Problem von Anonym - 14 Jahre

Ich liebe ihn.

Ich weiß nicht, was cb tun soll. Ich liebe meinen besten Freund. Ich weiß, dass es Liebe ist, ich war mir noch nie so(!)sicher. Wenn ich an ihn denke, breitet sich eine innere wärme in mir aus. Ich hab das erste Mal angefangen über meine Zukunft nachzudenken. Und ich weiß, ich bin erst 14, ich hab noch keine Ahnung vom Leben. Aber ich wünsche mir tatsächlich eine zukunft mit ihm. Er weiß, was ich für ihn empfinde. Ich hab es ihm gesagt.. Aber er hat nur gesagt, dass es okay für ihn sei und dass sich nichts ändern würde. Ich würde "gefriendzoned" könnte man sagen, denke ich.

Er ist ganz anders als alle anderen Jungen, die ich kenne. Er ist total vernünftig, ehrlich und immer da, wenn ich ihn brauche. Er sagt, er braucht erst eine freundin, wenn er 18 ist. Er meint,dass es vorher zu früh sei, schließlich sind wir ja erst 14 und er hat recht. Ich habe aus irgendeinem grund angst eine Beziehung mit ihm einzugehen, ich hätte angst,ihn zu verlieren. Es ist kompliziert. Meine beste Freundin ist der festen überzeugung,dass er mich auch liebt. Er hat mich beispielsweise gefragt,was ich antworten würde,wenn er mich fragen würde,ob ich seine freundin sein will.. Oder ob ich mir ihn als zukünftigen Ehemann vorstellen kann. Ja,das kann ich. Im Moment will ich niemand anderen. Aber noch würde ich keine Beziehung mit ihm eingehen wollen. Außerdem geht er nach den Sommerferien auf ein Internat und das wiederum heißt, dass ich ihn kaum noch sehen werde,denn das internat ist über 400km entfernt. Es ist bei ihm in der Familie aber Tradition,und deshalb muss er auf dieses internat. Ich habe aber Angst. Ich habe Angst,dass wir kaum noch Zeit füreinander haben werden,dass wir uns entfremden (er wird 2 Jahre auf dieses Internat gehen). Was soll ich nur tun? Ich liebe ihn. Und ich weiß,dass dich das nicht sollte. Er ist doch mein bester Freund,und die sollte man doch nicht mehr als freundschaftlich lieben,oder?

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

das ist in der Tat eine verzwickte Situation. Ich würde dir ja geraten haben, ihm deine Gefühle zu gestehen; das hast du aber schon. Es spricht sehr für ihn, dass er damit so verständnisvoll umgeht - dir aber auch gesagt hat, dass du für ihn nur Freundin bleiben sollst. Dass man sich in seinen besten Freund verliebt, ist nichts, wofür du dich schämen musst - irgendwie liegt es ja nahe: Du kennst ihn sehr gut, du weißt genau, was du an ihm hast, und fühlst dich bei ihm sicher und aufgehoben. Eine solche Liebe "auf den zweiten Blick" hat ja auch große Vorteile, da du ein realistisches Bild besitzt, was seine Schwächen sind, und wo es zu Konflikten kommen könnte. Was der Intensität deiner Liebe natürlich keinen Abbruch tut.

Wenn er nach den Sommerferien auf das Internat geht, wird es für dich schmerzhaft sein. Das können wir schon jetzt sagen. Andererseits hat es auch den Vorteil, dass du nicht so viel von ihm mitbekommst, und dein Schmerz nicht ständig neue Nahrung erhält. Ich weiß nicht, wieweit ihm die Regeln des Internats die Möglichkeit lassen, mit dir zu telefonieren und zu chatten - sehen werdet ihr euch nicht mehr oft, das stimmt. Natürlich kann es sein, dass er stark verändert zurückkommt, nach diesen zwei Jahren. Aber hey, muss das eigentlich im negativen Sinne sein? Die Familientradition zielt vermutlich genau darauf ab, dass er neue Erfahrungen macht, noch mehr Selbstständigkeit lernt, und über die Zukunft nachdenkt. So wie du ihn schilderst, ist er bereits sehr reif und vorausblickend. Seine Aussage, er brauche erst mit 18 eine Freundin, heißt in meinen Augen nicht, dass du keine Chance bei ihm hast. Das gleiche gilt für seine Fragen, ob du ihn dir als Freund und Ehemann vorstellen könntest. Ich glaube, wie deine Freundin, auch eher, dass er deine Gefühle für ihn ausloten wollte. Sozusagen ein "Wink mit dem Zaunpfahl". Gleichzeitig macht er dir keine Hoffnung - wenn er dich liebt, ist der Grund vermutlich, dass er es dir nicht noch schwerer machen will. Und sich selbst auch nicht. Denn leider ist niemandem geholfen, wenn ihr beide in Liebeskummer versinkt, sobald er eure Gegend verlässt.

