Meine Mutter hat sagt mir ich sei nicht ganz knusper, weil ich Depression habe!
Hallo liebes Kummerkasten-Team, ich bin gestern aus einer Klinik gekommen (wegen Depression) und heute habe ich meinen Mutter gefragt ob mein Opa weiß, dass ich eine Krankheit habe und meine Mutter sagte darauf "der hat schon selber gemerkt, dass du nicht ganz knusper bist" Ich finde den Ausdruck nicht ganz knusper im Zusammenhang mit Depression nicht gut.
Anwort von Nuala
Liebe Laura,
zunächst hoffe ich sehr, dass dir dein Klinikaufenthalt geholfen hat! Desweiteren wünsche ich mir für dich, dass du auch weiterhin ambulant gut angebunden bist, sodass du weiter genesen kannst.
Ich bin absolut deiner Meinung: Die Bezeichnung "nicht ganz knusper" ist nicht nur total unsensibel gewählt, sondern auch sehr unangemessen, weil sie diskriminierend ist. Bitte stelle das auch so klar, dass eine Depression etwas ist, was alle (!) Menschen bekommen können, also auch deine Mutter beispielsweise. Sie würde dann sicherlich auch einen respektvollen Umgang wünschen, in welchem solche Betitelungen nicht vorkommen.
Vielleicht könnt ihr gemeinsam Informationsmaterial über Depressionen anschauen und so in ein besseres Gespräch finden. So kann sie auch mit eventueller Überforderung besser umgehen lernen und merken, dass eine Depression nicht bedeutet, dass ein Mensch"unzurechnungsfähig" geworden ist!
Infos für Angehörige sind unter anderem hier zu finden:
- https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/WI-Angehoerige-Depression-BAEK.pdf
- https://www.liebenswert-magazin.de/depression-wie-sollten-sich-angehoerige-verhalten-325.html
- https://www.was-ist-depression.net/category/hilfe/angehoerige
Mit deinem Opa könntest du auch selbst ein vorsichtiges Gespräch beginnen. Manchmal hilft es auch, Depression (oder eine andere Erkrankung) zu umschreiben, weil es dann greifbarer ist: "Ich fühle mich oft sehr niedergeschlagen/leer/lustlos..." (wie sich die Depression bei dir eben zeigt...).
Solltest du weiterhin auf mangelndes Verständnis stoßen, müsstest du es wohl oder übel akzeptieren - was aber nicht bedeutet, dass du nicht geliebt wirst. Ich denke, das sind zwei Paar Schuhe. Es gibt bestimmt Wege, mit deinen Angehörigen in Frieden zusammenzuleben, auch im Fall der fehlenden Feinfühligkeit. Dafür gibt es sicher andere Personen in deinem Umfeld, die dafür die nötige Empathie und das Fingerspitzengefühl aufbringen, das dir in deiner Familie fehlt.
Ich wünsche dir alles Gute!
Nuala