Problem von Maria - 14 Jahre

Depressionen/Hilfe

Hallo:)Ich habe nun schon ziemlich lange einen Verdacht,dass ich Depressionen habe.Ich kann es meinen Eltern nicht sagen da sie so etwas nicht verstehen, was sie auch schon mehrere Male nebenbei bei manchen Gesprächen gesagt haben.Ich bin mir aber sehr sicher das ich Hilfe brauche,denn ich verletze mich selbst und habe Selbstmordgedanken.Ich weiß einfach nicht was ich tun soll.Ich habe auch noch eine Frage:Wenn ich zu einem Psychiater gehe und mich dort behandeln lasse,müssen es dann meine Eltern wissen?
LG,Maria

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Maria,

ganz direkt und ohne Umwege: wenn Du Dich als Suizid gefährdet siehst, solltest Du Dich selbst ohne Zögern selbst in die Psychiatrie der nächstgelegenen Klinik einweisen!
Ich denke, damit kommen Deine Eltern eher klar, als wenn sie Dich nach einem Suizid identifizieren müssten?

Wenn Deine Selbsttötungsgedanken (hoffentlich) nicht den Schwerpunkt Deiner Gedanken bildet, will ich Dir noch folgendes schreiben:

Auf normalem Wege einen Psychiater und dann auch einen Therapeuten zu finden ist für uns sterbliche nicht unbedingt einfach. Zumindest, wenn es darum geht, in angemessener Zeit einen Termin zu bekommen. Da hast Du vielleicht einen Vorteil, weil Du noch zur Schule gehen dürftest?! Über die Schule wirst Du vielleicht schneller einen Termin bei einem Schulpsychologen bekommen. Frage da mal Deinen Vertrauenslehrer. Ob es dann auch Deinen Eltern mitgeteilt wird, musst Du dann schon dem Psychologen überlassen?!
Das sollte, denke ich, Dein Weg sein: spreche mit Deinem Vertrauenslehrer oder Klassenlehrer, wenn Du einen Psychologen suchst.

Weißt Du, Liebes, mit solchen Begriffen wie "Depression" komme ich selbst nicht so ganz klar.
Für mich hat das immer noch ein Image der Art: "Schublade"! Eine Vereinfachung, weil da in einem Begriff einfach so viel zusammengefasst ist.

Ich weiß nicht, ob ich die richtigen Worte finde, Dir zu erklären, wie ich das meine. Lass es mich versuchen.
So lange Du mir erzählst, was Dich traurig macht! Wo Du Sorgen hast! Mit welchen Gedanken Du Dich belastest.....
Solange fühle ich mich angesprochen und denke, dass ich Dir Antworten geben darf.
Solange ich Dich begleiten kann und darf, will ich es ja!

Sobald Du mir sagst: "Depression", "Suizidgefahr", bin ich selbst überfordert und obwohl ich Dich ja auf keinen Fall "abgeben" will: was habe ich für eine Entscheidungsfreiheit?
So stelle ich es mir vor, dass es vielleicht auch Deinen Eltern geht?!

Ich will nicht, dass Du selbst Dich einfach in eine Schublade steckst!
Dich darin "versteckst"?
Deshalb sehe ich aber doch, dass Du ein trauriges und niedergeschlagenes Mädchen bist, das viele Fragen an das Leben und an die Menschen hat, denen Du Dich eigentlich nahe fühlst.
Denen Du Deine Fragen nicht stellen willst oder kannst?!

Du hast geschrieben: "Ich kann es meinen Eltern nicht sagen da sie so etwas nicht verstehen, was sie auch schon mehrere Male nebenbei bei manchen Gesprächen gesagt haben".

Ich denke, dass es Deinen Eltern ähnlich geht wie mir:
dass sie nichts von "Depression" verstehen und das auch schon "nebenbei" mal gesagt haben?!
Oder haben sie darüber gesprochen, dass sie nicht verstehen, wenn jemand traurig und niedergeschlagen ist?