Du hast geschrieben, dass du sowieso noch keine Beziehung zu ihm eingehen wolltest. Das ist lieb gemeint - aber sei ehrlich, würde er dich auch lieben, könntet ihr euch zurückhalten? Bis ihr 18 seid? Das weiß ich nicht. Wenn er auf dem Internat ist, wird das viel von ihm fordern. Eine Beziehung macht da recht wenig Sinn, das ist wahr; unmöglich ist sie aber nicht. Das hängt ganz davon ab, wie oft er dich tatsächlich besuchen kann - oder du ihn - und ob ihr euch zutraut, eine Beziehung auf die Ferne zu führen. Es kann funktionieren, aber ich denke, dass ihr euch damit eine große Last aufbürden würdet.

Man darf es sich nicht so leicht machen, zu sagen: "Sie sind ja erst vierzehn!" Mag sein, aber auch Vierzehnjährige können sehr vernünftige Gedanken haben, vernünftiger als viele Erwachsene, und weit in die Zukunft planen, ohne den Bezug zur Realität zu verlieren. Es ist nicht gesagt, dass durch die Trennung deine Gefühle für ihn nachlassen. Und falls er - trotz allem, was er sagt - dasselbe für dich empfinden sollte, gilt das auch für ihn. Ich würde es aber für ungut halten, wenn ihr euch bindet, ohne zu wissen, ob eure Liebe die Entfernung aushalten kann. Denn es kann durchaus sein, dass es bald jemand anderen gibt, der dich anzieht; oder jemand, auf die er ein Auge wirft. Das weiß man nie vorher - es ist ja auch kein Problem. Denn wenn man sich liebt, wird die Zuneigung zum Partner jede aufgeregte Stimmung überstehen. Auch, wenn dich mal ein anderer Junge aus dem Konzept zu bringen droht. Da macht es aber einen Unterschied, ob du deinen Freund jede Woche siehst, oder, sagen wir, nur alle paar Wochen oder Monate. (Ich weiß nicht, wie oft das dann sein würde.) Ob ihr zusammen kommt oder nicht, ob er mehr für dich fühlt als Freundschaft, oder nicht - es ist nicht ungefährlich, dich so auf ihn einzuschließen, weil er ja lange wegzieht.

Ich sehe für dich die Gefahr, dass du zwischen deiner aufopfernden Liebe zu ihm, wenn er erst fort ist, und den Avancen der anderen Jungs, die verlockend nahe sind, aufgerieben wirst. Und das - da bin ich offen - eben auch, weil ihr noch recht jung seid. Auch mit vierzehn kann man bedingungslos treu und ehrlich sein, versteh mich nicht falsch. Auf der anderen Seite sind Beziehungen, die etwas später geschlossen werden, oft krisenfester. Ich finde, dass man sich mit vierzehn schon die Möglichkeit erhalten sollte, den einen oder anderen Frosch zu küssen, vielleicht die eine oder andere Beziehung scheitern zu sehen, mal hier, mal dort Erfahrungen zu machen. Irgendwann kommt dann der- oder diejenige, die einen auf feste Bahnen führt. Das hört sich jetzt alles schrecklich unromantisch an. Ich würde es auch nicht so schreiben, wenn er nicht bald auf das Internat gehen würde. Es wäre etwas Anderes, wäre er in der Nähe. Aber du bist nicht davor gefeit, dich neu zu verlieben, wenn du deinen Freund so selten siehst, und eigentlich in einem Alter bist, in dem die wenigsten sich dauerhaft binden (und binden sollten). Da wäre es durchaus eine Möglichkeit, abzuwarten.

Jetzt gibt es mehrere Wege: Gesetzt den Fall, dass er - wider Erwarten - wirklich nur Freundschaft will, und zu hundert Prozent die Wahrheit gesagt hat - dann kannst du es nicht ändern. Und weil du ihn als Freund nicht verlieren willst, wirst du ihn sicher auch nicht drängen. Wenn das so sein sollte, stellt sein Wegzug ja eigentlich einen Segen für dich da: Du bist nicht ständig gezwungen, dich zu fragen: Mit wem hat er jetzt schon wieder geschrieben? Und wer ist bloß die, mit der er da vorhin geredet und gelacht hat? Durch den Abstand hast du eine gute Chance, deinen Liebeskummer zu überwinden. Dafür solltest du am besten versuchen, den Kontakt wirklich erstmal auf das Nötigste zu beschränken. Seine Besuche kannst du dann wieder mehr genießen.

