit zwei Jahren leben wir in einer gemeinsamen Wohnung, waren sehr schnell bei vielen Dingen auf einem gemeinsamen Nenner (Kinder, Zukunftsplanung) und gelten anscheinend bei einigen als "vorbildliches", glückliches Paar. Wir haben zwar durchaus auch (seltene) Auseinandersetzung aber so richtig gekracht hat erst zwei oder drei Mal und wir haben immer sehr schnell und sehr ruhig zueinandergefunden.
Sie ist ein sehr warmherziger, führsorglicher Typ und ich versuche sie wo ich kann im Studium aber auch anderswo (z.B. Sport) zu unterstüzen und zu ermutigen und zeige ihr auch immer wieder auf verschiedene Arten wie wichtig sie mir ist und was ich für sie fühle. Angeblich ist sie glücklich mit mir.

Trotzdem verguckt sie sich regelmäßig in Kommilitonen oder Mitarbeiter an ihrer Uni. Bisher gab es das etwas 8 oder 9 mal. Mal passiert es während mehrtägigen Exkursionen, mal während ihrer Arbeit an ihrem Institut und immer scheint es sehr emotional für sie zu sein. Und auch mit schlechtem Gewissen mir gegenüber verbunden. Wirklich passiert ist anscheinend nie etwas, wobei ich denke, dass es mindestens in einem Fall daran lag, dass ihr Schwarm im letzten Moment auf Abstand ging.

Sie versucht diese Dinge immer vor mir zu verheimlichen aber irgendwie merke ich dann doch immer was. Jedesmal kommt es zu einer Aussprache und jedes Mal versichert sie mir, dass sie mich liebt, mit mir ihre Zukunft verbringen will und dass es ab jetzt besser wird.
Und jetzt ist es doch mal wieder so weit. Ich weiß nicht wer es ist aber es muss jemand sein, der wie sie in zwei Monaten für zwei Wochen auf eine Exkursion ins Ausland fährt.

Ich bin traurig, verletzt und resigniere immer mehr. Langsam aber sicher geht mir die Kraft aus, da ich seit zwei Jahren in einem Gefühl permanenter Unsicherheit lebe. Auch aufgrund meines Alters, meines sehr späten "Starts" in das Thema Beziehungen, Sex usw. und meiner Wünsche für die Zukunft (Kinder, Familie, Sicherheit, ...). Ich liebe sie sher und bin mir sicher, dass sie eigentlich mich auch liebt aber ich habe nicht die Kraft für einen Schrecken ohne Ende. Und ehrlich gesagt habe ich Zweifel, dass sie mir treu bliebe, wenn sich mal die Gelegenheit ergeben würde ihre Wünsche in Tat umzusetzen.



Für einen Ratschlag wäre ich sehr, sehr, sehr dankbar.

Danke und viel Grüße

Bodo

Judith Anwort von Judith

Lieber Bodo,

Danke für Deine Geduld. Ich weiss, es kann frustrierend sein, wenn wir nicht gleich beim ersten Mal antworten… Umso mehr schätze ich, dass Du nicht wütend wirst, Verständnis zeigst für unsere Überarbeitung und unsere Situation, und es einfach noch einmal versuchst. Und diesmal klappt es ja, ich werde versuchen, Dir einen Rat zu geben.

Deine Art, wie Du uns angeschrieben hast (ruhig, verständnisvoll, durchaus reflektiert und versöhnlich) ist auch Deine Art mit Deiner Freundin umzugehen. Du machst nicht den Eindruck, als würdest Du mal wütend oder sauer, geschweige denn aufbrausend. Du bist ein realistischer, erwachsen und klar denkender Mann, der Konflikte meidet und irrationales Handeln scheut, wenn mich nicht alles täuscht. Das ist eine Eigenschaft, die sehr zu schätzen ist. Du machst den Eindruck, sehr angenehm im Umgang zu sein.

Allerdings scheint das auch eine Kehrseite zu haben. Kann es sein, dass Du Dir manchmal zuviel gefallen lässt? Dass Du nichts sagst, damit die Harmonie bestehen bleibt? Dass Du gern Kompromisse schliesst? Der Eindruck entsteht nämlich bei mir ein wenig. Du versuchst Deine Freundin zu verstehen – aber hast Du ihr schonmal klipp und klar gesagt, wie sehr Dich ihr Verhalten verletzt? Ist sie sich darüber bewusst, was für einen tollen Fang sie vor 3 Jahren mit Dir gemacht hat, und dass sie en aufs Spiel setzt? Weiss sie, dass sie mit Dir einen stablilen, loyalen, liebenden Partner hat, und weiss sie, dass auch sie diese Beziehung pflegen muss und nicht nur nehmen kann?

All das weiss sie nur, wenn Du es ihr klar machst!

Natürlich kann man seine Gefühle nicht unterdrücken. Und sicher spielt auch das Alter eine Rolle: mit 23 blickt man oft noch etwas unbedarfter in die Welt und ist etwas leichtfertiger als mit 36. Aber wenn sie Dich liebt, sollte auch sie sich Dir annähern und auf Deine Bedürfnisse eingehen.

Also machen den Schritt und sprich mit ihr. Sag ihr, was diese ewige Flirterei mit Dir macht, dass es Dir stinkt und Du das nicht mehr möchtest. Sag ihr, dass Du sie liebst, aber keine Lust auf dieses Gefühl hast und dass sie zu Dir stehen soll. Du bist kein „Back up“ für sie, den sie sicher hat, solange kein Interessanterer vorbei kommt, sondern Du bist die Nummer 1, mit der sie auch ihr Leben planen möchte. Sollte sie Zweifel haben, sollte es ihr zu schnell gehen, sollte sie noch nicht bereit dafür sein, dann müsst ihr darüber sprechen. Das ist sicher kein leichtes Gespräch, aber besser so, als dass man nebeneinander her lebt und sich dann durch irgendeine Dummheit wie einen Seitensprung entzweit.

Ich wünsche Dir viel Stärke und alles alles Gute. Ich hoffe, ihr packt das, und mit etwas Kommunikation und Verständnis füreinander findet ihr euren Weg.

Falls nicht, lieber Bodo; falls ihr Euch trennen solltet, wirst Du auch Deinen Weg gehen. Da bin ich mir ganz sicher.

Lieber Gruss.
Judith