Problem von *** - 20 Jahre

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Liebe Lavida,
da ich selbst ähnliche Probleme hatte bzw. teilweise noch habe, wollte ich dir was dazu schreiben.
Zu der Therapeutensuche fallen mir neben den von Sarah genannten Vorschläge noch folgende ein:
-suche dir einen Therapeuten, der ausgebildet ist, aber keine Kassenzulassung hast. Wenn du beweisen kannst, dass es bei den anderen unzumutbare Wartezeiten gibt (du musst dafür bei ein paar Therapeuten mit Kassenzulassung anrufen und protokollieren, wann sie dir einen Termin anbieten könnten), kannst du die Therapie über ein Kostenerstattungsverfahren beantragen und wenn es genehmigt wird, genauso machen wie eine andere Therapie
-wende dich an Ausbildungsinstitute, also Einrichtungen, in denen Therapeuten ausgebildet werden. Sie müssen im Rahmen ihrer Ausbildung Patienten behandeln und bieten deswegen auch Therapie an. Sie sind zwar noch nicht fertig ausgebildet, ich habe jedoch sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
-wende dich an eine psychiatrische Klinik. Meistens haben sie eine Ambulanz, an der man ambulant Therapie machen kann. Der Vorteil ist, dass sie meistens eher noch Gruppentherapien anbieten und es in MANCHEN Einrichtungen über ein Kontingent der Klinik geht und du dir somit den Therapieantrag sparst.
-ÜBERGANGSWEISE könntest du dich auch an eine Beratungsstelle wenden, sie können die Gespräche anbieten, damit du nicht alleine da stehst.

Des Weiteren kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es vlt eine Idee wäre, sich mal mit der dbt Therapie zu beschäftigen. Klar, sie ist ursprünglich für borderline-Patienten entwickelt worden, aber ich finde, dass gerade in Bezug auf Selbstverletzung gute Inhalte thematisiert werden.

Was mir bei selbstverletzungsdrang geholfen hat:
-Tagebuch ausfüllen, also mir aufzuschreiben, wann ich mich verletze. Wenn ich mich ein paar Tage nicht verletzt hat, hat mich das motiviert, weitere Tage durchzuhalten.

-wenn deine Anspannung über 70 ist (Anspannungsskala ist von 0-100 und ab 70 ist ein hoher svv drang und man kann nicht mehr ganz klar denken) stresstoleranzskills einzusetzen. Stresstoleranzskill ist alles, was kurzfristig hilft und langfristig KEINEN Schaden anrichtet. Am besten googelst du es mal, da es eine sehr große Auswahl gibt. Ein paar Beispiele sind: chilischoten essen, Eiswürfel auf dem Arm legen, dich an der Wand wie auf einen Stuhl setzen, sodass du im rechten winkel an der Wand sitzt (ohne Stuhl), Ammoniak riechen etc.
-wichtig dabei ist: sobald deine Anspannung unten ist, beschäftigst du dich mit deinen Gefühlen, da sonst deine Anspannung wieder nach oben geht: was habe ich gerade für ein Gefühl? Ist das Gefühl der Situation angemessen? Hat es langfristig negative Nachteile für mich, wenn ich dem Gefühl Ausdruck verleihe? Ist das Gefühl zu stark? Beantwortest du eine Frage davon mit nein, schwächst du das Gefühl ab, indem du entgegengesetzt denkst, Handelns, Körperreaktion usw.
-das Buch von Stephanie stahl „das Kind in dir muss Heimat finden“
-wichtig ist mir zu betonen, dass das alles Vorschläge für den ÜBERGANG sind und keine Therapie ersetzen können. Sie sind nur aus meinen Erfahrungen und haben mir geholfen, was nicht bedeuten muss, dass sie jedem helfen, ich dachte nur, dass es einen Versuch wert ist.

Ich hoffe, du kannst was aus meiner Antwort mitnehmen und wünsche dir alles, alles Gute und ganz viel Kraft. Ich bin mir sicher, dass du das schaffen kannst!
Liebe Grüße
***

Sarah B. Anwort von Sarah B.

Liebe Unbekannte,
ich danke dir sehr für deine Nachricht an Lavida.

Ich finde es toll, dass du dir Zeit genommen hast und sie an deinen Erfahrungen teilhaben lässt, dank dir hat sie nun weitere Anhaltspunkte und Ideen, die ihr bestimmt weiterhelfen werden.

Ich habe gesehen, dass du auch schon in der Vergangenheit Feedbacks zu unseren Antworten an die Hilfesuchenden geschickt hast. Auch dafür möchte ich dir danken. Persönliche Erfahrungen anderer sind meiner Meinung nach sehr hilfreich für Betroffene.

Falls du auch mal einen Rat brauchst, kannst du dich natürlich jederzeit melden.
Alles Liebe für dich und viele Grüße,
Sarah