Problem von Steffi - 22 Jahre

Verbot Kontakt zur Besten Freundin

Liebes Ku-Ka-Team,

ich weiß einfach nicht mehr weiter. Mein Verlobter (wir heiraten nächstes Jahr) verbietet mir seit Anfang 2012 den Kontakt zu meiner besten Freundin.
Kurz zu mir: Ich habe nicht gerade viel Selbstbewusstsein. Lasse mir viel gefallen und möchte jeder Person im Leben gefallen, tue alles für meine Freunde. Ich weiß, dass es nicht immer sinnvoll ist wenn man "so nett" ist. Mein Zukünftiger dagegen ist ein "Arsch": Sehr direkt, sagt was er will, erreicht dadurch auch viel und strahlt voller Selbstbewusstsein.
Ich liebe ihn. Zuvor konnte ich es nicht mit Männern /Beziehungen länger als 3 Monate aushalten. Mit ihm schon, ich fühle mich sicher und wohl in seiner Gegend. Er liebt mich auch sehr, leider hat er nur einen überragenden Beschützerinstinkt...
Bei mir zeigt er aber sein wahres Ich, sehr sensibel, eigentlich total weich. trinkt keinen Alkohol, aus Angst seinen weichen Kern außenstehenden zu zeigen. Er bleibt (leider?) seinen Prinzipien treu (kein Alk, keine Zigarette, keine Drogen, kein Betrügen, seinen Meinungen etc.)
Meine beste Freundin ist vom Charakter sehr ähnlich. (komme anscheinend mit dem Charakter sehr gut klar^^). Sie fand, dass er nicht der Richtige für mich ist, weil er nicht möchte, dass ich ohne ihn in Discotheken gehe oder mich mit anderen Männer treffe, die er nicht (gut) kennt ("er vertraue mir, aber nicht anderen Männern", außerdem habe ich eine Vorgeschichte, Webcamgirl, Sexpartys) . Sie hat gemerkt, dass er es ernst mit mir meint, und das er das wichtigste in meinem Leben sein möchte. Dafür hat er gekämpft. Sie hat es gemerkt und ebenfalls um mich gekämpft. Ich habe davon nichts gemerkt (rosarote brille, Wolke 7 etc etc^^) Dadurch haben sich die beiden angefeindet und es wurde immer schlimmer. Dann habe auch ich es mitbekommen und es hat mich kaputt gemacht. Ich meine es ist keine beste Freundin á la "Lass und BF sein" sondern es hat sich aufgebaut seit dem Kindergarten. Wir haben es nicht beschlossen, sondern es ist einfach so gerworden. Es gibt viele, die uns gesagt haben, dass wir niemals einen Partner bekommen so, uns gab es nur im Doppelpack (naja fast ;) )

Mein Freund ging es irgendwann auch dadurch total schlecht, dass er sogar geweint hat. Ich solle mich entscheiden zwischen ihr und ihm. So geht es nicht mehr. Für alle Beteildigen nicht. Ich fand es so schrecklich, lieber hätte ich mir eine Schlinge um den Hals gelegt. Letzendlich habe ich mich für ihn entschieden, für das Leben, dass ich immer haben wollte: Mann, Haus, Kinder. Wir mussten aus seinen beruflichen Gründen wegziehen (nach 5 Monaten Beziehung^^) Allerdings war abgemacht, dass wir unsere Beziehung erstmal festigen und wir dann wieder den Kontakt aufnehmen können. Niemand hat es aber verstanden, alle meinten, jemand der soetwas verlangt kann nicht der richtige sein. Dadurch habe ich Zweifel bekommen (hat er auf die Tränendrüse gedrückt? etc.) Sie hat sich auch trotzdem immer wieder gemeldet und irgendwann machte mein Freund dann den riesen Fehler und schrieb ihr (ohne meines Wissens): Dass er zur Polizei gehe, wenn sie weiterhin immer anruft und das sie uns für immer in ruhe lassen soll, sonst gehe er mal zu ihrer Mutter. Sie zeigte den Brief jedem und meinte, er wolle ihrer Mutter etwas antun..... Meinen Freund konnte niemand mehr leiden, sein Hass auf sie wurde größer und ich wollte nicht, dass es weiter eskaliert, deshalb schrieb ich ihr, dass ich niemals wieder Kontakt mit ihr haben möchte, sie aber nie vergessen werde etc. Es war schrecklich. Und Still.

Nach einem halben Jahr (Frühjahr 2013) war ich alleine in der Heimat und war auf dem selben Fest wie sie. Sie hat mich keines Blickes gewürdigt, fragte nur einen anderen Freund während ich daneben stand, "was sie denn hier wolle?". Ich bin echt zusammengebrochen. Für mich ist sie immer noch die Beste Freundin. Wir redeten dann und jetzt haben wir ab und zu heimlich Kontakt. Sie hat auch so sehr gelitten und es in Videos ausgedrückt, die sie mir gezeigt hat.
Mein größter Traum ist es, dass mein Verlobter sie zur Hochzeit einlädt. Aber sobald ich das Thema anspreche, wird er richtig richtig sauer. Ich weiß nciht mehr, was ich machen soll. An guten Tagen bin ich so glücklich, wir bauen gerade das Haus, machen Zukunftspläne, planen die Hochzeit. Und dann haben wir mal einen Streitpunkt und sofort kommt das Verbot zur besten Freundin hoch und ich würde ihn am liebsten hassen und frage mich, ob es überhaupt Zukunft hat.

