Problem von Micha - 38 Jahre

Freundinhelfen

Liebes Kuka-team.
Letzten Monat kam ich mit meiner Freundin zusammen, sie ist 33 Jahre alt und ich 28 Jahre alt. Meine Freundin erzählte mir, das sie eine bartholonische Zyste hat, die Zyste stört sie nicht weiter, aber kürzlich kam noch ein bartholonischer Abszess dazu, auf der anderen Seite. Trotz guter Beratung mit den Ärzten, lässt sie es nur absaugen und hat starke Schmerzen, sie sagt das sie Angst vor der Op habe und das sie Angst vor den Schmerzen habe, ich Versuche sie jedes mal zur Vernunft zu bringen aber sie blockt ab, ich habe ihr bereits gesagt das ich mir sorgen mache und nicht will das sie leidet, aber trotzdem will sie nicht, weil sie zu große Angst hat. Noch dazu kommt das Problem mit meiner Familie, sie sagen das ich mich irgendwann trennen muss, weil sie viele Probleme Gesundheitliche Probleme hat, aber ich sagte ihnen schon das ich sie niemals aufgeben werde, weil ich sie zu sehr Liebe. Ich bin am Verzweifeln, ich will ihr helfen, aber weiß nicht wie. Bitte helft mir.

LG Micha

Nuala Anwort von Nuala

Hallo Micha,

wie schön ist es, dass du eine Freundin hast, die du liebst! Du willst für sie da sein, das ist wundervoll. Im Prinzip will ich dich genau darin bestärken: Die Liebe zwischen euch ist etwas so Wertvolles, das gelebt werden soll. Lass dich nicht von sinnlosen und merkwürdigen Ratschlägen deiner Familie aus dem Konzept bringen. Warum sollte man sich von jemandem trennen, nur weil dieser Mensch nicht komplett gesund ist? Das klingt ziemlich dämlich. Mal abgesehen davon, dass alle Menschen irgendwas an sich haben, das entweder nicht ganz gesund ist oder sie sonst eine Macke oder erschwerende Umstände mit sich bringen (oder positiv formuliert: Deine Freundin hat einige andere körperliche Bereiche, die super funktionieren!), finde ich solche Aussagen unmoralisch und unmenschlich. Gerade jetzt benötigt deine Freundin mehr Unterstützung denn je, weil sie sich in einer schweren Lebensphase befindet. Sie zu verlassen, wäre also nicht nur für dich fatal, sondern auch für sie. Dadurch wird sie nicht schneller gesund als wenn du sie durch durch deine Liebe trägst und ihr zeigst, dass sie es schaffen wird. Im Gegenteil: Durch zusätzlichen psychische Beeinträchtigungen wie Stress in der Partnerschaft oder gar Liebeskummer kann es noch schwerer werden, wieder vollständig gesund zu werden.

Hhhm... "Zur Vernunft bringen", wenn sie total verängstigt ist, wird nicht funktionieren. Besser ist es, wenn du ihr zuhörst und ihre Ängste ernst nimmst.
Du kannst von eigenen Erfahrungen mit Ängsten und Schmerzen sprechen und wie du in bestimmten Situationen damit umgegangen bist. Was du gefühlt und gedacht hast, als du dich einmal verletzt hast, einen Unfall hattest etc.
Vielleicht hilft es ihr, wenn ihr vertieft über ihre Angst vor Schmerzen sprecht (wenn sie es zulässt, kannst du ihr Fragen zu deinem (und ihrem!) besseren Verständnis stellen, z.B. "Was verbindest du mit einer Operation?", "Wie waren deine bisherigen Aufenthalte im Krankenhaus?", "Welcher war dein bisher schlimmster körperlicher Schmerz?", "Welche Schmerzen hast du gut aushalten können - und warum?"...). Denn falls sich da noch etwas anderes dahinter verbirgt, kann es so ans Licht kommen und blockiert sie dann unter Umständen nicht mehr. Interessant in diesem Zusammenhang ist ja auch, ob sie jemals operiert wurde - also so etwas schon erlebt hat oder nur glaubt zu wissen, wie das ist. Das macht einen enormen Unterschied!
Du kannst probieren, ob du ihren Kampfesgeist irgendwie aus ihr herauskitzeln kannst. Wer weiß? Vielleicht kann sie es schaffen, die Bewältigung ihrer Erkrankung als Herausforderung zu begreifen und nicht als stetigen Angriff. Es kommt eben teilweise auch auf die Sicht der Dinge an.

Wenn sie dann immer noch abblockt, kannst du ihr signalisieren, dass du dich an dieser Stelle zurücknimmst. Etwas Anderes bleibt dir dann auch nicht übrig. Das sollte allerdings nicht im Stil "beleidigte Leberwurst" erfolgen, sondern ruhig und möglichst sachlich. Sie sollte noch das Gefühl haben, sich jederzeit vertrauensvoll an dich wenden zu können.
Du kannst ihr auch verschiedene Personen(gruppen) nennen, die als Gesprächspartner:innen zu Verfügung stehen können: Freund:innen, Verwandte, Gemeindepädagog:innen und Pfarrer:innen, Angestellte im Krankenhaus und in der Arztpraxis, Therapeut:innen und Coaches, usw. - falls sie reden möchte, aber lieber nicht mit dir.
Du solltest außerdem akzeptieren, dass sie sich auch dauerhaft gegen eine Operation entscheiden könnte. Da kannst du ihr sicherlich die Konsequenzen aufzeigen, dass ihr Leidensweg wahrscheinlich unnötig in die Länge gezogen würde und eure Beziehung leiden könnte. Sofern sie eine pragmatisch eingestellte Person ist, könnte das eventuell Wirkung zeigen. Doch du darfst ihr keinen Druck machen oder neue Ängste erzeugen!
Schau vielmehr auf das, was du auszuhalten bereit bist - und grenze dich rechtzeitig ab. Lieber einen Besuch bei ihr ausfallen lassen und dich erholen, als in einen (weiteren) Streit geraten. Sie sollte wissen, was du zu geben bereit bist und wann bei dir Schluss im Handeln ist.

Ich denke, mit ehrlicher und intensiver Kommunikation könnt ihr viel ausbügeln. Achtet auf viele verbindende Elemente wie Hobbys/Interessen, Visionen, Träume, weil sonst die Krankheit das alles bestimmende Thema wird.

Deiner Familie kannst du zu verstehen geben, dass sie dir am besten hilft, wenn sie dich als Person unterstützt und dir zuhört, wenn du selbst Redebedarf hast. Das ist viel mehr wert, als dir eine Trennung einzureden. Sollte der Einfluss deiner Verwandtschaft in dieser Hinsicht zu negativ für euch sein, solltest du dich etwas distanzieren, um deine Energien nicht zu vergeuden.

Ich wünsche dir und deiner Freundin alles erdenklich Gute für diese herausfordernde Zeit!

Nuala