"nebenbei bei manchen Gesprächen".... sagt man so viel!
Nebenbei halt!
"Nebenbei" sind unsere Vorurteile! "Nebenbei" werfen wir genau damit gerne um uns!

Und das gilt auch anders herum: wir verstehen so oft falsch, was wir "nebenbei" zu hören bekommen.

Dazu habe ich eine Erinnerung an meine Grundschulzeit: ich hatte schon immer die Begabung, "abzuschalten", wenn ich etwas absolut Unwichtiges zu hören bekommen habe.
Irgendwann ließ unsere Klassenlehrerin ihren Frust über die Faulheit und das Desinteresse in der Klasse ab.
Weil ich mich da (als eigentlich ganz guter Schüler) nicht angesprochen fühlte, schaltete ich ab und überließ mich meinen ganz eigenen Gedanken.....
bis ich dann so "ganz nebenbei" die Worte "sitzenbleiben" .... und "wie z.B. Bernd...." mitbekam.....

Kannst Du Dir vorstellen, was dann in mir vorging? Ich habe Zusammenhänge gesehen, die so niemals gesagt wurden!
Aber das bekam ich erst viel später mit: irgendwann hatte ich wegen dieser Sache so arg Bauchschmerzen, dass ich dann doch mit meiner Mutter darüber redete. Sie ging dann auch gleich zu der Lehrerin um es zu klären ... und kam dann mit folgender Story wieder:
Eigentlich hatte meine Lehrerin mich als "Vorbild" vorgestellt, als sie "so wie z.B. Bernd" sagte. Den Zusammenhang mit dem vorher mitbekommenen Wort "sitzenbleiben" habe nur ich so hergestellt, weil ich dem ganzen Monolog meiner Lehrerin eben auch nur "nebenher" meine Aufmerksamkeit geschenkt hatte :-(

Liebe Maria,
Du bist nicht "nebenbei abzuhandeln"!
Dazu bist Du Deinen Eltern viel zu wichtig!
Du bist wichtiger als irgendein "nebenbei daher geschwätztes Vorurteil"!
Und Deine Eltern solltest Du auch nicht nur "nebenbei" erleben und nicht nur "nebenbei" behandeln!

Wenn Du dennoch damit Schwierigkeiten hast, Dich Deinen Eltern anzuvertrauen:
Vielleicht gibt es da ja auch einen Menschen in Deinem Umfeld, dem Du vertraust und mit dem Du auch so mal über Deine Sorgen und Nöte, Deine Ängste und Deine Traurigkeit sprechen kannst?
Manchmal ist da ja eine Tante (vielleicht die Patentante?) In meiner (Stein-)zeit war das auch mal der Pfarrer in der Gemeinde?

Verstehst Du nun vielleicht, warum ich gerade vorher geschrieben hatte, dass ich mit dem Begriff "Depression" nicht so ganz klar komme? Mit jeder Art von "Schublade"?

Wenn Du versuchst, Dich Deinen Eltern mitzuteilen! Wenn Du ihnen sagst, was Dich traurig macht, warum Du niedergeschlagen bist! Über Deine Sorgen, Nöte, Ängste erzählst!
Dann werden sie Dir zuhören und mit Dir zusammen versuchen, eine Lösung zu finden.
Vielleicht werden sie Deine Situation tatsächlich nicht ganz verstehen können.
Aber es wird ihnen wichtig sein, dass Du mit Deinen Sorgen zu ihnen kommst!
Das sie Deine Eltern sein dürfen!
Dass Du Vertrauen zu ihnen hast!
Und wenn sie dass dann nicht alleine mit Dir zusammen schaffen, werden sie Dir helfen, eine professionelle Hilfe zu finden!
Es wird Dir und Deinen Eltern gut tun, wenn ihr offen zueinander seid!
Das glaube ich ganz gewiss!

Also fass Dir ein Herz und sprich mit ihnen!

Alles Liebe
Bernd