Eure verzweifelte Steffi (entschuldigt die Tippfehler)

Nuala Anwort von Nuala

Hallo Steffi,

das ist ganz schön harter Tobak! Und tatsächlich war einer meiner ersten Gedanken: Ich würde mir nie und nimmer, egal von wem, den Umgang mit meinen engsten Freunden verbieten lassen! Ich bin da schon ein Stück weit empört, dass du dir das schon seit fast zwei Jahren gefallen lässt.

Das Eine ist, dass es meiner Meinung nach so nicht weitergehen kann. Du leidest und allein deswegen solltest du ganz dringend eine Veränderung herbeiführen - indem du wieder Kontakt mit deiner besten Freundin pflegst, offen und ohne Geheimnisse.
Desweiteren muss ich dir ehrlich gestehen, dass bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen - da kann dein Freund noch so lieb sein, aber er behandelt dich durch dieses "Verbot" (woher hat er um Himmels Willen das Recht dazu?!) abschätzig, ohne Respekt. Das ist keine gute Grundlage für eine dauerhafte stabile Beziehung!
Ihr baut ein gemeinsames Haus - schön und gut. Ich rate dir aber, das Ganze ordentlich zu überdenken. Wer weiß, was er dir noch alles verbieten will, wenn ihr geheiratet habt! Ich finde, das klingt schon jetzt gruselig. Ich befürchte ehrlich gesagt, dass das nur der Anfang von weiteren, vielleicht noch gravierenderen Schwierigkeiten ist...
Zur Not, wenn dein Freund nicht einsehen möchte, dass du dir ab sofort keine Verbote mehr auferlegen lässt, solltest du ernsthaft eine Trennung in Erwägung ziehen. Du möchtest bestimmt keine unglückliche Gefangene im goldenen Käfig werden, hoffe ich!

Wenn er ein Problem mit Eifersucht hat, muss er daran arbeiten. Er kann nicht seine Probleme, die er ganz offensichtlich hat, auf solche eine plumpe Art und Weise auf dich abladen! Ich meine, das ist absolut kindisches Verhalten - einfach jemandem etwas zu verbieten, nur weil man es selbst nicht leiden kann. Das ist einfach lächerlich.
Eine Chance besteht ja darin, dass er dir gegenüber schon seine verletzliche Seite zeigt. Da kannst du ihm in Ruhe darlegen, dass es keine liebevolle, respektvolle Haltung dir gegenüber ist, was er dir zumutet. Gemeinsam könnt ihr überlegen, was die Ursache für seine Aggressionen ist und wie ihr das ganze schrittweise angehen könnt. Die Möglichkeit einer (Paar)therapie könnte da interessant sein.
Wenn er deine beste Freundin nicht leiden kann, dann muss er es akzeptieren. Schließlich kannst du dich ja alleine mit ihr irgendwo treffen, was ihn dann gar nicht zu interessieren hat. Ich finde es einfach egoistisch, wenn man jemandem, den man angeblich liebt, die beste Freundschaft nicht gönnt. Ich finde, wenn man jemanden wirklich liebt, sollte man sich für den Partner freuen und diese Freundschaften bejahen und unterstützen, indem man z.B. die Treffen der Freunde ermöglicht (also indem man auch mal vorschlägt, dass er oder sie sich mit dem besten Freund treffen sollte, da schon länger keinen Austausch gegeben hat und dergleichen).

Echte Freunde sind so wichtig, dass es eine unglaubliche Traurigkeit wäre, wenn du deine Freundin verlieren würdest. Darum solltest du alles daran setzen, dich ab sofort offen mit ihr zu treffen und auch darauf zu bestehen, dass sie bei eurer Hochzeit dabei ist.

Ich finde aber auch, dass sie sich mit negativen Kommentaren über deinen Freund zurückhalten sollte, sofern ihr den Konflikt als Paar konstruktiv geklärt haben solltet. Denn es ist deine Entscheidung, mit wem du zusammen bist. Wenn er mit sich reden lässt und einsichtig ist, solltest du dich nicht von stichelnden Bemerkungen deiner Freundin beeinflussen lassen. Da müsstest du auch ihr die Grenzen aufzeigen.

Ich finde es auch gut, dass du selbst merkst, dass du dir auf Dauer keinen Gefallen damit tust, immer nett zu allen sein zu wollen. Es ist sogar richtig schädlich! Konflikte und Meinungsverschiedenheiten sind einfach menschlich und gehören zum Miteinander dazu. Es kommt ja eher darauf an, WIE man miteinander kommuniziert. Man kann auch sehr höflich, aber direkt sagen, dass man etwas nicht möchte. Das kann man zum Glück auch ein Stück weit lernen :)
Mir fällt da spontan ein Buch ein, es heißt "Die Wolfsfrau" von Clarissa Pinkola Estés. Darin wird sehr schön erklärt, wie Frauen zu ihrer ursprünglichen, tiefen weiblichen Kraft gelangen können. Vielleicht kannst du daraus ein paar hilfreiche Anregungen ziehen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut und dass du bald so leben kannst, wie es sich gut für dich anfühlt.

Nuala