Problem von Selina - 17 Jahre

Ich kann keine Kinder bekommen

Hallo,
vor 2 Tagen habe ich eine Diagnose bekommen die mein Leben total verändert und kaputt gemacht hat. Aber dazu fange ich mal von vorne an.
Bereits von Geburt an war bekannt dass mein Scheideneingang durch das Jungfernhäutchen welches verwachsen war verschlossen war. So dachte man es zumindest. Mehrere Ärzte bestätigten dies, doch als ich meine Tage mit zunehmender Zeit nicht bekam, ging meine Mutter als ich 16 war mit mir zum Frauenarzt. Auch diese bestätigte diese Diagnose und meinte mit einem kleinen Eingriff könnte man das Jungfernhäutchen spalten und den Scheideneingang öffnen, meine Tage würde ich dann im Lauf der Zeit schon bekommen.

Vor 2 Tagen nun ging ich ins Krankenhaus um den besagten Eingriff durchführen zu lassen. Im Anschluss daran teilte mir der operierende Arzt jedoch mit, dass sie bei mir dieses 'Häutchen' zwar öffnen konnten, ihnen dabei jedoch auffiel dass bei mir scheinbar weder eine richtige Scheide, noch eine Gebärmutter vorhanden sei. Das bedeutet, ich kann keine Kinder bekommen. In diesem Moment ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Ich habe mich bereits informiert und eine Klinik gefunden welche für solche Fälle spezialisiert ist, jedoch besteht dort auch nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit nach einem Eingriff dort, dass ich jemals Kinder bekommen kann...

Ich weine seitdem nur noch und komme nicht klar damit. Eine Familie mit meinen eigenen Kindern zu gründen war schon immer mein Traum und mein Lebenssinn... jetzt fühle ich mich einfach nurnoch leer und muss bereits weinen wenn ich eine Mutter mit ihren Kindern sehe, da ich weis dass ich niemals dieses Glück erhalten werden darf, und damit komme ich einfach nicht klar, eine Adoption ist für mich einfach nicht das selbe...

Zudem möchte ich nicht, dass jemand was davon erfährt von meinem Umfeld außer meinen Eltern und Schwester die es eh schon wissen, (was mir auch schon extrem unangenehm ist) was aber ziemlich schwer ist da ich durch diesen Versuch des Eingriffs länger im Krankenhaus bleiben müsste. Da nun aber die Schule wieder anfängt würde mich jeder fragen was los sei...

Ich weis einfach nicht wie ich mit dieser Diagnose glücklich weiterleben soll, da es einem einfach immer im Hinterkopf bleibt. Hinzu kommt dass ich sehr viel Sport mache und dort unsere kleinen Kinder trainiere was mir nun extrem schwerfällt, ich aber für unseren Verein nicht aufgeben möchte und ja auch keinen Grund nennen könnte warum ich es nichtmehr machen könnte...

Ich fühle mich einfach so unglaublich leer und traurig und weis nicht wie ich darüber hinwegkommen soll...

Vielen Dank schonmal, dass ihr mir eure Zeit schenkt....
Liebe Grüße

Frauke Anwort von Frauke

Hallo!

Ich kann verstehen, dass diese Diagnose ein schwerer Schock für dich ist. Gib deiner Trauer erst einmal Platz. Es ist vollkommen in Ordnung, dass du damit erst einmal nicht klar kommst. Wie solltest du auch so schnell damit klar kommen? Für die meisten Frauen mit ungewolltem Kinderwunsch ist es oft ein langer und schmerzlicher Abschied von dem Lebensentwurf, den sie im Kopf hatten.

Dein großer Vorteil ist, dass du schon zu einem so frühen Zeitpunkt davon erfährst. Viele erfahren erst recht spät in ihrem Leben, dass das mit dem Kinderkriegen nicht so einfach sind. Du hast also einen großen Zeitvorteil, um die Dinge für dich "klar zu bekommen".

Folgende Maßnahmen können dir vielleicht weiterhelfen:

1. Lies dir die Tipps und Erfahrungsberichte anderer Frauen durch, die das gleiche mitmachen oder mitgemacht haben. Fündig wirst du auf der Seite ungewolltkinderlos.de. Im Raum Köln-Bonn gibt es auch eine Selbsthilfegruppe namens Dornröschen (kinderwunsch-koelnbonn.de).

2. Ja, eine Adoption ist nicht dasselbe. Auch ein Pflegekind nicht. Das verstehe ich. Aber kannst du dich vielleicht langfristig doch mit dem Gedanken anfreunden, dass es irgendwo ein Kind gibt, für dass sich dein Unglück vielleicht als ein sehr großes Glück herausstellt? Drei Bekannte von mir haben Babys adoptiert und glaube mir, tiefere Mutterliebe kann auch keine leibliche Mutter empfinden! Leider steht vielen Paaren diese Option gar nicht mehr offen, weil sie zu alt sind, wenn sie erfahren, dass sie keine Kinder bekommen können. (Zeitvorteil für dich!)

3. Dein Verein. Du machst sehr viel Sport. Das ist bestimmt sehr gut für dich und es wäre sehr schade, das aufzugeben. Probiere es doch erst einmal aus, ob du wirklich immer an deine eigenen ungeborenen Kinder denken musst oder ob du während des Trainings eventuell gar keine Zeit findest, traurigen Gedanken nachzuhängen. Wenn es dir tatsächlich so schwer fällt, kannst du vielleicht die Abteilung wechseln und das Jugendtraining leiten oder etwas ganz anderes machen?

4. Überlege dir, welche Ziele du im Leben noch hast. Schreibe dir eine "Bucket List". Was möchtest du gern einmal erlebt haben? Was möchtest du erreichen? Kinder sind nur eine von vielen Möglichkeiten das Leben zu füllen und zu bereichern.

Zuletzt möchte ich dir noch sagen, dass zwei meiner Kolleginnen sich auch Kinder gewünscht haben, es aber nie geklappt hat. Beide haben nach einer gewissen Zeit der Trauer damit Frieden geschlossen. So haben sie es mir gegenüber jedenfalls dargestellt. Und beide arbeiten übrigens Tag für Tag mit Kindern. Es ist also möglich, darüber hinwegzukommen, es wird nur eine Zeit dauern. Beide führen ein sehr lebendiges Leben, reisen viel, haben zeitintensive Hobbies, einen großen Freundeskreis usw.

Zu deiner akuten Situation: Du musst in der Schule ja nicht erzählen, um welchen Eingriff es sich handelt. Wenn du Fragen vermeiden willst, dann erfinde einfach eine knappe aber harmlose Diagnose (Zyste am Eierstock, nichts Schlimmes, bin bald wieder da). Dann fragt auch keiner weiter nach. Und wenn dir nach einiger Zeit doch danach ist, es einer Freundin zu erzählen, dann tust du es eben.

Ich wünsche dir ein schönes und reiches Leben! Lass dich überraschen, was noch auf dich zukommen wird.
Alles Gute!
Frauke