Problem von Anonym - 15 Jahre

Ich kann nicht mit dem Tod von meinem Vater abschließen

Als ich 5 Jahre alt war ist mein Vater an einem Gehirn Tumor gestorben. Für lange Zeit dachte ich, ich hätte damit abgeschlossen. Aber jetzt kommt alles irgendwie hoch, es frisst mich innerlich auf. Ich glaube ich habe es einfach zu lange verdrängt. Jeder aus meiner Familie hat damit abgeschlossen, nur ich nicht und ich will sie auch nicht ständig damit belasten. Meine Mutter hat wieder geheiratet und ihr neuer Mann ist eigentlich wirklich nett und das wichtigste ist das sie glücklich ist. Und auch wenn er wirklich alles für mich tut, hasse ich ihn irgendwie. Ich denke einfach nur weil er eben nicht mein Vater ist. Deshalb fühle ich mich noch schlechter. Aber ich kann einfach nicht anders. Das schlimme ist ich möchte mir ja helfen lassen aber auf der anderen Seite möchte ich weiter trauern, weil ich dann das Gefühl habe, dass ich ihn nicht vergesse. Ich weiß wirklich nicht mehr wie ich damit umgehen soll und könnte hier denke ich noch ewig weiter schreiben aber es bringt ja sowieso nichts. Es hilft mir auch nicht ihn nicht weiter zu vermissen (obwohl ich das ja auch irgendwie will), also...

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Unbekannte,

einen Elternteil zu verlieren, ist eine sehr schlimme Erfahrung. Du hast mein vollstes Mitgefühl.
Eines kann ich dir bestätigen: Verdrängen ist in den allermeisten Fällen das Schlechteste, was man tun kann. Der Schmerz muss raus! Die Trauer will sich ausbreiten und alles durchfluten. Es muss einen immer wieder durchschütteln, man muss weinen, schreien, verzweifelt sein. Es tut unendlich weh. Und dann wird es immer weniger. Man wird ruhiger. Die Trauer ist noch da, aber man kann wieder "normaler" leben. Und irgendwann werden die Gedanken etwas angenehmer, vor allem dann, wenn man sich die positiven Seiten vergegenwärtigt - entweder das, was man von der verstorbenen Person hat, weiß, gelernt hat. Welche Liebe es gab. Oder auch einfach, dass man es durchgestanden hat!

Trauer ist etwas, das einen sehr lange begleiten kann und darf, manchmal auch das gesamte Leben lang. Dabei muss sie nicht so stark sein wie am Anfang. In der Regel wird sie schwächer, wenn sie zugelassen wird. Es ist auf jeden Fall nicht so, dass du mit dem Tod deines Vaters "abschließen" sollst oder musst! Warum auch? Dein Vater ist zu einem beschissenen Zeitpunkt gestorben, das kann ich nicht anders sagen. Das kannst du auch nicht mit deiner Mutter und anderen Angehörigen vergleichen, denn diese sind erwachsen und haben in der Regel ganz andere Möglichkeiten, diesen Verlust zu bewältigen. Du allerdings hättest deinen Vater einfach noch gebraucht! Mit fünf Jahren wäre es so wichtig, den Vater eng bei sich zu haben. Kein Wunder, dass es dich jetzt umso heftiger trifft! Das allein kannst du anerkennen, anstatt dagegen anzukämpfen.

Folgende Links möchte ich dir ans Herz legen, ich habe da unter anderem etwas über Trauerbewältigung geschrieben:

* https://mein-kummerkasten.de/index.php/260725/Papa-3.html
* https://mein-kummerkasten.de/index.php/288009/Ich-kann-den-Tod-meines-Opas-nicht-verkraften.html
* https://mein-kummerkasten.de/316262/Tod-meines-Opas.html
* https://mein-kummerkasten.de/316148/Die-Trauer-bremst-mich-aus.html

Du kannst dich gerne wieder melden, wenn du möchtest - Schreiben erleichtert bekanntermaßen.

Ich wünsche dir alles Liebe!
Nuala