Problem von Anonym - 17 Jahre

Mache mir Sorgen um meine Eltern

Angefangen hat das ganze schon vor ca. 4 Jahren, zwischen meinen Eltern lief es nicht so gut. Mein Vater hatte eine Freundin, meine mutter hatte es akzeptiert gehabt. Zwar hat mein Vater noch bei uns gelebt, aber er hat immer auf der Couch geschlafen und die beiden haben sich nur noch mit Vornamen angesprochen. Aufgrund des Stresses ist meine Mutter irgendwann zusammen gebrochen und im Krankenhaus gelandet, mein Vater ist sie immer besuchen gegangen hat sich von seiner Freundin getrennt und es schien wieder alles gut zu gehen.
Jetzt aber scheint es wieder mal so zu werden. Meine Mutter verzichtet darauf meinen Vater um irgendwas zu bitten da dieser sofort genervt und pissig reagiert, sie meinte auch zu mir das er in letzter Zeit immer schlecht gelaunt ist. Seit ein oder zwei Monaten geht er auch fast täglich trinken und kommt spät heim, meine Mutter meinte das er nur dann nicht schlecht gelaunt wäre wenn er trinken würde und ist froh darüber, zudem geht sie auch immer früh ins Bett damit sie ihn nicht mehr mitbekommt wenn er spät Abends heim kommt, aber ich mach mir riesige Gedanken und Sorgen, sowohl um meine Mutter als auch meinen Vater.
Ich sehe meinen Vater auch kaum und bekomme Interaktionen zwischen den Beiden so gut wie nie mit, kann also auch nicht sagen das meine Mutter vielleicht nur Dinge falsch versteht oder ähnliches.
Ich will nicht das mein Vater so oft trinken geht (Angst vor Suchtgefahr), ich will auch nicht das meine Eltern sich distanzieren oder sich die Lage wieder so zuspitzt wie vor ein Paar Jahren, ich will nicht das meine Mutter verzichtet mit meinem Vater zu reden weil er wohl scheinbar immer genervt reagiert, aber auch weiß ich nicht was ich dagegen machen soll?

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Es gehört wohl zu den schmerzhaftesten und unangenehmsten Konfrontationen, wenn die eigenen Eltern derart in der Krise stecken und dadurch alles negativ beeinflusst wird. Du hast also mein vollstes Mitgefühl.

Eines gleich vorab: Sie müssen das selbst miteinander ausmachen, das ist nicht deine Aufgabe als Tochter. Was du allerdings schon machen kannst, ist dein Befinden mitzuteilen. Du kannst ihnen entweder einzeln oder gemeinsam sagen, wie du dich fühlst, du kannst aber auch einzelne "Problembestandteile" herausgreifen und diese unter vier Augen benennen, z.B. bei deinem Vater sein häufiges Ausgehen und Trinken. An dieser Stelle übrigens ein Lob an dich, dass du so weitsichtig denkst und eine mögliche Sucht in Betracht ziehst. Alkoholkonsum wird viel zu sehr verharmlost, daher finde ich es sehr achtsam von dir, das zu bemerken und es nicht herunterzuspielen.
Deiner Mutter könntest du den Hinweis geben, dass sie ein Vermeidungsverhalten zeigt, was aber das Grundproblem nicht löst. Du könntest sie als Alternative dazu motivieren, ein klärendes Gespräch mit deinem Vater zu beginnen.

Du kannst das Stichwort Paartherapie aufgreifen, denn das könnte der Strohhalm sein, der den beiden eventuell noch etwas bringen könnte (weil sie in der Vergangenheit ja schon einmal eine Art Neuanfang gewagt hatten). Es kann sein, dass sie aktuell alleine nicht weiterkommen und eine professionelle und gleichzeitig neutrale Person von außen ihnen sehr gut bekommen würde.

Auch eine Trennung auf Zeit könnte in Frage kommen, dann am besten wirklich auch mit räumlicher Trennung. So sind Neusortierungen der Gedanken und Gefühle möglich, neue Sichtweisen können auftauchen, Lösungsideen und dergleichen mehr.

Ansonsten sehe ich das ziemlich strikt - wenn alles "tot" ist, sollten sie den Mumm haben und einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Denn sonst leben sie wahrscheinlich nur weiter unglücklich nebeneinander her, ohne angemessene Möglichkeiten gefunden zu haben, sich wieder anzunähern oder zumindest respektvoll miteinander umzugehen.

Alles in allem sind das lediglich kleine "Anstupser", die du in Gespräche mit beiden oder jeweils alleine mit ihnen einfließen lassen könntest. Es wäre genauso okay, wenn du dich ab sofort deutlich aus allem raushalten und vor allem deine persönlichen Grenzen schützen wollen würdest (also u.a. signalisieren, dass du die Atmosphäre bei euch daheim sehr traurig findest... und dich nicht mehr wohl fühlst...).

Eines möchte ich dir noch mitgeben: Auch wenn es derzeit so verfahren wirkt, so könntet ihr in einigen Jahren als Familie eine Weise gefunden haben, wie ihr den Zusammenhalt und die Wärme bewahren könnt. Das dauert nur leider auch mal länger. Deine Familie bleibt trotzdem bestehen, wenn ggf. in anderer Form!

Ich wünsche dir sehr, dass sich deine Eltern aufraffen und zusammen eine Lösung für sich finden möchten.

Alles Gute!
Nuala