Anwort von Judith

Liebe Pia-Justine,

Danke für Dein Vertrauen.
Ja – das kann einen schon wirklich beunruhigen, wenn eine gute Freundin plötzlich so einen Mist baut. Ich finde es zunächst mal toll, dass Ihr Euch um sie sorgt und sie drauf ansprecht. Ihr seid super Freunde!

Alkohol ist tückisch: Er ist eine „legale Droge“ und die Mehrheit der Erwachsenen trinken ab und zu mal. Wie man einen guten Wein zum Beispiel herstellt, ist eine Kunst und eine Wissenschaft zugleich. Da steckt viel Genuss dahinter. Und eine Bekannte von mir braut ihr eigenes Bier. Die hat eine riesen Freude daran, es selbst herzustellen und dann an uns auszuschenken.

Aber Alkohol kann auch eine perfide Droge sein. Gerade, wenn man Probleme hat und Alkohol trinkt, dass gaukelt einem der Rausch vor, dass alles machbar ist, dass es einem super geht und alles nur halb so wild ist. Leider wacht man ein paar Stunden später bzw. am nächsten Morgen mit dem berühmten „Kater“ auf, und es geht einem doppelt so schlecht wie vorher.

Wenn man in jugendlichem Alter Alkohol mal ein bisschen trinkt, dann ist das sicher bis zu einem gewissen Punkt normal. Man probiert rum, man experimentiert. Wie viele andere Dinge ist Alkoholkonsum eine Art, sich den Eltern zu widersetzen, zu rebellieren. 13 ist aber schon arg jung: ab 16 darf man erst Alkohol konsumieren, ab 18 erst „harte“ Sachen. Aber eben – Dummheiten geschehen. Deine Freundin hatte sicher ziemlich Kopfweh am nächsten Tag, hoffentlich auch ein schlechtes Gewissen und die Lehre gezogen, mit dem Alkohol 1. Noch ein paar Jahre zu warten und 2. Nicht gleich so viel zu trinken. Es ist sehr schädlich, wenn man mit 13 schon trinkt. Diesen einen Rausch wird sie sicher unbeschadet überstehen, körperlich. Aber wenn sie häufiger trinken würde, hätte das ganz schlimme Auswirkungen auf ihre Entwicklung. Ich zitiere: „Während der Pubertät gleicht das Gehirn einer Baustelle. Nervenzellen werden neu verknüpft, andere verschwinden. Diese Reifung des Gehirns dauert etwa bis zum 21. Lebensjahr. Bis dahin ist Alkohol immer riskant. Schon geringe Mengen gefährden die Gesundheit von Jugendlichen und schädigen dauerhaft Gehirnzellen. Häufige Rauschzustände führen zu Entwicklungsstörungen. Merkfähigkeit, Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit lassen ebenfalls nach.“
Schau auch mal hier rein, und zeige den Link Deiner Freundin:
http://www.aktionswoche-alkohol.de/hintergrund-alkohol/lebensalter/jugendliche.html
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So, was kannst Du nun machen?
Halte das Gespräch aufrecht. Verurteile Deine Freundin nicht („Du bist doof, weil Du trinkst“), sondern sag ihr, wie Du Dich fühlst, wenn sie trinkt („Ich mache mir Sorgen um Dich, wenn Du trinkst, bitte tu es nicht.“). Bezieh auch die anderen Freundinnen mit ein und sagt ihr, dass sie doch mit Euch sprechen kann, wenn sie Probleme hat. Oder mit ihren Eltern, einem Vertrauenslehrer oder anderen Erwachsenen. Vielleicht war es eine einmalige Dummheit und alles ist wieder okay – aber wenn nicht, dann seid bei ihr. Sagt ihr, dass sie sich selbst schadet, dass euch das traurig macht, und dass ihr ihr helfen wollt.

Wenn ihr nicht zu ihr durchkommt, dann rate ich Dir, dass Du Dich mal mit Deinen Eltern oder mit einem Lehrer über sie unterhältst. Das ist kein „petzen“ oder „verpfeifen“. Dann braucht Eure Freundin Hilfe, und ihr solltet nicht schweigen, sondern Experten hinzuziehen. Mehr Informationen und Anlaufstellen findest Du auch hier:
http://www.psychenet.de/psychische-gesundheit/informationen/alkohol-im-jugendalter.html#c1033

Ich wünsche Deiner Freundin und Dir alles Gute!

Viele Grüsse,
Judith