Problem von Anonym - 28 Jahre

Plötzliche zweifel und ständiges genervt sein.

Hallo.
Ich bin nun seit über 4 jahren mit meinem freund zusammen. Die meiste zeit läuft es sehr gut. Wir verstehen uns überwiegend prima und können über alles reden, haben viel spaß, reisen und genießen alles.
Er ist ein toller mann, der mich unterstützt und zu mir hält, egal was passiert. Er liebt mich, dass ist eindeutig.
Das problem liegt häufig bei mir. Manchmal bin ich einfach plötzlich von menschen sehr genervt. Ob es personen an der supermarktkasse sind oder teile der familie (trotz wirklich sehr gutem verhältnis) und oft auch freunde. Es sind kleine dinge, die mich zum rasen bringen, obwohl ich hinterher selbst merke, wie dumm es eigentlich ist (lautes schnarchen, streit bei etwas zu heftigen partys, allein schon zu lautes atmen oder essen macht mich verrückt, obwohl dies normale dinge sind, die einfach vorkommen)
Bei meinem freund fällt mir das leider immer häufiger auf und ich steigere mich immer mehr rein. Ihn sehe ich halt mehr als jeden anderen und die dinge stören mich dadurch mehr. Ich sehe auch meine fehler und ich versuche sie sofort zu korrigieren weil ich sonst auh mit mir selbst sehr untufrieden bin.
Ich bin seit jahren immer wieder depressiv und habe eine angsterkrankung. Auch das nimmt er hin und hilft, wo er kann. Und dann gibt es tage, da wird es mir zu viel und ich will einfach für mich sein, niemanden sehen oder einfach das machen, wonach mir gerade ist. Und dann zweifel ich an allem und es geht mir sehr schlecht (incl. Übelkeit, durchfall und heulkrämpfen). Ich mache mir dann biele gedanken, weil ich eigentlich weiß, das es so nicht richtig ist und dann fange ich an, alles anzuzweifeln.
Und dann tut er mir wieder sehr leid und ich habe ein schlechtes gewissen, weil er doch immer so gut zu mir ist und kein mensch perfekt ist.

Nun will er unbedingt zusammen ziehen, aber ich habe einfach angst, dass ich dann nach kurzer zeit immer mehr "mecker" und mich blöd verhalte und diese ängste und körperlichen probleme bekomme und mich dann vllt doch trenne und alles in die brüche geht. Ich würde bei einer gemeinsamen wohnung vieles aufgeben müssen, was ich jetzt sehr gern hab (meine wohnung und die gegend wo sie ist, meinen rückzugsort, wo ich einfach auch mal allein sein kann)
Ein paar mal hat er mich schon gefragt ob ich mich lieber trennen möchte, wenn ich so "unzufrieden" bin, aber dieses gefühl, was ich bei dieser frage hatte, ist wie ein inneres zerreißen und es ist nicht zu ertragen. Ich will es nicht! Dann bekomme ich angst, dass er mich verlässt. NIcht, weil ich dann allein bin, sondern weil ich ihn wirklich liebe und sobald ich ihn win paar tage nicht sehe fehlt er mir.
Ich weiß echt nicht, wie ich besser mit meinen gefühlen umgehen kann. Ich habe schon so viele vorherige beziehungen durch dieses verhalten zerstört und ich will nicht auch diese wieder kaputt machen, dafür ist er mir zu wichtig.
Leider finde ich zur zeit auch keinen psychotherapeuten mit dem ich darüber sprechen kann (die suche ist wirklich schwer und belastend) deswegen schreibe ich hier.
Das der text so lang wird, hätte ich nicht gedacht. UNd es beschreibt noch nicht mal alles, was ich fühle...

Vielleicht gibt es ja hier den entscheidenden tip, wie ich diese gefühle überwältigen/beeinflussen/ändern kann oder was auch immer.
Es ist mir wirklich wichtig und ich möchte etwas dafür tun!

Vielen dank fürs lesen und danke auch für eine antwort!

