Problem von Sarah - 17 Jahre

Ich muss weg von zuhause!

Liebes Kummerkasten-Team,
ich bin Sarah (nicht mein richtiger Name, aber ich will anonym bleiben), bin 17 Jahre alt und mache zur Zeit mein Abitur (11. Klasse).

Ich habe ein großes Problem mit meinen Eltern. Ich werde nur beleidigt, angeschriehen, fertiggemacht und einmal geschlagen. Meine Schweter, die 10 Jahre jünger ist als ich, wird immer bevorzugt und geliebt, während ich nur gut genug bin, wenn jemand die Schuld auf sich nehmen muss. Ich trage immer die Schuld, selbst wenn ich nichts mit der Situation zu tun hatte, und muss immer alles richtig machen, um Aufmerksamkeit zubekommen.

Ich kann mit ihnen nie über meine Probleme reden und muss alleine zurecht kommen. Egal wie groß es ist, es sei nicht ihr Problem und ich würde das schon irgendwie regeln.
Da meine Eltern und ich keine gute Verbindung mehr haben, weil ich mich schon einmal beim Jugendamt gewendet und mich in Obhut nehmen gelassen habe und daran Schuld sei, dass ich gegangen bin, bin ich verzweifelt. Ich kann einfach nicht mehr. Ich bin unkonzentriert in der Schule und möchte einfach von Zuhause verschwinden.

Hinzu kommt, dass ich mich hier gar nicht mehr wohlfühle. Ich ritze mich um mit der Situation umzugehen, weil es in diesem Moment einfach gut tut. Aber das kann auch nicht das Ziel sein, dass ich mich selbst verstümmle.

Meine Frage ist, was ich hier noch machen soll. Ich kann zuhause nicht mehr wohnen, das ist klar, aber ich bin nicht dazu in der Lage alleine zu wohnen, weil ich kein Gelod verdiene. Das Jugendamt wäre vielleicht meine letzte Hoffnung, dass ich hier wegkomme, habe aber Angst danach wieder nachhause geschickt zu werden.

Könnt ihr mir helfen?

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Sarah,

du hast schon einmal den Mut gehabt, dich an das Jugendamt zu wenden. Und genau diesen Mut benötigst du für den erneuten Anlauf! Das Jugendamt wird sicherlich hellhörig, weil du ja schon einmal in Obhut genommen worden bist - und wenn du ihnen berichtest, dass du Gewalt in verschiedenen Formen erleben musst und du am liebsten weglaufen würdest, ist das schon sehr deutlich und als Notlage zu verstehen. Du kannst eine Art Protokoll anfertigen, in dem du aufschreibst, was täglich passiert, das geht auch rückwirkend, denn du solltest so rasch wie möglich zum Jugendamt gehen!

Da du bald volljährig wirst, kannst du dich im Jugendamt (alternativ in einer Familienberatungsstelle) über die Möglichkeiten eines Auszugs beraten lassen. Es gibt verschiedene finanzielle Hilfen, die du in Anspruch nehmen könntest. Es gibt z.B. Wohngeld und (Schüler)-BaföG. Du kannst in eine WG ziehen, einen Nebenjob annehmen, je nach Einkommen deiner Eltern auch sehr viel BaföG erhalten, sofern du studierst oder eine Ausbildung beginnst. Die Details kannst du in der Beratung besprechen.

Um jetzt die kommenden Wochen gut zu überstehen, wäre ein vorübergehendes Wohnen bei Verwandten oder Freund:innen super. Bestimmt nimmt dich jemand auf, sodass du in Ruhe lernen und dich erholen kannst. Und selbst wenn du dort nicht übernachten kannst, so kannst du vielleicht wenigstens tagsüber für einige Stunden bei einer guten Freundin sein. Auch öffentliche Einrichtungen wie eine Bücherei, Cafés, Parks, etc. können dir einen Rückzugsraum bieten. Die Kombi aus diesen unterschiedlichen Optionen könnte dich durch die nächsten Tage bringen.

Du kannst auch noch hier im Kummerkasten-Archiv weiterlesen.
In jedem Fall bist du nicht allein und deine Lage ist nicht aussichtslos!

Ich wünsche dir alles Liebe - bleib tapfer!
Nuala