Problem von N. - 22 Jahre

ich sehe mein kind und fühle nichts mehr

Hallo liebes kummerkasten team,

Ich bin wirklich keine schlechte mutter meinen kindern geht es gut. Doch der kleine 2jahre fast 3.Bereitet mir mittlerweile soviele sorgen.... ich habe ziemlich alles ausprobiert ich war mit ihm im kinderzentrum ich war mit ihm bei der ergotherapie und bei unzähligen kinderärzten... egal was ich tue er stellt immer mehr an... er nimmt überhaupt nichts an... er hört auf nichts und niemanden... und er war als baby schon ein schreikind. Ich weis einfach nicht weiter ich bin mittlerweile an einem punkt angelangt an dem ich nie dachte das ich jemals so sein kann... ich liebe meiner kinder doch seit einigen wochen spüre ich absolut nichts mehr wenn ich ihn an sehe... bei meinem großen ist das nicht so ich liebe ihn überalles.... doch ich erschrecke vor mir selbst, dass ich bei meinem kleinen nichts mehr fühle, mir fehlt absolut die kraft, ich denke ständig darüber nach ihn ins heim zu bringen, weil ich nicht mehr kann... ich weiß einfach nicht mehr weiter und hoffe ihr habt einen schnellen hilfreichen rat für mich ohne mich zu verurteilen... vielen dank im vorraus...
Liebe Grüße N.

Dana Anwort von Dana

Liebe N.

Bevor ich dir antworte, möchte ich dir gerne ein wenig Druck nehmen: ich verurteile dich keineswegs und ich denke, jeder, der das liest, kann wenigstens im Kleinen verstehen, was in dir und bei dir passiert, auch wenn wir das sicher nicht wirklich nachvollziehen können, unter welchem Stress du stehst.

Du bist keine schlechte Mutter. Du bist nur völlig ausgelaugt.

Ergotherapie und Kinderärzte sind das eine, Neurologen und Psychiater wären das andere. Ich bin zwar Laie, aber das, was du beschreibst, könnte auf mehr als "Ungezogenheit" oder "psychische Unzulänglichkeit" hindeuten. Hast du dein Kind mal auf verschiedene Arten des Autismus testen lassen? So, wie du seine Reaktionen, bzw seine Nichtreaktionen beschreibst, klingt es so, als revoltiere dein Kind gegen sein Umfeld.

Ich frage deshalb, weil ich eine Bekannte habe, deren Sohn einen gewissen Grad von Autismus zeigt. Bis er zweieinhalb war, wurde das nicht erkannt, auch von Ärzten nicht. Der Kleine (ich habe ihn damals selbst erlebt) war einfach unzugänglich, tat Dinge, die ihm verboten worden waren, reagierte nicht auf neue Verbote, selbst nicht auf Klapse auf den Hintern, wenn die Mutter einfach nicht mehr konnte. Er konnte sogar eine Waldorfschule besuchen, bei der man auf seine Erkrankung Rücksicht nahm. Mittlerweile müsste er so 18 sein... Das Leben war auch weiterhin hart, da dieses Kind nichts zurück gab, aber die Eltern bekamen Hilfe, wie sie damit umgehen müssen. Diese Kinder brauchen zB eine liebende Hand und ganz klare Strukturen. Sobald die Strukturen auch nur etwas verschoben sind, fühlen sie sich entwurzelt und lassen das in Aggressionen raus. Das geht hin bis zum schreienden Runterziehen der Tischdecke oder dem Runterschmeißen des Mittagessens, dem mutwilligen Zerstören von Spielzeug oder der Selbstverletzung. Es gibt auch verschiedene Formen des Autismus. Manche sind stärker ausgeprägt, manche weniger stark. Es gibt durchaus Kinder, die auf ihr Umfeld "fast normal" reagieren, aber dann, wenn bestimmte Muster nicht mehr im Tagesablauf erkennbar sind, austicken.

Ich möchte dir daher raten, wirklich jede Möglichkeit auszuschöpfen, um sicherzustellen, dass er nicht krank ist. Daher wäre ein Besuch bei Spezialisten wirklich erforderlich. Auch einen Kinderpsychologen könnte man hinzuziehen, es ist einfach wirklich wichtig, dass du Klarheit hast, was mit deinem Kind ist. Denn dann setzt das Verstehen ein und die Liebe kann einen Weg zurück finden. Momentan bist du total verfahren, überfordert und einfach nur noch müde. Das setzt Emotionen frei, die Liebe sehr schnell überdecken können.

Kämpfe für dein Kind, liebe N. Es ist schwer und du wirst immer mal wieder negative Gedanken haben, für die du dich auch nicht schämen musst. Versuche dennoch, alle Alternativen auszuloten, jede Möglichkeit in Betracht zu ziehen und alles absegnen zu lassen, damit das Leben in eurer Familie "sich erholt".

Ich hoffe sehr für dich, dass es jemanden gibt, der euch diese Klarheit verschaffen kann, so dass wieder Ruhe in eure Seelen einkehren kann.

Alles Liebe!

Dana