Problem von L - 26 Jahre

Ich weiß nicht weiter...

Liebes KuKa-Team,
ich habe schon mehrmals angefangen Euch zu schreiben und dann jedes Mal wieder den Mut verloren.
Ich muss mir einfach mal alles von der Seele schreiben.
Ich bin seit 4 Jahren in einer Beziehung mit einem 18 Jahre älteren Mann. Er hat mir nach der vorherigen Beziehung sehr geholfen wieder auf die Beine zu kommen und mich wertvoll zu fühlen. Dabei hat er sich in mich verliebt. Er hat dann monatelang um meine Zuneigung gekämpft. Ich hatte Angst, dass es zu schnell nach einer intensiven Beziehung zu einer neuen Beziehung kommt und ich noch nicht bereit dafür bin. Irgendwann habe ich nachgegeben und wir wurden ein Paar. Wir hatten eine sehr schöne Angangszeit zusammen, ein spontaner Städtetrip zu Silvester zum Beispiel und jede Menge Spaß.
Im Frühling hat er dann aber nachgelassen.
Im Bett haben wir was Qualität und Quantität betrifft sehr unterschiedliche Wünsche - ihm reicht 2x im Jahr guter Sex, also mit allem drum und dran über Stunden hinweg. Ich hätte es lieber regelmäßig/ mehrmals die Woche, gerne spontan, und hin und wieder ein Highlight-Abend.
Anfangs habe ich sehr oft versucht ihn zu verführen, ich habe mir sehr viel Mühe gegeben und heute warte ich darauf dass er anfängt. Ich bin die ständigen Zurückweisungen so unendlich leid. Unsere Beziehung ist trotzdem sehr liebevoll, er hat zwar weniger sexuelles Interesse an mir als andersherum, dafür braucht er aber sehr viel Nähe, wir umarmen uns sehr oft und haben schon irgendwie eine liebevolle Beziehung.
Um ihn nicht unter Druck zu setzen habe ich dementsprechend viel Spaß mit mir selbst, was aber zunehmend frustrierend wird. Man gewöhnt sich an die Art des Kommens und es wird zunehmend schwerer mit ihm Spaß zu haben. Und auch an ihm geht der wenige Verkehr nicht spurlos vorbei (er leugnet es allerdings) . Er wird nicht richtig hart und währenddessen schon oft schlapp und ich versuche es nur so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, damit wir nicht mittendrinnen abbrechen müssen - denn neben unentspannt schnellem Sex ist nur ein schlaffer Penis während des Aktes noch frustrierender.
Zusammengefasst bin ich also frustriert wenn ich keinen Sex mit ihm habe und auch wenn wir Sex haben.
Am Alter liegt es nicht, wenig Sex und wenig Härte kommen oft von Testosteronmangel und das wurde bei einem Blutbild mal mitausgewertet. Stress hat er schon, den macht er sich aber in der Regel selbst.

Wir haben nach einem Jahr Beziehung einen Urlaub in den Alpen gemacht und Grundlagen bei Gletscherwanderungen gelernt. Der Urlaub war an sich richtig toll, die Gruppe wollte mit ihm am letzten Tag aber keine Wanderung unternehmen, bei der wir selbst alles gelernte anwenden sollten, weil er ständig eine Extrawurst braucht. Die Planung für die Wanderung war am Vorabend nach dem Abendessen. Es war klar, dass wir früh aufstehen müssen und er war richtig schlecht drauf, weil er so wenig Schlaf abbekommen würde. Am Ende habe ich gesagt dass ich auch nicht mitkommen werde, wenn er nicht mitdarf. Dann durfte er mit.
Das Thema schlafen ist bei uns eben auch ein Reitzthema. Wir haben beide Gleitzeit und fangen immer sehr früh an zu arbeiten. Dafür verlassen wir um 05:30 Uhr das Haus. Ich stehe um 05:10 auf und trödle dann herum bis er fertig ist, während er um kurz nach 4 aufsteht und trotzdem nicht fertig wird. Wir gehen jeden Abend weit vor 1 0 ins Bett und ich liege morgens wach und weiß nicht was ich tun soll weil noch viel Zeit bis Weckerklingeln ist und schlafe dann wieder ein und fühle mich total gerädert. Wenn er nicht innerhalb von 10 min eingeschlafen ist nimmt er freiverkäufliche Schlaftabletten, die angeblich nicht stark sind. Wenn ich eine Viertel Tablette genommen habe fahre ich am nächsten Tag kein Auto. Ich finde sie also nicht schwach.

