Problem von Lara - 16 Jahre

Alkoholkranke Mutter

Hallo,

Mein Name ist Lara ich bin 16 Jahre alt und meinem Fall ist meine Mutter schon seit sehr langer Zeit alkoholkrank.
Je älter ich würde, desto klarer würde mir wie einst die Lage ist. Dadurch, dass ich das noch mehr mitbekomme, merke ich, dass ich damit immer weniger klar komme.

Seit knapp zwei Jahren geht es mir an einigen Abenden so schlecht, dass ich wünschte ich würde einfach verschwinden. Und vor ca. einem Jahr habe ich angefangen mich zu Ritzen, um meine Gefühle zu vergessen. Die Narben hat meine Mutter aber kürzlich entdeckt. Es folgte ein Gespräch in dem sie mir versprochen hatte aufzuhören, aber einen Tag später fand ich wieder eine leere Sektflasche und sämtliche Bierdosen im Schrank.

Ich weiß einfach nicht warum sie immer trinkt, sie sucht sich immer wieder neue Gründe mit denen andere Menschen jedoch auch leben können.

Vor knapp 1 Woche an meinem Geburtstag habe ich das erste mal mit meinen besten Freundinnen darüber gesprochen erst fiel mir sehr schwer und es war mir auch einwenig unangenehm aber sie waren sehr verständnisvoll, was mir in der Situation echt geholfen hat.
Doch obwohl sie mir ihre Hilfe angeboten haben fällt es mir immer noch schwer darüber zu reden.

Ich weiß einfach nicht was ich jetzt tun soll um ihr dabei auch zu helfen sie hat auch schon einige Therapien hinter sich und es war jedes Mal schwer sie davon zu überzeugen dorthin zu gehen.

Vielleicht könnt ihr mir einen Rat geben und vielen Dank schon mal im voraus.

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Lara!

Ich kenne solche Schwierigkeiten aus anderen Familien. Es ist eine verfahrene und traurige Sache. Das Schlimme ist, dass die Kinder mehr oder weniger mit drinhängen, auch wenn sie es gar nicht wollen. Sie können aber lernen, sich - so gut es geht - abzugrenzen. Dazu gehört z.B., dass du deiner Mutter klar zeigst, was dir zu weit geht. Außerdem solltest du sie nicht künstlich schützen - denn es kann auch dir helfen, wenn andere Menschen auf ihr Alkoholproblem aufmerksam werden. Bestenfalls kommt dann doch noch ein Stein ins Rollen.
Eine sozialpädagogische Begleitung, die durch das Jugendamt gestellt wird, könnte eventuell gut sein. Dazu müsstest du dich an euer örtliches Jugendamt wenden. Auch eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche kann dir weiterhelfen.
Es gibt auch die Möglichkeit, mit 16 auszuziehen, sofern die Eltern das erlauben. Dies könnte unter Umständen noch zu erwägen sein.

Eines ist spitze: Du hast Leute, mit denen du sprechen kannst und die verständnisvoll sind - das ist wundervoll :) Auch wenn es dir noch schwerfällt, solltest du dies wirklich nutzen. Reden ist so heilsam und erleichternd! Du kannst ja auch immer selbst entscheiden, was und wieviel du berichten möchtest. Du kannst dir auch überlegen, wie das Gespräch gestaltet sein müsste, damit es dir etwas bringt und du dich wohl dabei fühlen kannst. Manche finden es beispielsweise gut, wenn sie behutsam "ausgefragt" werden, also dass das Gegenüber ihnen bestimmte Fragen stellt, die eindeutig um das Thema gehen. So werden bestimmte Punkte schon ausgesprochen, sodass die Hürde des Selbst-Sagen-Müssens wegfällt.
Auch sehr schön ist Sprechen beim Gehen. Also anstatt zu sitzen oder zu stehen, könntest du mit deinen besten Freundinnen einen Spaziergang im Wald machen, einen See umrunden, an einem Fluss entlangwandern... du wirst sehen, dass dir das seelisch Linderung bringen kann und das Reden wahrscheinlich mit etwas Geduld leichter wird.

Wir haben eine Soforthilfe zum Thema Alkoholsucht, aus der ich jetzt zitiere:
"Du bemerkst, dass deine Mutter oder dein Vater regelmäßig Alkohol trinken, sich dadurch gehen lassen, sich extrem anders verhalten als sonst und du weißt nicht, was du machen kannst?
Suche dir einen Menschen in deiner näheren Umgebung, dem du vertrauen kannst (Oma, Opa, Tante ,Onkel, Vertrauenslehrer...) rede mit ihnen darüber, was du beobachtet hast und dass du nicht weißt, wie du dich verhalten sollst und kannst. Teile mit ihnen deine Sorgen und Nöten, gemeinsam könnt ihr überlegen was am besten zu tun ist. Denke daran, du bist damit nicht alleine.
Selbstverständlich kannst du dich auch an die Suchtberatungsstellen in deiner näheren Umgebung wenden und mit ihnen reden, sie sind auch für dich da und helfen dir gerne.
Suchtberatungsstellen gibt es von der Diakonie, Caritas und noch vielen anderen, diese sind nur als Beispiel genannt.
Denke daran: Dich trifft keine Schuld an der Krankheit."

Hier habe dir ähnliche Probleme zum Weiterlesen herausgesucht:
* https://mein-kummerkasten.de/260428/Meine-Mutter-trinkt-wieder.html
* https://mein-kummerkasten.de/248986/assoziale-mutter.html

Das Thema Ritzen ist auch sehr heikel. Bitte versuche, dir anderweitig Erleichterung zu verschaffen. Falls du merkst, dass du es alleine nicht hinbekommst, wäre eine psychotherapeutische Begleitung gut. Das kann auch wiederum positiv auf das Verhalten deiner Mutter abfärben. Daher verlinke ich dir hier noch unsere Soforthilfen bezüglich selbstverletzendem Verhalten und Psychotherapeut:innensuche:
* https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/30/Ich-ritze-mich-was-kann-ich-tun.html
* https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Zusammengefasst empfehle ich dir, dich von deiner Mutter abzugrenzen und dich auf deine eigene Gesundheit zu konzentrieren. Das ist bestimmt ungewohnt, doch kann es auf beiden Seiten wichtige Effekte haben. Und dir bringt es ganz viel, wenn du dich selbst umsorgst, so gehst du mit bestem Beispiel voran.

Ich wünsche dir alles Liebe!
Nuala