Problem von M. - 16 Jahre

Angst vor einem depressiven Rückfall

Guten Abend, liebes Kummerkastenteam. Ich habe schon vor einem Jahr geschrieben, da ging es um Probleme die ich mittlerweile zum Glück in den Griff bekommen habe bzw. sie nicht mehr meinen Alltag bestimmen.
Ich bedanke mich jetzt schon mal für euer Verständnis und dass ihr nicht über andere Menschen urteilt.
Nun..es geht darum: Seit dem ich denken kann habe ich mich immer so gefühlt als wäre ich nicht am Leben..das alles nur ein Traum sei..als wenn mich jemand unter Wasser drücken würde...oder ein Schleier um mich herum wäre..
vor vier Jahren ging es dann richtig schlimm zu, ich hatte die Diagnose Depressionen.
Als die sehr schlimme Zeit anfing, spiete ich oft mit dem Gedanken mir das Leben zu nehmen. Ich war auch beinahe kurz davor, aber ich konnte mich zusammenreißen. Ich bin ein Mensch der allgemein immer wieder aufsteht. Egal bei was. Ich lasse mich genrell nicht fertig machen von Schicksalsschlägen. Ich habe das Vertrauen in mir und in den anderen nie verloren.
Ich glaube so habe ich es auch endgültig aus der elendigen Depression gefunden. Ich war 1 1/2 Jahre in Behandlung, die eigentlich was die Depression betrifft nichts gebracht hat. Sie hat mir aber in anderen Punkten geholfen, nämlich dass ich jetzt ziemlich Selbstbewusst bin oder zumindest so auftreten kann.
Die Depressionen bin ich ein Jahr nach der Therapie losgeworden. Ich habe echt ALLES ausprobiert. Mein größtes Problem war, dass ich mich wie tot gefühlt habe..an manchen Tagen war es so schlimm dass ich nicht aufstehen konnte...nein, ich konnte nicht mal sprechen. Meine Eltern habe dass nie aktzeptiert..oder eher gesagt haben sie es nich beachtet. Ich bin jeden verdammten Tag zur Schule gegangen, obwohl ich fast immer kurz davor war einfach umzuklappen, aber ich wie gesagt, ich bin immer wieder aufgestanden. Ich weiß nicht ob sich dass ein Außenstehender vorstellen kann sich tot zu fühlen...es ist kein Spaß..es ist eine innerliche Hölle, die oft nicht ernst genommen wird.
Nun bin ich glücklicherweise seit einem Jahr Symptomfrei.
Das Ding ist..ich habe vor ein Paar Tagen mit meinem Freund schluss gemacht..wobei, es war eher ein Verhältnis was sich ein halbes Jahr in die Länge zog...wir konnten nicht mit und nicht ohne einander (er hat selbst Depressionen).
Und jedes Mal nach einem Kontaktstillstand fühlte ich mich innerlich leer..wie ein schwarzes Loch.
Nun hat heute die Schule wieder begonnen (11.Klasse). Ich habe dort keine Probleme oder so..daran liegt es gar nicht.
Mein Problem ist, dass ich seit einigen Wochen einfach immer wieder Angst davor habe wieder abzurutschen.
Jedes kleinste Anzeichen was einem Symptom ähnelt, bringt mich zur Angst..zur Verzweiflung das SIE wieder das ist. Zb heute war es die Müdigkeit am Tag. Ich
habe mich damals immer gezwungen wach zu bleiben am Tag, weil die Depressionen meinen Schlaf kontrollierte. Ich hätte über all schlafen können. Ich bin peinlicherweise ein paar Mal bei der Therapie abgeschweift..hab halb geschlafen..war nicht ansprechbar..wie heute.
Heute war ich wie benebelt, aber habe es immer wieder geschafft kurz vorm schlafen, aufzuwachen.
Versteht ihr mein Problem? Ich hoffe es war nicht zu unverständlich. Ich habe einfach Angst dass es irgendwann wiederkommt.
Das kranke an der Sache ist, dass ich SIE auch irgendwie vermisse. Ich weiß klingt gestört, aber SIE war ein Teil von mir..Und zwar sehr lange..man gewöhnt sich an die Qual.
Aber noch ein Mal möchte ich das nicht durchmachen.
Was kann ich tun , um mich weiterhin..stabil zu halten?
Ich würde mich über eine Antwort freuen. Danke! <3

Florian Anwort von Florian

Hallo M.