Nach 2 Jahren Beziehung ist er dann zu mir gezogen und das war auch sehr anstrengend. Seine Stelle wurde gestrichen und er hatte natürlich Angst vor dem was kommt - wir studieren beide berufsbegleitend und ich habe viel weniger Geld zur Verfügung als er- mit "zusammen schaffen wir das schon" konnte ich ihn dann überzeugen dass gemeinsam wohnen Vorteile bietet. Er wollte aber partout keine neue größere Wohnung suchen. Ich habe ihm sehr oft gesagt dass a) es keine gute Idee ist zu jemandem zu ziehen und wir uns besser eine gemeinsame größere Wohnung nehmen sollten und b) meine Einzimmerwohnung die mir alleine zu klein ist für jede Menge Streit sorgen würde. Naja er ist dann zu mir gezogen und naiv wie ich war dachte ich, wir würden uns das ein paar Monate lang anschauen, dann hätte er einsehen und wir würden umziehen. Aber nichts da. Wir haben immer noch nur ein Zimmer. Und mein Schlafproblem ist nur lösbar, wenn ich mich abends noch eine Stunde auf die Toilette setze und dazu habe ich auch keine Lust.

Ich hatte immer wieder den Drang das ganze zu beenden und immer kam dann, wenn ich eigentlich eine Entscheidung getroffen hatte irgendeine Botschaft die mich daran gehindert hat. Mal wurde seine Stelle gestrichen (das hat sich dann aber geregelt), mal waren seine Blutwerte sehr sehr auffällig und wir saßen ständig in irgendwelchen Wartezimmern und haben gebangt ob er Krebs hat (zum Glück kam nichts bei heraus). Beides hat uns schon zusammen wachsen lassen. Ich hatte immer Hoffnung für uns.

Letzten Sommer ist es dann richtig eskaliert zwischen uns - er hat mich ganz übel vor meinem Vater beleidigt weil er etwas falsch verstanden hat - und ich wollte endlich den Schlussstrich ziehen. Ich habe dann herumgerechnet wie teuer meine neue Wohnung sein darf und ganz ehrlich - ich konnte es mir nicht leisten. Ich arbeite nur Teilzeit weil die Uni wochentags stattfindet und zahle Studiengebühren. Meine Hoffnung war also, dass er auszieht. Das macht er natürlich nicht, schließlich hat er seine alte Wohnung schon für mich aufgegeben ( das war eher ein WG-Zimmer). Wir haben uns dann wieder zusammen gerauft aber die Hoffnung war weg. Ich möchte Kinder haben, aber ich möchte nicht IMMER diejenige sein, die nachts aufsteht und guckt was los ist. Nach der Stillzeit ist die Nachtruhe ja nicht garantiert. Ich möchte nicht immer auf seine Macken Rücksicht nehmen müssen. Nach dem Schneeurlaub waren wir nie wieder weg. Er war mal mit 18 Strandurlaub machen und deshalb braucht er das nicht nochmal. Und nach seinem Benehmen in unserem Urlaub werde ich mit ihm nicht mehr in die Alpen fahren.
Ich kann mir gerade keine Zukunft vorstellen und ich bin unglaublich genervt.
Eine Freundin heiratet demnächst und ich gehe alleine hin. Ich habe mit Freunden Strandurlaub gemacht (und mein Vater hat uns vom Flughafen abgeholt - ich habe nicht mal damit gerechnet dass mein Freund zumindest mitkommen würde- wir waren um 23 Uhr daheim und er hat schon geschlafen).
Er plant, dass wir in ein paar Jahren in die Gegend ziehen wo er her kommt (da ist allerdings gar nichts - keine Arbeit, kein Supermarkt einfach gar nichts). Früher wäre ich liebend gerne mitgezogen, ich kann sehr gut verstehen wie es ist, wenn man Heimweh hat und zurück möchte. Wenn er bei der Trennung aber nicht aus unserer Wohnung auszieht muss ich aus meiner Heimatstadt wegziehen. (Mit meinem Exfreund habe ich woanders gewohnt und bin dann zurück gezogen.)
Seit Monaten überzeuge ich meinen Freund davon sich deutschlandweit zu bewerben, denn seine berufliche Situation ist nach wie vor nicht toll. Im August wird er endlich fertig studiert haben und kann ja vorab schon mal seine Fühler ausstrecken was er auf dem Markt wert sein wird.
Ich hatte gehofft, dass er weit weg etwas finden wird und sich mein Wohnungsproblem einfach löst. Eventuell bekommt er aber eine andere Stelle bei sich im Unternehmen angeboten. Das wäre doof für mich. Nichtsdestotrotz würde ich die Beziehung nach seinem Studium beenden. Durch die Abschlussarbeit würde ich ihn natürlich noch so gut es geht unterstützen. Für mich ist ja jetzt auch ein Jahr vergangen und ich könnte mich problemlos alleine finanzieren - nur bei den Mietpreisen ganz sicher nicht mehr in meiner Heimatstadt.

