Problem von Sina - 20 Jahre

Ich brauche Hilfe!

Hallo,

ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ich bin alleine, weil mein Freund wiedermal im Bett verschwunden ist und dann kommen die Gefühle hoch.
Ich bin vor drei Jahren nach Bayern gezogen. Das war der größte Fehler meines Lebens!
Wir haben kein Geld ,keinen Führerschein, keine Freunde mehr, ich habe keinen Job, keine Ausbildung, eigentlich haben wir nichts..... es fällt mir so schwer das zu erzählen.
Mir geht es immer schlechter und niemand merkt was, ich gehe immer mehr kaputt. Ich würde so gerne eine Ausbildung machen aber ich komme aus dem Dorf in dem wir wohnen nicht raus. Hier fährt nicht mal ein Bus. Mein Freund kommt auch nur zur Arbeit weil ein Kollege ihn mitnimmt.
Ich habe heftiges Heimweh zu meiner Familie. Aber ich kann sagen was ich will er hört es nicht.

Ich weiß nicht mal mehr ob ich ihn überhaupt noch liebe. Ich will das er da ist, aber auch wieder nicht. Er soll mich nicht mehr anfassen, keinen Sex mehr. Ich hab nur noch schlechte Laune und schon richtig aggressiv. Ich versuche mich mit aller Kraft gegen diese (ekel)Gefühle zu wehren, aber das kann nicht ewig so gehen. Er widert mich regelrecht an. Er pflegt sich nicht mehr, also er rasiert sich nicht mehr und duscht auch nicht mehr. ( Ich selber mag mich auch nicht mehr duschen ,wozu auch? Ich habe eh nichts wofür ich mich schminken oder hübsch machen sollte, obwohl ich mich immer gepflegt hab, mit schminken, alles drumherum halt. )
Ich möchte andere Jungs kennen lernen und ich wäre einer Affäre auch nicht abgeneigt. Das ist doch nicht normal. Bin ich echt so verzweifelt?!
Was soll ich denn tun?
Ich fühle mich eingesperrt obwohl er mich immer gehen lassen würde. Ich kann aus meiner eigenen Haut nicht raus.

Ich habe gegooglet, dort wurde nur geraten sich zu trennen. Aber das ist doch keine Lösung. Ich hab ihn doch lieb und gehen will ich eigentlich auch nicht. Außerdem wüsste ich nicht wohin, ohne Freunde.

Ich brauche Hilfe! Bitte

Viele Grüße
Sina

Nuala Anwort von Nuala

Hallo Sina,

ich denke so wie du, dass es nicht richtig ist, einfach Schluss mit deinem Freund zu machen. Denn wenn man einen Menschen sehr gerne hat und die äußeren Umstände schlecht sind, sollten diese verändert werden und nicht die Beziehung.

Du bist natürlich sehr zwiegespalten, das ist sehr deutlich. Eure Unzufriedenheit wirkt sich massiv auf eure Partnerschaft aus, ihr seht beide keine Perspektiven. Deswegen finde ich es verständlich, dass du ihn nicht mehr anziehend findest, wenn du an ihm so klare Ausdrücke seiner Resignation sehen kannst.
Du hast nicht geschrieben, weswegen ihr damals nach Bayern gezogen seid. Doch offenbar scheint das auch völlig nebensächlich zu sein: Denn es geht um die Gegenwart und die Zukunft. Und da kann ich dir nur raten, dass du versuchen solltest, all deine Kräfte zu mobilisieren und gemeinsam mit deinem Freund wegzuziehen.

Zuvor solltet ihr klären, unter welchen Bedingungen er sich vorstellen kann, woanders zu arbeiten. DASS ihr wegziehen müsst, ist meiner Meinung nach offensichtlich. Denn wenn ihr bleibt, geht nicht nur eure Beziehung in die Brüche (weil es mehr als unwahrscheinlich ist, dass sich in kurzer Zeit alle nachteiligen Umstände von außen ändern bzw. euer Frust einfach verschwindet), sondern auch euer Wohlbefinden nimmt immer weiter ab. Daher ist es unabdingbar, dass du beharrlich bleibst und ihm verdeutlichst, dass du für euch kämpfen willst, aber das nur geht, wenn er Bereitschaft zeigt und sich nicht darauf versteift, unbedingt an diesem Ort bleiben zu müssen. Falls er sich weigert, die Realität konstruktiv zu betrachten, solltest du vorübergehend zu deiner Familie ziehen (und sei es nur für ein paar Tage), damit ihr beide in Ruhe nachdenken und Kraft sammeln könnt. Vielleicht würde ihm erst dadurch bewusst werden, wie wichtig dir das Wegziehen ist und wie sehr du ihm fehlst!

Wenn ihr es geschafft habt, vernünftig über eure Probleme zu sprechen, kommen natürlich einige inhaltliche Fragen auf. Ob z.B. eine größere Stadt für euch vorteilhafter wäre (allein wegen öffentlicher Verkehrsmittel...), müsstet ihr überlegen. Und überhaupt, wo ihr leben möchtet, was euch wichtig ist, wo ihr berufliche und soziale Möglichkeiten für euch seht. Es würde ja schon reichen, wenn ihr euch darauf verständigen könntet, in die Nähe deiner Familie zu ziehen. Dann wären Besuche ja einfacher und deine Traurigkeit könnte besser aufgefangen werden, wenn du zwischendurch wieder nicht weißt, wohin du dich wenden sollst. Ein größerer Ort hätte auch den Vorteil, dass du eher auf verschiedene Menschen, Lebensarten, Gruppen und Interessensgemeinschaften stoßen würdest und die Wahrscheinlichkeit, auf Dauer neue Freunde zu gewinnen, erhöht ist.

Zugleich fände ich es gut, wenn du trotz aufkommender negativer Gefühle probieren würdest, deinem Freund deine Solidarität zu zeigen. Und sei es nur, indem du ihn aufmunternd anlächelst, ihn streichelst oder ihm etwas Gutes tust. So kann er spüren, dass du nicht innerlich mit ihm und der Beziehung abgeschlossen hast. Das erleichtert Gespräche über die aktuellen Probleme bzw. Zukunftspläne definitiv. Zugleich wäre es eine Basis, um sich auch sexuell ein wenig anzunähern. Wenn du ihn erstmal ein bisschen "aus der Reserve gelockt" hast, lässt er sich vielleicht auch eher zu einem spielerischen "Komm, wir duschen gemeinsam" oder einem zärtlichen Rasieren durch deine Hand hinreißen. So könntest du deine Ekelgefühle überwinden und ihm nahe sein, seinen Körper sinnlich erleben, ohne gleich den "Sexdruck" zu haben.

Das Aufraffen und Umsetzen der Veränderungen wird auf jeden Fall nochmal richtig anstrengend werden, doch das Kämpfen lohnt sich bestimmt und wenn ihr als Paar zusammenhaltet, geht es euch sicherlich schneller besser, als es die Situation gerade erahnen lässt.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und dass ihr als Paar wieder zusammenwachst.

Nuala