Problem von A - 20 Jahre

Depression/Beziehung

Ich habe seit 5 Monaten einen Freund der alleine lebt. Nun ist die Sache, dass er mich nur in Schlaf- und Badezimmer lässt, Küche und Wohnzimmer darf ich (wegen Unordnung) nicht betreten. Er hat versprochen bis zu meinem Geburtstag vor zwei Monaten so weit aufzuräumen hat es jedoch nie getan. Wir sind an sich sehr glücklich, das ist jedoch das einzige Streitthema, da er es auch abgelehnt hat dass ich ihm helfe. Er meint er hat keine Zeit weil ich immer bei ihm bin. Nun habe ich gesagt, dass ich morgen nach Hause fahre und erst wieder komme, wenn ich überall hin darf weil ich es hasse nicht selbstständig zu sein und mir essen etc immer machen/bringen lassen muss. Da ich seit Jahren starke selbstzweifel und depressionen habe ist es für mich schwer, mit so etwas fertig zu werden (auch wenn es quasi eine kleinigkeit ist) aber ich schiebe die schuld immer auf mich und mache mich für alles verantwortlich. Ich habe angst vor der zeit in der ich alleine bin da ich schnell zu negativen gewohnheiten neige und mich selbst fertig mache, was ich damit versuche zu bewältigen, dass ich mich komplett abschotte und mich betrinke. Ich weiß dass es keinen grund gibt so etwas zu tun aber durch meine vergangenheit und weil ich mittlerweile so daran gewöhnt bin jemanden um mich zu haben ist es meine größte angst, allein zu sein. Ich habe einfach angst ihn zu verlieren da ich dadurch in ein loch fallen würde aus dem ich nicht mehr herauskomme und nicht mehr klar denken und vorhersagen könnte was ich als nächstes mache

Anwort von Shannon

Liebe Fragestellerin,

dein Freund verhält sich meiner Meinung nach wirklich seltsam was seine Wohnung betrifft. Den Schritt, erstmal nach Hause zu fahren und erst zurück zu fahren, wenn sich die Situation geklärt hat, finde ich richtig. Dennoch würde ich euch zu einem Gespräch raten, in dem ihr klärt, was eure Vorstellungen von einer intakten Beziehung sind. In Bezug auf die Wohnung vielleicht gerade bei den Themen Vertrauen, was man vor dem anderen verheimlicht und was einem vor dem anderen unangenehm ist.
Du schreibst, dass ihr an sich glücklich in eurer Beziehung seid, was super ist, und wofür es sich lohnt, Kompromisse einzugehen. Überlege für dich aber trotzdem mal, wie weit diese Kompromisse gehen dürfen, damit du langfristig glücklich in der Beziehung bleibst und gleiche es mit den Vorstellungen von deinem Freund ab. Dann kannst du auch entscheiden, wie und ob du in der Beziehung fortfahren willst.

Wenn ich das richtig verstanden habe, möchtest du ihn nicht klar konfrontieren, weil du Angst hast, ihn zu verlieren und dann alleine zu sein. Das kann ich gut verstehen, denn Einsamkeit kann sehr schmerzhaft sein. Dazu kommt noch, dass du, wie du schreibst, schon seit langem mit Selbstzweifeln und depressiven Episoden zu kämpfen hast.
Ich finde wichtig, dass du weißt, dass du jederzeit professionnelle Hilfe anfordern kannst. In psychotherapeutischen Praxen hast du immer die Möglichkeit, dir Termine für ein Erstgespräch und dann ca. fünf probatorische Sitzungen geben zu lassen, in denen du schauen kannst, ob der Therapeut zu dir passt. Du kannst auch erst zum Hausarzt gehen, um dir eine Überweisung geben zu lassen. Solche Therapien sind wirklich gold wert, wenn man den richtigen Therapeuten gefunden hat. Das kann manchmal dauern, weil die Wartezeiten bei vielen Therapeuten lang sind, aber da kann man sich ja erkundigen, und du kannst auch parallel mehrere Therapeuten kennenlernen und probatorische Sitzungen machen, sodass du wenigstens insgesamt weniger warten musst.

Als Tipp bis dahin möchte ich dir noch auf mit auf den Weg geben, viel zu unternehmen und mit der Familie oder Freunden Dinge zu tun, die dir Spaß machen. Nicht zwangsläufig, weil dich das von der Situation mit deinem Freund ablenkt, sondern eher weil diese Art der Partizipation vielen hilft, dieses tiefe Loch, vor dem du Angst hast, zu vermeiden.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen und wünsche dir alles Gute für die Zukunft!