Und jetzt - nach einem sehr langen Roman - kommen wir zu dem Punkt warum ich Euch gerade jetzt schreibe und nicht schon vor Monaten.
Vor Ostern hat mich jemand von der Arbeit zu einem Kaffee eingeladen. Seitdem steht bei mir alles Kopf. Und das ärgert mich. Ich möchte nicht noch einmal so eine verlängerte Übergangsbeziehung oder Beziehungs-Hopping betreiben. Ich habe seit vor Weihnachten einen groben Zeitplan wann ich die Beziehung beenden möchte. Aber der andere Kerl reizt mich. Er hat mir seit Jahren sporadisch mit Sachen geholfen. Insgesamt haben wir uns vielleicht 4 Mal gesehen und er ist sehr nett. Ich habe mir nie wirklich Gedanken über ihn gemacht aber jetzt fühlt es sich an als würde mir die Zeit davon rennen. Natürlich habe ich mich nicht mit ihm auf einen Kaffee getroffen und auch sonst nichts mehr von mir hören lassen, das ist viel zu gefährlich bei meinem Beziehungswirrwarr.

Es ist einfach ganz schrecklich. Mein Freund ist ja kein schlechter Mensch. Er ist unglaublich liebevoll und neben seinen Macken hat er auch richtig gute Seiten. Er wünscht sich Kinder mit mir ( und ich habe Angst ihm diese letzte Chance zu nehmen). Aber ich liebe meinen Freund nicht und ich möchte ihn weder physisch noch psychisch betrügen. Ich möchte Schluss machen. Und danach muss ich erst einmal alleine bleiben und zu mir selbst finden. Das Timing ist unglaublich schlecht.

Vielen Dank fürs Durchlesen.
Liebe Grüße,
L

Nuala Anwort von Nuala

Hallo L,

ich kann verstehen, dass du die Beziehung beenden möchtest, denn eure Vorstellungen und Wünsche scheinen zu sehr auseinanderzudriften, um eine gute Basis zu bilden.

Aber - ich bin jetzt auch knallhart: Ich finde es krass, was und wie du schreibst. Dass du einen Plan aufgestellt hast, wann du mit deinem Freund Schluss machst, dabei vor allem an Dinge wie Miete zu denken scheinst. Sorry, aber das klingt sehr egoistisch und einfach feige. Offenbar hast du nie wirklich mit ihm kommuniziert, mit ihm ehrlich über alles geredet, was dich belastet. So ist es natürlich leicht, mit dem Finger auf das zu zeigen, was er dir nicht "bieten" kann und was er in deinen Augen alles falsch macht.

Hab den Mumm und mache SOFORT das Fass auf, damit ihr euch gemeinsam an die Beseitigung der Scherben machen könnt. Alles andere wäre hinterlistig und würde wahrscheinlich einen schwer gebrochenen Menschen zurücklassen. Er hat es verdient, eine Partnerin zu haben, die sich nicht enttäuscht verkriecht und hinter seinem Rücken an einer Zukunft ohne ihn arbeitet.

Und für deine Zukunft wünsche ich dir, dass du lernst, fair und auf Augenhöhe mit deinen zukünftigen Partnern umzugehen und dich nicht wie eine Schlange aus allem herauswinden wirst. Stichworte: Respekt, unbedingte Ehrlichkeit und Offenheit. Und das zählt von Anfang an, schon beim Kennenlernen und zieht sich dann durch die gesamte Beziehung, mit allen Höhen und Tiefen.

Alles Gute,
Nuala