Problem von Johanna - 15 Jahre

Meine mutter hasst mich

Meine mutter bevorzugt meine Schwestern und vergisst mich. Ihr ist es egal wie es mir geht. Sie kümmert sich nur um meine zwei Schwestern weil die eine depressiv ist und sitzen bleibt und die andere auch sitzen bleibt. Ich weiß ich bin auch in der Pubertät und es kann sein das ich deshalb alles scheiße finde zuhause aber ich bin ein liebes Kind und saß sagen alle und ich hab das Gefühl das mich meine mutter nicht mehr haben will. Ich hab sie auch gefragt ob sie mich lieb hat aber sie lacht mich dann aus und sagt ich soll zu meinem Vater gehen aber der ist krank im Kopf zu dem will ich nicht
ich hoffe mir kann irgendjemand helfen
Danke schon mal im vor raus

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Johanna,

eigentlich bin ich mir sicher, dass Deine Mutter Dich nicht hasst! Du erzählst zwar nicht sehr viel. Aber bei dem was Du erzählst sehe ich in Deiner Mutter eher die, die sich vor lauter "Baustellen" in ihrer Familie zuerst um das kümmert, was am ehesten "brennt".
Das scheinen wohl Deine Schwestern zu sein? Deinen Vater habt ihr bereits alle aufgegeben?
Sie scheint die Familie in "Problemzonen" einzuteilen.
Du bist keine: also widmet sie ihre Zeit und Aufmerksamkeit denen, in denen sie Probleme sieht?

Und wenn sie reagiert, wie Du es beschreibst:
" Ich hab sie auch gefragt ob sie mich lieb hat aber sie lacht mich dann aus und sagt ich soll zu meinem Vater gehen..."

denke ich, dass ihr Lachen vielleicht eher ein Eingeständnis der eigenen Unzulänglichkeit ist. Angst davor, dass Du nun vielleicht auch noch ein weiteres Problem für sie darstellen könntest, wenn Du Deinen Anspruch auf ihre Liebe nun einforderst?

Dass Du das alles Scheiße findest hat nicht nur mit Deiner Pubertät zu tun! Du siehst das schon richtig: Du hast dasselbe Recht darauf, dass Deine Mutter Dir zeigt, wie lieb sie Dich hat! Dass Du ihr wichtig bist!

Ich denke, Deine Mutter ist schlicht überfordert und organisiert nur noch den Notstand.

Weißt Du, Johanna.

Ich kann aus dem, was Du schreibst zwar etwas erkennen, was Deine Mutter belasten mag.
Was es ihr schwer machen mag, auch Dir gerecht zu werden.

Aber daran hast Du ganz gewiss keine Schuld!

Ich weiß zwar, dass Deine Mutter auch Dich wirklich liebt. Aber ich sehe fast keinen Weg, wie sie es Dir wirklich zeigen kann, solange sie selbst sich nicht Hilfe für ihre Sorgen sucht. Entlastung in ihren täglichen Problemen, mit denen sie sich wahrscheinlich allein gelassen fühlt?

Der Schlüssel liegt leider nicht bei Dir! Sondern bei Deiner Mutter!
Was Du tun könntest, um einmal das zu hören, wonach Du Dich offensichtlich so sehr sehnst (dass sie Dir sagt, wie sehr sie Dich liebt)?

Mach es wie meine Söhne: als ich am wenigsten damit gerechnet hatte, dass sie mich überhaupt verstehen könnten, haben sie mir von sich aus gesagt, dass sie mich lieb haben.

Sie haben mich komischerweise niemals danach gefragt, ob ich sie liebe.
Das erste mal habe ich vielleicht sogar eher automatisch geantwortet: "ich habe Dich auch lieb"!
Aber nun wissen wir, dass jeder es ernst meint, wenn er es sagt!


Deine Mutter hat in eurer familiären Situation die Möglichkeit, sich Rat und Unterstützung von einer Erziehungs - und Familienberatungsstelle einzuholen.
Die ist oft dem Jugendamt angegliedert. Das mag aber in eurer Gemeinde anders sein.

Wenn Du von Deiner einen Schwester sagst, dass sie depressiv ist, nehme ich an, dass sie sich in einer Therapie befindet?
Bei dem Therapeuten könnte sich Deine Mutter vielleicht den Rat und die Informationen über eine Beratungsstelle in eurer Nähe besorgen!

Und da fängt auch schon wieder die Schwierigkeit an.
Warum ich Dir sage, dass der Schlüssel bei Deiner Mutter liegt:
Viele Erwachsene und viele Eltern finden es unwürdig und schwach, sich helfen zu lassen. Denken, dass Jugendämter gleich Kinder in Heime stecken. Aber zumindest den Eltern dreinreden, was zutun sei?

Was also kann ich Dir raten, wie Du überhaupt einmal erst so nah an Deine Mutter herankommst, dass sie einem Rat zugänglich wird?
Am liebsten wäre mir, wenn sie selbst uns geschrieben hätte! Wenn sie den Rat hätte haben wollen.

Willst Du es einmal so versuchen, wie meine Söhne mit mir: nicht nach Liebe fragen, sondern Deiner Mutter sagen, dass sie Deine Liebe hat?
Vielleicht kommst Du ihr so näher und ihr fällt besseres ein, als Dich auszulachen? Vielleicht unterhaltet ihr euch dann ja über deine Zuschrift an uns und über unsere Antwort?

Wenn Du gar nicht mehr klar kommst, hast auch Du die Möglichkeit, Dich an die Erziehungs - und Familienberatungsstelle zu wenden!.

Liebe Johanna, das gilt für Dich, Deine Mutter und alle Menschen, die sich mit ihren Problemen allein fühlen:

Es ist kein Zeichen von Schwäche! Und es ist auch kein Verrat!...

Wenn man sich Rat und Hilfe sucht!

Da bist Du durch Deine Zuschrift an uns (den Mut und das Vertrauen, dass Du damit zeigst) Deiner Mutter noch einen Schritt voraus!
Bleib so, wie Du bist!
Und schreib uns gerne wieder, wenn Du noch Fragen hast

Alles Liebe

Bernd