Aber unabhängig davon, ob er auch etwas für dich empfindet, oder nicht: Ihr könnt noch nicht sagen, was aus euch wird. Im schlimmsten Fall wirklich erst nach den zwei Jahren. Wobei ich doch glaube, dass sich vorher Einiges klären wird. Auch emotional bei dir. Denn auch wenn deine Liebe zu ihm der Entfernung nicht stand hält, die Freundschaft wird es sicherlich. Wenn (was ich persönlich nicht hoffe) weder er dich liebt, noch du über ihn hinweg bist, wenn ihr 16 seid - dann wäre spätestens der Zeitpunkt, den Tatsachen ins Auge zu blicken. Jetzt kann es sein, dass seine Haltung sich ändert, bis er wieder da ist, und er sich dann eine Beziehung vorstellen könnte. Und wenn du das dann auch noch kannst: Alles Gute! Aber: Das wissen wir nicht. Du musst davon ausgehen, dass er wirklich nur Freundschaft will. Deshalb bildet, wie schon gesagt, seine Zeit im Internat auch eine wertvolle Pause für dich. Auf den ersten Blick erscheint es umso schmerzhafter, ihn nicht nur als Freund zu entbehren, sondern auch den Geliebten nicht sehen zu können. Doch wenn er dich nicht liebt, was kann es dir dann nützen, dich immer wieder deinem Schmerz zu ergeben? Je weniger du in der ersten Zeit von ihm weißt, desto besser ist es, so hart das klingt. Ihr werdet dann später wieder mehr auf Tuchfühlung gehen. Das sollte auch so sein, wenn du ihn überhaupt nicht lieben würdest. Schließlich braucht er auch Zeit, um sich dort einzugewöhnen.

Was du jetzt konkret tun kannst? Als Junge kann ich dir sagen: Warte erstmal ab. Strapaziere das Beziehungs- und Liebesthema nicht über. Wenn er Gefühle für dich hat, oder sie dabei sind, wach zu werden, dann wird er es dir sagen. Die Unsicherheit, die es zu überwinden gilt, weil er dir ja das Gegenteil erzählt hatte, kann man als Liebesbeweis werten. Ob es dazu kommt, weiß ich nicht; ich kann dir nichts versprechen. Nur soviel, dass ihn die Gedanken an das Internat und seinen Wegzug vermutlich noch weit mehr beschäftigen, als er zugibt; und dass er dir sicher soweit vertraut, mit seinen wahren Gefühlen nicht hinterm Berg zu halten, zumindest nicht ewig. Gib ihm noch etwas Zeit - wenn er sich nicht äußert, musst du leider davon ausgehen, dass er nicht so fühlt, wie seine Fragen vermuten lassen. Ich sage dir offen, ich persönlich glaube nicht, dass ein Junge seiner besten Freundin solche Fragen stellt, wenn nicht irgendwas im Busch ist. Aber ich kann mich täuschen. Zudem kann es kann dir nicht helfen, darauf zu pochen - er muss von selbst kommen.

Bis dahin kannst du versuchen, nichts zwischen euch kommen zu lassen, und alles zu lassen wie bisher. Jetzt ist die Zeit, an die er am meisten zurückdenken wird, wenn er fort ist; du kannst sie für ihn mit schönen Erinnerungen füllen. Genieße die Monate, die euch bleiben. Ob ihr euch noch versteht, wenn er wieder zurück ist, nach zwei Jahren - das ist nie sicher. Auf der anderen Seite macht ja genau das eine Freundschaft so schön: Es ist möglich, auch längere Zeiten des Abstands, sogar, ganz ohne was voneinander zu hören, zu überstehen; und hinterher ist trotzdem alles wie immer. Mein bester Freund studiert in etwa der Entfernung, wie er von dir sein wird - und unsere Bindung ist seither nur enger geworden. Auch, weil man manchmal einfach ein bisschen Distanz braucht, um ein Resümee zu ziehen, zu bedenken, was gut war, was vielleicht anders werden soll. Es kann also auch eine sehr fruchtbare Zeit für eure Freundschaft werden. Deine Angst ist verständlich, aber, wie ich glaube, unbegründet. Welchen Einfluss es darauf hätte, wenn ihr zusammen kämt, das müsste sich zeigen. Oder was wäre, wärt ihr euch eurer Gefühle sicher, aber (noch) kein Paar. Doch es gilt: Alles ist möglich! Lass dir nicht einreden, dem wäre nicht so, weil ihr ja "erst" vierzehn seid. Mit der nötigen Vernunft angegangen, die ihr beide mit Sicherheit habt, werdet ihr euch nicht verlieren. Nur weiß ich nicht, was ich dir zum Abschluss wünschen soll. Ob es für dich höher im Wert steht, die Freundschaft zu bewahren, oder ob du unbedingt von ihm hören möchtest, dass er dich liebt - oder etwas Drittes? Ich weiß es nicht - aber du weißt es, und ich bin sicher, du wirst die richtigen Schritte gehen.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul