Problem von Anonym - 15 Jahre

Ich halte das nicht mehr aus

Liebes Kummer-Kasten-Team, ich schreibe diese Nachricht an euch, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen weiß. Zunächst braucht ihr wohl meine "Vorgeschichte" um mein Problem zu verstehen. Meine Eltern haben sich getrennt als ich ca. 1-2 Jahre alt war und ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Früher war das Verhältnis zwischen meinen Eltern gut und ich habe meinen Vater bis ich 10-11 Jahre alt war oft gesehen (jedes zweite Wochenende). Bis zu dem Zeitpunkt als er mit der damals Besten Freundin meiner Mutter zusammenkam und beide seitdem nichts mehr miteinander reden. Mein Vater meldet sich mittlerweile absolut nicht mehr bei mir und hat das Interesse an mir und meinem Leben verloren. Ich weiß zunächst bei diesem Punkt nicht, was ich tun soll. Soll ich mich bei ihm melden und ihm sagen, dass er mir fehlt oder seine Entscheidung akzeptieren?
Das andere Problem: Meine Mutter hatte seitdem ich klein war diverse Freunde, aber wirklich dass ich jemand zu meiner Familie gezählt habe, gab es nicht außer ihr aktueller. Ich habe ihn wirklich sehr gern und wir verstehen uns sehr gut, ich würde sagen er ist eine Art Ersatz Vater geworden. Allerdings streiten sich beide wirklich andauernd und nichts läuft mehr ohne Streit ab. Meine Mutter weint nurnoch und kämpft mit Panikattacken, weil sie Angst hat, dass er sie verlässt. Ich weiß mir absolut nichtmehr zu helfen und ich leide darunter einfach so sehr, dass ich eure Hilfe brauche. Ich fühle mich so alleine, alle meine Freunde erfreuen sich an glücklichen Familien und naja ich habe diese zerbrochene Familie und versuche so wenig wie möglich überhaupt zuhause zu sein.

Schonmal im Vorraus wirklich vielen Dank. Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwie einen Rat geben.

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo :)

Hab lieben Dank für deine Zuschrift.

Zunächst einmal: Es mag für dich so aussehen, das Du in einer zerbrochenen Familie aufwächst und alle anderen um dich herum ein glückliches Familienbild darstellen. Das mag in deinem Umfeld vielleicht wirklich so sein. Wie Du aber auch weißt, gibt es sehr sehr viele junge Menschen, die mit einem Elternteil aufwachsen und wo Die Eltern eventuell auch so sehr zerstritten sind, das kein Wortwechsel mehr stattfindet. Das ist manchmal im Leben so: Da wurde sich verliebt, man hat Kinder bekommen und dann gemerkt, das das gemeinsame Miteinander doch nicht das ist, was man sich gewünscht hat und distanziert sich von dem Menschen, der zuerst noch die große Liebe war. Du bist damit nicht alleine. Das zeigt zum einen, wie oft Menschen falsch liegen, mit ihrem ersten Lebensentwurf. Und zum anderen bietet es aber auch viele Beispiele dafür, das es möglich ist, selbst trotzdem ein intaktes Leben zu führen ohne sich diese Zerissenheit zu Eigen zu machen.

Bei dir wiegen nun zwei Sachen schwer: Zu deinem Vater möchte Ich dir sagen, das Du niemandem hinter her laufen solltest, der sich überhaupt nicht um dich kümmern möchte. Du kannst deinem Vater sagen, das du Ihn vermisst und all das, was dir sonst noch auf dem Herzen liegt. Solltest Du dann aber merken das alle weiteren Kontaktaufnahmen immer nur Durch dich stattfinden, dann ist das ein klares Zeichen dafür, das Du hier keine Kraft investieren solltest - die brauchst Du schließlich für dich und deine häusliche Situation genug! Das Du dich bei deinem Vater also mal meldest und Ihm das sagen kannst, was dir auf dem Herzen liegt, kann dich befreien und ist erst einmal auch nur dafür gedacht. Wenn daraus wieder ein neuer regelmäßiger Kontakt entstehen kann, wäre das Toll! Ich wünsche Es dir aufjedenfall.

Das andere ist die Situation Zuhause. Hier hast Du nicht so wirklich viele Möglichkeiten, deiner Mutter zu helfen, bis Sie nicht selbst diese Hilfe annimmt. Du kannst Ihr einen Besuch in einer Beratungsstelle anbieten, wo Sie sich beraten lassen kann und auch einfach mal aussprechen kann, eine unbeteiligte Meinung hören kann und eine professionelle Sicht auf diese Streitereien bekommt. Vielleicht kannst Du deine Mutter erreichen ? Schlag ihr das einfach mal vor, es schadet ja nicht.

https://dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/

Du schreibst von Panikattaken deiner Mutter. Ist Sie diesbezüglich bereits in Psychologischer/Psychiatrischer Behandlung?

https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html
Zur Information: https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/52/Angst-Furcht-Phobie-Panik.html

Da Du dich auch mit dem aktuellen Freund deiner Mutter ganz gut verstehst, wäre es doch wirklich schön, wenn Du auch Ihn zu einem Gespräch bitten kannst und Ihn einmal fragen kannst, ob er eine Idee hat, wie es besser werden kann und das es dich selbst sehr belastet. Wäre das eine Möglichkeit und einen Versuch wert?

Ich kann verstehen, das Du dich hier so einbringst - aber Du solltest auch gut auf dich aufpassen. Deine Mutter muss selbst bereit sein sich Hilfe zu suchen, sonst funktioniert es nicht. Du kannst Sie nicht zwingen! Du kannst ihr letztendlich auch nicht mehr anbieten, als Ihr zuzuhören und Ihr weitere Hilfen anzubieten. Für den Rest trägt Sie die Verantwortung!

Ich wünsche Dir Alles Liebe und Gute,
Melde dich gerne erneut wie es weiter geht, Du kannst dich jederzeit wieder an uns wenden.
Julia



Weitere Links:

www.telefonseelsorge.de
https://mein-kummerkasten.de/Suche/Mutter%20panikattacke
https://mein-kummerkasten.de/Suche/Mutter%20weint