Problem von E - 20 Jahre

Meine Eltern..

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

ich weiß, ich bin vermutlich schon etwas zu alt hierfür, aber ich habe keine Ahnung, mit wem ich sonst sprechen soll.
Ich bin ein Familienmensch und seit meiner Kindheit fürchte ich mich nur vor einer Sache: Das meine Eltern sich trennen.
Anscheinend hatten sie schon ewig ein paar Probleme, die sie gut vor mir und meiner älteren Schwester verstecken konnten, bis sie anfingen zusammen zu arbeiten und alles schlimmer wurde. Wir erfuhren alles, nichts von alledem lief allerdings auf Fremdgehen o.ä. hinaus. Sie waren schon mal kurz vor der Scheidung, weil meine Mutter das Gefühl hatte, dass mein Vater sie nicht mehr liebt und ein Leben mit ihr nicht mehr möchte. Danach haben sie sich einige Zeit wieder super verstanden und jetzt fängt es wieder an..
Mein Vater ist relativ unsensibel, was empfindliche Personen, wie meine Mutter sehr verletzt. Er ist auch impulsiv und reagiert deshalb öfter ohne nachzudenken und beide sind sehr stur. Meine Mutter ist eifersüchtig und urteilt manchmal viel zu voreilig, außerdem ist sie teilweise paranoid und entwickelt einen Kontrollzwang, weil mein Vater vor Jahren Mal einen Freund von ihm beobachtet hat, wie er online mit Frauen geschrieben hat, woraufhin dieser ihn dazu anstachelte, es aus Spaß auch mal zu versuchen.
Meine Familie ist wirklich alles für mich, ich weiß nicht, wie ich ohne sie überleben soll, falls sie wirklich auseinander brechen sollte.. und ich weiß ebenso nicht mehr, wie ich mit der ganzen Sache umgehen soll, meine Schwester möchte ich damit nicht wieder belasten, weil sie zur Zeit Ihre Bachelor-Arbeit schreibt. Eine Sache weiß ich allerdings, ich werde definitiv zerbrechen, wenn sie sich dieses mal wirklich trennen sollten.
Also schwanke ich zwischen zwei Folgehandlungen: Entweder ich rede mit beiden nicht mehr und zeige ihnen damit, wie sehr mich das belasten und zerstören würde, was aber gleichzustellen wäre mit gar nichts tun und dabei zusehen, wie meine Familie kaputt geht, oder ich rede mit beiden und versuche das zu klären, was ich vorher auch schon einige Male versucht habe, nur weiß ich nie, wo ich ansetzen soll und mir fehlt das nötige Wissen, um wirklich beratende und problemlösende Antworten zu geben.
Ich bin mir übrigens sicher, dass sie immer noch Gefühle füreinander haben. Sie kennen sich bereits seit ihrer Kindheit und sind zusammen aufgewachsen, vielleicht saßen sie sich durch die Arbeit nur zu sehr aufeinander.

Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwie helfen.

Vielen Dank schon mal!
E.

Nuala Anwort von Nuala

Grüß dich!

Meiner Ansicht nach ist man nie zu alt, sich anderen zu öffnen und über das zu schreiben oder zu sprechen, was einen bedrückt. Ich finde es super, dass du es getan hast!

Ich habe heute eine Zuschrift beantwortet, die in eine sehr ähnliche Richtung geht. Lies gerne hier rein: https://mein-kummerkasten.de/331601/Mache-mir-Sorgen-um-meine-Eltern.html

Es ist nie schön, wenn eine Scheidung im Raum steht.
Nur solltest du auch einmal ehrlich und realistisch auf das Ganze blicken: Wem ist denn geholfen, wenn deine Eltern künstlich zusammenbleiben würden, nur um weiter "heile Familie" zu spielen? Ist es nicht viel wesentlicher, dass alle Familienmitglieder wieder fröhlicher sein können - auch wenn das bedeuten könnte, dass sie getrennte Wege gehen?

Ich möchte außerdem in Frage stellen, dass du "daran zerbrechen" würdest. Das ist eine sehr düstere Sichtweise. Du könntest sie auch umdrehen und dir sagen: Gerade gibt es eine Herausforderung, die wirklich schwierig ist. Aber ich glaube daran, an ihr zu wachsen und gestärkt aus ihr hervorzugehen!"

Ich glaube fest daran, dass du diese Herausforderung bewältigen kannst. Gerne gemeinsam mit deiner Familie, indem du mit ihnen sehr ehrliche Gespräche führst und ihnen den nötigen emotionalen Beistand gewährst. Doch bitte bleibe bei auch dir, sei für dich selbst verantwortlich.
Deine Eltern müssen für sich als Paar schauen, was für sie stimmig ist. Und das müssen sie losgelöst von der Familie bearbeiten. Denn um eine Fassade aufrechtzuerhalten oder eine "Pflicht" zu erfüllen ein Ehepaar zu bleiben, ist weder zielführend noch zufriedenstellend. Ganz im Gegenteil - wer lange Zeit in miesen Umständen verhaftet bleibt und keine Versuche zur Änderung unternommen werden, kann nicht nur körperlich, sondern auch psychisch krank werden. Deshalb nochmal: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

Alles Liebe,
Nuala