Problem von Maria - 69 Jahre

Bin total fix und fertig

Ich bin 69 Jahre alt und habe in meinem Leben schon sehr viel mitmachen müssen, Es wäre zu viel hier alles aufzuschreiben, aber ich war schon sehr oft so am Rande gestanden, dass ich mir das Leben nehmen wollte. Nur meine Gedanken an meine beiden Kinder haben mich dann doch letztendlich davor bewahrt. Nun sind sie erwachsen, haben Familie und in den letzten Jahren ging es mir mit meinem 2. Mann auch recht gut. Nun ist mein Mann voriges Jahr im November sehr schnell verstorben und ich falle nun endgültig in ein tiefes Loch. Anfangs war ich noch mit allem darum beschäftigt, außerdem bin ich im Mai umgezogen und zwar in die Stadt nahe bei meinen Kindern, aber in der Wohnung ist man doch allein.
Jetzt kommt noch dazu, dass ich mich mit dem Umzug finanziell übernommen habe und jetzt auch noch ziemlich viele Schulden habe und das alles macht mich total fertig. Ich weine nur noch den ganzen Tag, habe auch schon Tabletten, die aber nichts helfen und habe zu nichts mehr Lust. Zu dem Nötigsten muss ich mich zwingen, möchte am liebsten nichts mehr essen und bete jede Nacht, dass ich nicht mehr aufwache. Leider wird mir dieser Wunsch nicht erfüllt. Ich bin total verzweifelt und keiner versteht mich. Mit meinen Kindern kann ich nicht darüber reden, die verstehen das nicht und mit anderen auch nicht. Was soll ich nur tun??? Hat jemand einen Rat für mich. Hinzu kommt auch noch, dass es mir gesundheitlich auch schlecht geht. Ich habe starke Rückenschmerzen und kein Arzt kann mir helfen, alle sagen Verschleiß, da kann man nichts mehr machen. Ich kann fast nicht mehr laufen, mir ist auch dauernd übel, Herzrasen, Atemnot, war schon bei allen Fachärzten, die aber auch nichts finden konnten.
Zum Schluss bleibt nur Psychisch, was wohl auch stimmt. Könnte ich besser laufen (die Schmerzen sind beim Laufen unerträglich), dann wäre das Ganze auch noch besser, aber so. Wenn es einigermaßen gehen würde, dann würde ich mich gern ehrenamtlich betätigen, nur um auf andere Gedanken zu kommen. Aber das geht leider auch nicht.
Am liebsten wäre mir, wenn ich nicht mehr aufwachen würde. Aber leider will mich unser Herrgott noch nicht. Was habe ich nur verbrochen, dass ich so in meinem Leben gestraft werde. Ich habe immer nur allen geholfen, wo ich konnte und jetzt wo ich Hilfe brauche, ist keiner da. Was für einen Sinn hat das Leben noch. Wenn ich diese gesundheitlichen Attacken bekomme, dann geht es mir so schlecht, dass ich meine ich sterbe in der nächsten Minute. Das ist kein Leben mehr. Wenn das noch so über Jahre gehen soll, dann halte ich das nicht mehr aus, das ist unmenschlich.
Hat vielleicht jemand einen Rat für mich. Wäre dankbar für jeden Strohhalm, der sich mir bietet.
Bitte helft mir. Maria

Frauke Anwort von Frauke

Hallo Maria!

Vorab möchte ich sagen: Alle die hier arbeiten, sind keine Psychologen und keine ausgebildeten Ärzte. Ich schreibe also nur, was ich glaube, was dir helfen wird. Wenn ich ganz daneben liegen sollte mit meiner Einschätzung deiner Person, dann bitte ich um Entschuldigung, ich versuche aus deinen Zeilen das herauszulesen, was ich kann, um dir helfen zu können.

Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich "du" sage.

Du schreibst: "Aber leider will mich unser Herrgott noch nicht." Ich glaube, er will dich noch nicht, weil es hier noch einen Menschen gibt, um den du dich kümmern musst. Jemanden, um den du dich vielleicht schon ein wenig gekümmert hast, der in den letzten Jahren aber (oder vielleicht schon immer?) von dir sehr vernachlässigt wurde. Ich sage dir gleich, wer das ist.

Hast du dein Leben bisher für deine Kinder gelebt? Denn du sagst, dass nur der Gedanke an sie dich hat weiterleben lassen. Dann hast du dich um deinen 2. Mann gekümmert. Jetzt würdest du dich am liebsten ehrenamtlich beschäftigen, aber dein Rücken, dein Herz, deine Lunge lassen es nicht zu. Das hört sich für mich so an, als würde der Mensch, den du bisher vernachlässigt hast, mit Gewalt auf sich aufmerksam machen: "Kümmer dich endlich mal um MICH!" Und dieser Mensch bist du selbst. Kann das sein?

Wenn du nur ein kleines bisschen Gelenkschmerzen hättest oder andere kleinere Gebrechen, würdest du vermutlich rausgehen, dich weiter um andere kümmern. Da muss deine Seele offensichtlich zu drastischen Maßnahmen greifen, damit du sie hörst. Ich nehme an, dass du an Gott glaubst - kann es sein, dass Gott diesen Weg nimmt, dir zu sagen, dass du dich jetzt um dich kümmern sollst? Würdest du auf ihn hören, wenn er sich in Bezug auf dieses Thema weniger vehement zu Wort melden würde?

Vielleicht hast du jetzt eine echte und handfeste Depression. Eine Depression ist wirklich nichts Eingebildetes, das man einfach so abtun sollte. Und eine Depression ist durchaus behandelbar, wenn man sie Ernst nimmt. Vielleicht kann man dir bei dieser hotline weiterhelfen: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/info-telefon

Ich kann mir vorstellen, dass ein kurzer stationärer Aufenthalt in einer Klinik gut tun wird. Dann kommst du raus aus deiner Wohnung und dort kann man dich einmal von oben bis unten durchchecken und mit viel Gesprächsangeboten und Therapien an die tieferen Ursachen kommen. Es kann sein, dass dein Hausarzt dich bisher nicht wirklich ernst genommen hat, denn oft ist es so, dass gerade ältere Frauen nicht richtig ernst genommen werden mit ihren Anliegen. Manchmal liegt es auch daran, dass sie der Außenwelt gegenüber oft eine Fassade aufrecht erhalten und gar nicht durchblicken lassen, wie schlecht es ihnen geht. Kann das bei dir auch sein?

Du schreibst: "Was habe ich nur verbrochen, dass ich so in meinem Leben gestraft werde. Ich habe immer nur allen geholfen, wo ich konnte und jetzt wo ich Hilfe brauche, ist keiner da." Du bist da! Du hast immer allen geholfen und jetzt ist es an der Reihe, dass du dem allerwichtigsten Menschen in deinem Leben hilfst: Dir selber. Das ist doch schon immer deine Aufgabe gewesen, oder? Menschen helfen!

Wenn du eine wirkliche Depression hast, dann ist natürlich auch gerade das Aufraffen schwierig, den ersten Schritt zu tun, also z.B. bei der hotline anzurufen oder deinem Hausarzt klar zu machen, dass es sich nicht bloß um eine kleine depressive Verstimmung handelt, die schon von alleine vorbei gehen wird. Aber ich bin zuversichtlich, dass du das schaffen wirst, denn du hast es ja auch geschafft, an uns zu schreiben und um Hilfe zu bitten.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. Alles Gute!
Frauke