Problem von Anonym - 34 Jahre

Gefühl nicht richtig zu sein

Hallo! Obwohl ich schon 34 Jahre alt bin und eine tolle Familie (2 Kinder) gegründet habe, bin ich mit diesem Problem doch auf mich alleine gestellt.
Vor ca. 1 Jahr hat mich mein Lebensgefährte, mit dem ich seit 10 Jahren zusammen lebe, mit seiner Arbeitskollegin betrogen. Es war eine sehr harte Zeit für mich und meine Kinder. Nach einem halben Jahr ist er zu uns zurück gekommen und ich habe ihm verziehen. Jedoch vergessen kann ich diesen Vertrauensbruch niemals. Wir haben über das "Warum" gesprochen, aber eine konkrete Antwort habe ich nie erhalten. Seither sind wir uns aber näher denn je und auch sonst schätzen wir unsere Liebe viel mehr.
Meine Schwiegermutter ist von unserer Versöhnung nicht begeistert. Wir haben kein gutes Verhältnis. Sie hat sehr oft versucht einen Keil zwischen uns zu treiben, mit Intrigen und übler Nachrede. Das erste Mal nach unserer Versöhnung hat mein Lebensgefährte ihr die Meinung gesagt und zu mir gestanden. In der Trennungszeit, als ihre Enkel sie gebraucht hätten, hat sie sich nicht einmal bei mir oder den Kindern gemeldet. Im Nachhinein unterstellt sie mir, ich hätte den Kontakt verboten. Obwohl mein Partner um das angespannte Verhältnis weiß, erwartet er, dass ich auf sie zu gehen soll, sie zusammen mit den Kindern besuchen, Familienfeiern, etc. Ich habe das Gefühl ihm weh zu tun, wenn ich es nicht tue. Aber mir tut es weh und ich finde es sooo unfair, da ich ihr nie etwas getan habe. Die Konstellation der Trennung, die ständigen bösartigen Stichelein und auch leider meine eigene Familile geben mir das Gefühl nicht richtig zu sein. Nicht den Ansprüchen derer genüge zu tun, die mich doch eigentlich so lieben sollten wie ich bin, oder?
Meine Familie, damit meine ich meine Eltern und zwei Geschwister sind mir keine Hilfe. Im Gegenteil! Ich weiß einfach nicht, wie ich alleine mit diesem Gefühl "falsch" zu sein, umgehen soll.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo,

Vielleicht versuche ich Dir zuerst einmal einen möglichen Grund für das "Warum" zu geben: Die Arbeit, für die wir uns bezahlen lassen, lässt uns emotional mehr Freiraum, als der Teil unseres Lebens, dem wir uns auch ohne Bezahlung verpflichtet fühlen.
Im Arbeitsleben "beweisen" wir uns: und spüren dort die Anerkennung! Wir werden beliebt? Werden befördert? Verdienen mehr?
Das Privatleben läuft ganz anders: Du kannst zwar einen Schlesier zum Oberschlesier befördern! Einen Studienrat zum Oberstudienrat! Und der fühlt sich dann vielleicht sogar "besser"!
Aber was "befördert" eine Mutter? (Fehlanzeige! :-( )
Was befördert einen Vater? Ebenso: Fehlanzeige!

In der Familie müssen wir uns finden. Meist ohne dafür Anerkennung ernten zu können! Es sei denn, wir ernten unsere Anerkennung aus den ganz kleinen Gesten: aus einem Lächeln! Einem Streicheln! Einer Umarmung! Einem spontanen Kuss!
Und aus dem, wo unser Partner mit uns gemeinsam tut, was die Familie zusammen hält.

Viele finden zuerst die Verpflichtung! Die Aufgabe! Die Mühsal :-(

Es gab eine ganze Generation, die "Familie" gaanz weit hinten angestellt hat, weil es dem individuellen Menschen doch vor allem auf "Selbstverwirklichung" ankommt!

Das mag Deinen Partner damals "verlockt" haben? Sicher weiß ich nix!

Das mit den Schwiegermüttern kenne ich zur Genüge :-( Von beiden Seiten!
Deine Schwiegermutter wird Dir sogar die Schuld daran geben, dass "ihr Sohn" euch im Stich gelassen hatte?!

Ich denke, dass er Dir vielleicht niemals ganz erklären kann, was ihn zu einer Anderen getrieben hat! Aber selbst, wenn er Dir nicht seine ganze Liebe geben kann (tut er nicht, solange er von Dir außer Deinem Verzeihen auch noch Entgegenkommen fordert!):

Du hast Anspruch auf seinen Respekt, seine Hochachtung und seine Vertrauenswürdigkeit!

Nichts an Dir ist "nicht richtig"!

Wo er Deine Versöhnung erlangt hat, hat er doch auch die Verpflichtung, es seiner Mutter klar zu machen, dass er der "Beschenkte" ist!
Dass Dich kein Vorwurf treffen kann!

Alles Liebe,

Bernd