Gruß "ich"

Dana Anwort von Dana

Hallo, "du". :)

Für ein "Rundumrezept" ist so ein kleiner Online-Kummerkasten natürlich nicht das Richtige, aber ich kann dir vielleicht das ein oder andere mit auf den Weg geben.

Zuerst einmal finde ich es sehr gut, dass du so selbstreflektiert über das Problem sprichst und eigentlich sehr klar siehst, was falsch läuft. Das ist wichtig und wirklich gut. Auch gut ist, dass du schon auf der Suche nach einem Therapieplatz bist, denn das ist, auch wenn es schwierig ist, wirklich einer der wichtigsten Punkte, der auf deiner ToDo-Liste stehen sollte. Gerade wenn du, wie du schreibst, schon länger Probleme mit depressiven Phasen und Angststörungen hast. Ist das diagnostiziert worden? Kannst du dich dorthin nochmals wenden mit der Frage nach Therapiemöglichkeiten? Oder möchtest du dorthin nicht mehr zurück?

Ich denke, dass diese akustische Übersensibilität (Geräusche, Streits, lautes Atmen, lautes Essen etc) mit deiner Erkrankung zusammen hängt und dein ganzer Körper bei zu lauten Dingen, die für andere Menschen noch als normal eingestuft werden können, einfach austickt. Es gibt viele Krankheiten, wo diese Übersensibilität zum Krankheitsbild gehört. Dass das passiert, sollte nicht das zu behandelnde Problem sein, auch wenn du das in der Therapie sicher eingedämmt kriegen würdest (umso wichtiger, dass du weiterhin nach einem Platz suchst), sondern eher die Frage: "Wie gehe ich damit um, wenn sowas kommt?"

Du wirst noch für eine ganze Zeit diese Übersensibilität haben, die geht ja nicht einfach so hokuspokus weg. Du bist auch nicht schlecht, weil du sie hast. Das dauert und braucht Behandlung - und Geduld. Aber man kann auch üben, mit diesen "Flashs" umzugehen. zB dass man aus dem Raum geht, wenn Fremde einen stressen, dass man ruhig atmet, um sich selbst wieder zu entspannen, dass man den Partner in einer ruhigen Minute einweiht und unterrichtet und sich zusammen "Codewörter" ausdenkt, die als "Unterbrecher" in der eigenen Beziehung dienen, wenn Stress aufkommt. Was meine ich damit:

Beispiel: Du merkst, wie dein Stresspegel steigt, weil dein Freund irgendetwas zu laut macht. (atmet, isst etc) Anstatt dass du nun ausrastest oder wild wegrennst, macht ihr vorher aus, was für ein Wort du dann sagst. Und dieses Wort umfasst folgenden Inhalt:
"Ich liebe dich sehr, aber gerade kommt wieder so ein Anfall. Ich will das nicht, aber er kommt. Hilf mir bitte, indem du mich entweder den Raum verlassen lässt oder mit deiner Aktivität stoppst. Sei nicht böse, ich bin es auch nicht."

Dein Freund kennt also beim Nennen des Codewortes diesen oben genannten Inhalt und verknüpft es auch mit diesem. So fühlt er sich nicht so schlecht und du kannst entspannen, weil die Situation sich entspannt. In diesen Stress-Situationen ist es ja fast unmöglich, vernünftig zu reagieren, auch wenn du alles versuchst, selbstkritisch zu sein (was du gar nicht musst). Daher wäre es für den Anfang sinnvoll, es zu codieren, wenn du merkst, dass ein solcher "Anfall" kommt. Allerdings ist dies nur eine Übergangslösung, es muss schon dran gearbeitet werden, dass du in dir entspannen kannst und dir solche Dinge nichts mehr tun. Daher suche bitte unbedingt weiter nach einem Therapieplatz, der dir zusagt.

Rede viel mit deinem Freund, vor allem in entspannten Momenten. Wenn du ihm dann immer wieder sagen und zeigen kannst, dass du ihn liebst, hält er die schlimmen Momente sicher auch besser durch. Vor allem dann, wenn er Progress sieht und Hoffnung darauf haben kann, dass sich alles irgendwann bessert und gibt. Und dafür wünsche ich dir alles Gute und viel Erfolg!

Dana