Problem von Anonym - 26 Jahre

Den Vater kränken mit selbstständigem Handeln?

Hi,

meine Verlobte und ich planen zu heiraten und sind bereits seit 4 Jahren verlobt und seit 6 Jahren zusammen. Nun soll das Versprechen in die Tat umgesetzt werden. Meine Verlobte hat einen sehr seltenen und auch sehr schönen Namen, der dänische Wurzeln hat. Ihr bedeutet der Name auch sehr viel und ich würde niemals von ihr verlangen meinen Namen anzunehmen. Ich bin nach einem Jahr überlegen zu dem Entschluss gekommen, dass ich der Meinung das sie die Möglichkeit haben soll ihren Namen an etwaige Kinder weiterzugeben. Problematisch dabei ist, dass ich ungern anders heißen wollen würde als meine Kinder. Dabei können soweit ich weiß einige Probleme entstehen, wenn ich beispielsweise meine Kinder aus dem Kindergarten abholen möchte und einen anderen Nachnamen trage als sie. Des Weiteren würde ich mich nicht als Familie insgesamt fühlen. Ich persönlich hätte gar kein Problem damit ihren Namen zu tragen, zumal er sich mit meinem Vornamen ausgezeichnet verträgt.
Nun zum eigentlichen Problem: mein Vater wäre unendlich traurig, da mein Halbbruder, den er adoptiert hat, Kinder mit anderem Nachnamen hat und sein anderer leiblicher Sohn der den Kontakt abgebrochen hat einen anderen Namen trägt. Anscheinend ist ihm die gesamte Namenssache sehr wichtig. Ich hingegen fürchte mein Leben lang traurig zu sein einen anderen Namen als meine Kinder zu tragen und auch meinen Gefühlen und Wünschen nachgegangen zu sein. Ich bin nicht gut darin meinen Bedürfnissen und Wünschen nachzugehen und bin eine Person, die sich in erster Linie nach anderen richtet.

Ich weiß gar nicht genau was ich erwarte. Letztendlich ist es mein Leben und meine Wahl. Ich würde ihn als Sohn natürlich niemals verlassen und immer lieben wie zuvor auch. Allerdings ist es wohl Zeit ein eigenes Kapitel aufzuschlagen und den Mut zu finden ihn diese Entscheidung mitzuteilen. Ich schaffe es nur nicht.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Danke, dass du deine Sorgen mit uns geteilt hast. Ich finde es toll, dass du dir so viele Gedanken machst und dabei alle Beteiligten (dich, deine möglichen Kinder, deine Verlobte, deinen Vater) einbeziehst.
Ich kann absolut verstehen, dass gewichtige Argumente für den besonderen Nachnamen deiner Freundin sprechen.

Natürlich ist es blöd, einem sehr nahestehenden Menschen einen großen Wunsch abzuschlagen. Doch "sticht" dein Bedürfnis - das zugleich auch das deiner Verlobten ist - diesen Wunsch in meinen Augen. Ich denke, du kannst deinem Vater genau dies so darlegen und so begründen, wie du es hier getan hast. Das ist alles schlüssig und verständlich. Letztlich hat dein Vater auch kein Recht, sich da ernsthaft gekränkt zu fühlen - traurig ja, doch du hast ihn ja nicht absichtlich beleidigt oder ihm etwas versprochen, nichts vorgegaukelt.
Sicherlich können wir nicht davon ausgehen, dass dein Vater das einfach schluckt. Doch ist das möglicherweise jetzt eine Lebensprobe, die deinen Mut herausfordert. Nimm sie an!

Zum Thema Nachname denke ich, dass du deine Verlobte mit ins Boot holen solltest, denn sie kann dich bestimmt am besten stützen und motivieren. Und was ist mit deiner Mutter - vielleicht ist sie noch eine Ressource, die dir hilfreich sein kann.

Ich komme nun zum Eingemachten: Bestimmt stimmst du mir zu, dass das Namens-Dilemma letztlich nur ein Symptom deiner allgemeinen Lebensweise ist: Du hast es auf den Punkt gebracht, dass du dich sehr nach Anderen richtest und auch merkst, dass es endlich Zeit für eine Veränderung ist. Das sehe ich auch so. Langfristig musst du also eine große Veränderung einläuten, um dich nicht vollends unglücklich zu machen. Ich denke da an ein Coaching, eine psychologische Beratung und an Seminare und Kurse, in denen es um das Wahrnehmen und Umsetzen der eigenen Wünsche und Ziele geht - in Kombination mit der Wahrung der persönlichen Grenzen. Das geht Hand in Hand. Wenn du also professionell begleitet wirst, fällt es dir sicherlich auf Dauer leichter, für dich selbst einzustehen und dich nicht dauernd unterzuordnen.
Hier habe ich zwei gute Links zum Einlesen für dich:
- Im ersten Artikel geht es um Bedürfnisse und wie diese durch gewaltfreie Kommunikation vermittelt und dadurch auch erfüllt werden können: https://www.sein.de/gewaltfreie-kommunikation-beduerfnisse-gewaltfrei-kommunizieren/
- rund um das Grenzensetzen (geschrieben für hochsensible Menschen, doch genauso gut für alle Anderen geeignet!): https://www.zartbesaitet.net/informationen-fur-hsp/liebevoll-grenzen-setzen/

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Vorhaben - und eine schöne Hochzeit! :)
Nuala