Problem von Anonym - 18 Jahre

Essen ohne Grund

Ich weiß jetzt gar nicht wie ich beginnen soll...

Ich bin 18 Jahre alt und war immer schon etwas kräftiger gebaut da mein Vater auch einen breiten Körperbau hat. Ich bin 1,82m groß und wiege momentan 105 Kilo, wobei ich sagen muss dass ich aber auch mehr Muskelmasse habe als andere Frauen in meinem Alter. Das liegt daran dass ich eigentlich immer Sport betrieben hab (Handball, Laufen,...) bis vor einem Jahr.

Ich hatte es geschafft vor 2 Jahren auf 75 Kilo zu kommen, war auch ziemlich stolz auf mich weil ich 11 Kilo verloren hatte.
Aber seit mehreren Monaten esse ich wieder ohne Grund. Ich kaufe mir Süßigkeiten, stopfe sie in mich rein und weiß nicht wieso..
Es ist nur das Essen, denn ich trinke um die 3 Liter Wasser am Tag, wirklich nur Wasser..

Ich weiß einfach nicht mit wem ich darüber reden soll, weil mir das so peinlich ist..
Mit meinen besten Freunden will ich darüber nicht reden, weil ich das einfach nicht kann...
Und meinem Freund will ich das auch nicht anvertrauen ( seit fast einem Jahr zusammen) da ich Angst habe dass er nicht weiß wie er damit umgehen soll bzw da ich nicht will dass er das mitbekommt..

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Zuerst einmal: hier ist gar nichts peinlich. Du hast ein Problem bei dir entdeckt, benennst es sogar ehrlich und hast damit den ersten Schritt völlig alleine gemacht: nämlich den der Erkenntnis, dass es ein Problem gibt.

Viele Menschen, die sinnlos essen, streiten das jahrelang ab und nehmen unkontrolliert zu, bis es fast zu spät ist, etwas zu ändern. Du nicht. Du hast es erkannt und suchst dir Hilfe. Und warum nicht erst einmal bei einer anonymen Anlaufstelle? Ist doch ein guter Weg! Also alles richtig gemacht bisher. :)

Ich könnte mir vorstellen, dass das Grundproblem gar nicht das Essen an sich ist, sondern der Grund, warum du isst. Warum du dir die Süßigkeiten kaufst, warum du sie ohne Nachzudenken in dich hinein schiebst und warum du damit momentan nicht aufhören kannst. Essen ist sehr oft eine Ersatzbefriedigung, wenn man selbst nicht rund läuft oder wenn man oft zu viel Zeit und/oder Langeweile hat. Dazu ist oft eine gewisse Lust am "Schmecken" vorhanden, also man hat gerne etwas im Mund und kaut drauf rum, schmeckt es, bewegt es im Mund...

Um dieses Muster wieder zu durchbrechen und dein Essverhalten zu ändern, braucht es deinen ganzen Willen und die Lust, es wirklich ändern zu wollen. Halbherzig wird es nicht klappen, da hinter so einem Essverhalten auch immer ein gewisses Suchtverhalten steckt. Ich traue dir durchaus zu, dass du das schaffst und dass du da einen Sieg erringen kannst.

Welche Möglichkeiten gibt es für dich?

1. sei tapfer und weihe jemanden deines Vertrauens mit ein. Jemanden, der in der Lage ist, dich zu unterstützen und dir Hilfestellung zu geben. Es ist NICHT peinlich und jammerig, wenn man ein Problem hat, dieses erkennt und versucht, es zu lösen. Das ist mutig und gut. Vielleicht deine Mutter? Oder doch dein Freund? Oder die beste Freundin vielleicht? Wenn du dir ganz sicher bist, kannst du es natürlich auch alleine versuchen, denn es ist ja DEIN Leben und nur du musst es für dich selbst schaffen, für niemanden sonst. Es wäre lediglich eine Hilfe und eine Unterstützung. Vielleicht jemand, der mit dir wieder Sport macht? Denn der ist enorm wichtig.

2. verbanne erst einmal alle Süßigkeiten aus dem Haus. Das, was man da hat, isst man auch, wenn man noch nicht komplett gefestigt ist. ABER: verbiete dir die Süßigkeiten nicht komplett und verteufele sie nicht generell. Sie bekommen viel zu viel Wichtigkeit zugeschrieben, wenn man so über sie nachdenkt. Gestalte deinen Alltag ohne Süßes, ohne Verbote zu setzen. Essen darf in der Prioritätenliste nicht so weit oben stehen.
Ein paar Stückchen herbe Schokolade (75-85%) sollten im Haus sein, falls es mal richtig schlimm ist und du etwas brauchst, allerdings nie in Reichweite. Denn wenn du mal etwas Süßes essen solltest, dann bewusst, genussvoll und etwas "Anständiges".

3. Sorge für einen gefüllten Alltag. Abwechslung, Sport, wenig Langeweile, wenig Möglichkeiten, dich knabbernd irgendwo hin zu setzen. Sport tut dir gut, Sport ist wichtig und du weißt selbst, dass man nur dann abnimmt, wenn man mehr verbraucht als an Energie aufnimmt.

4. Überlege selbst, was dir im Alltag und im Leben wichtig ist und wie deine Prioritäten sich wieder ändern können. Essen ist nötig, wichtig, aber kein Dauerbrenner, vor allem kein Trost.

5. Sorge für andere Ventile, die dieses "Dazwischenessen" ersetzen können. Was für Möglichkeiten siehst du, wenn die Lust auf Süßes zu groß wird? Wie kannst du dich ablenken, was kannst du tun, damit du nichts in dich hinein stopfst? Mir hat es früher geholfen, die Zähne zu putzen (Minzzahncreme) oder einen Mintkaugummi in den Mund zu stopfen. Minze hat für mich den Effekt des "sauberen Mundes" gehabt und ich wollte das dann nicht kaputt machen. Als Beispiel.

6. Vielleicht ein Ess-Tagebuch? Das funktioniert nur, wenn du 100% ehrlich zu dir selbst bist. Reinschreiben, was du isst und ansonsten nicht groß drüber nachdenken. Nach einer Woche mal gucken, wie es gelaufen ist und dann notfalls die Strategie neu überlegen.

Und vor allem...überlegen, wo die Ursachen liegen, dass du meinst, Süßigkeiten versüßen dir dein Leben und wenig anderes...wenn man da weiter gekommen ist und sich auf sich und seine Stärken besinnt, hilft das meist stark.

Man sieht ja schon, dass du es dir wert bist, da etwas ändern zu wollen. Das ist eine super Basis.

Gerne kannst du auch immer mal wieder hier an mich schreiben, wie weit du gekommen bist. Du hast es schon einmal geschafft, also hast du den Willen und das Durchhaltevermögen. Ich bin mir sicher, dass du es hinkriegst, wenn du es wirklich möchtest.

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute dafür, Mut, starken Willen und die Freude an sich einstellenden Erfolgen.

Dana