Deine Angst, dass die Depression wieder zurückkehren könnte, ist nicht ganz unbegründet, aber auch noch kein Grund zur Panik. Es ist normal nach einer Trennung erstmal in ein Stimmungstief zu fallen, selbst wenn das Beziehungsende beidseitig oder gar von Dir selbst ausging. Schließlich geht hier ein Kontakt verloren, der einem wichtig war und mit vielen und starken Gefühlen (egal welcher Art) verbunden war. Das muss erst einmal verarbeitet werden und das braucht etwas Zeit. Zudem entsteht eine Leere in der Hinsicht, dass die Zeit und Energie die in der vergangenen Zeit in die Beziehung investiert wurden, nun nicht mehr entsprechend verwendet werden können. Dadurch entsteht eine gewisse Sinnleere, da einem zunächst nichts einfallen will, was man mit dieser Zeit und Energie anfangen kann. Schnell gelangt man so in eine Grübelfalle, indem man die Energie und Zeit darauf verwendet sich mit den eigenen Gedanken zu beschäftigen und erst dann davon loskommt, wenn eine neue sinnvolle Beschäftigung gefunden wurde. So entsteht natürlich auch schnell die Angst wieder in eine Depression zu verfallen, weshalb ich auch sage, dass es begründet ist diese Angst zu haben.

Trotzdem brauchst Du jetzt nicht in Panik zu verfallen und Dir Sorgen zu machen. Tatsächlich ist das Symptom was Du für ausschlaggebend in den letzten Tagen hälst, nämlich die Müdigkeit, weniger einer Depression zuzuordnen. Es ist nämlich durchaus normal müde zu werden, wenn man gerade eine stressige Situation durchlebt. Das tust Du zum einen durch Deine Trennung und zum anderen durch die Angst, die Du vor einem Rückfall hast. Erstere hat wahrscheinlich die Müdigkeit ausgelöst. Diese hast Du vorschnell als Depression-Symptom bewertet und entsprechend Angst bekommen. Durch diese Angst hast Du Dich gezwungen wach zu bleiben, obwohl Dein Gehirn durchaus den Schlaf hätte gebrauchen können um sich zu regenerieren. Entsprechend verspürt der Körper weiteren Stress und überanstrengt sich. Die Folge ist das Du weiterhin müde bleibst. Und da Du das als Symptom für Depressionen wertest, steigt wiederum die Angst. Du fütterst quasi gegenwärtig Deine eigene Angst dadurch, indem Du Dir selbst nicht gönnst müde zu sein.


Was kannst Du nun tun? Zum einen versuche die Trennung zu verarbeiten. Sprich mit Freunden darüber und lass den Frust, Kummer oder welches Gefühl Du dabei auch immer empfindest raus. Suche nach anderen Beschäftigungen, indem Du Dich häufiger mit Freunden oder Bekannten triffst, einem Hobby nachgehst, Sport treibst oder auch auf das Lernen für die Schule konzentrierst. Wichtig ist nur, dass es für Dich sinnfüllend ist und Du mit dem was Du tust Freude und Spaß empfindest.
Was Du zum anderen tun kannst: Gönne Dir Deine Müdigkeit und schlaf Dich einmal richtig aus. So hilfst Du Deinen Gehirnzellen zur Ruhe zu kommen und so den Stress und damit die Müdigkeit abzubauen. Es kann durchaus sein, dass die Müdigkeit ein wenig länger vorherrscht (schließlich ist ja zudem auch Schulbeginn und damit auch neuer Stress). Bewerte das nicht über und mache Dir bewusst, dass Müdigkeit nicht immer ein Zeichen einer Depression sein muss. Gleiches gilt im Übrigen auch für schlechte Laune.


Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und hoffe das Dir meine Tipps weiterhelfen.


Gruß
Florian