Problem von Anonym - 40 Jahre

Geschlagenes Kind

Hallo zusammen hoffe hier auf ein offenes Ohr. Mich belasten lange schon zwei Dinge nur kann ich mit niemandem darüber sprechen ich will auch nicht. Bekomme ja doch keine Hilfe, leider. Oder es wird mit... Nicht so schlimm... abgetan.
Im Urlaub in unserer Heimat wurde mein 12 jähriges Kind von einen befreundeteten Vater, der selber drei Kinder hat, richtig verbrückelt und mit Messer bedroht.
Sein Sohn hat mein Kind in den neu gebraten Schuben gelockt, weil er angeblich meinem kind was zeigen wollte. In dem Moment kommt der Vater rein und fängt grundlos das schreien an. Seinen Sohn schickt er weg. Unser Sohn wird festgehalten verbrückelt und angeschrien und mit Messer vor der Brust, bedroht wie ein streunender Hund aus dem Schuben geworfen und verjagt. Mit dem Fahrrad ist er meinem Sohn hinterher. Wir haben eine Stunde heulend und voller Angst um um unser Kind gesucht. Total panisch ist er schlussendlich in unser Auto eingestiegen.
Wir waren in der Klinik um die Verletzungen unseres Kindes zu untersuchen.
Dieser Vater wurde von uns angezeigt, die Gerichtsverhandlung ist im Dezember.
Keine Ahnung was da noch kommt. Wir sind völlig fertig mit den Nerven. Versuchen dennoch unser Kind zu unterstützen gefühlsmäßig und wo wir sonst noch können. Es möchte auch mit niemandem darüber reden. Keinen Arzt oder Psychologen.
Das andere ist,
dass unser Kind in der Schule dadurch launisch und aufbrausent wurde und jetzt mit disziplinarverfahren drohen und Schule wechseln soll. Seine KlassenLehrerin war laut Aussage anderer Eltern, total unfähig Unterricht zu halten, Sie hat alle Kinder ständig angemotzt angeschrien wenn was gefragt wurde, Sie roch dauernd nach Zigaretten und Alkohol. Hat Ihr Leben nicht in Griff, aber meinem Kind ein disziplinarverfahren anhängen.
Ich bin so unsagbar enttäuscht und traurig vom Leben.

Dieser Faden, zieht sich bei uns schon viele Jahre. Das ist doch nicht mehr normal.

Vielen Dank fürs Lesen vielleicht mag ja jemand ein paar Worte schreiben, was uns helfen könnte.
Gut das es euch gibt!

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Ich finde es richtig, dass ihr den Schläger angezeigt habt. Es muss eine sehr schlimme Erfahrung für euch gewesen sein. Dein Sohn tut mir sehr leid. Ihm würde es bestimm gut tun, wenn er psychologischen Beistand zulassen würde. Vielleicht gelingt es nicht jetzt, doch mit Geduld möglicherweise in einigen Wochen oder Monaten.
Ihr als Eltern könnt euch entsprechende Hilfe holen: Es gibt unterschiedliche Beratungsstellen, die ihr aufsuchen könntet - sucht euch beispielsweise eine Familienberatungsstelle heraus oder eine allgemeine psychologische Beratungsstelle. Das sind Profis, die euch über einige Zeit lang begleiten und stützen können.
Eine gute Anlaufstelle für Betroffene von Gewalt und deren Angehörige ist der Weiße Ring: https://weisser-ring.de/hilfe/onlineberatung/ansprechpartner-in-akuten-not-und-krisensituationen
Außerdem: Lasst euch ruhig krankschreiben, wenn es seelisch gerade zu arg ist. Das ist völlig okay!

Euer Sohn braucht euch vermutlich mehr denn je, wenn ihr selbst aber krachen geht, könnt ihr ihm zu wenig Stütze sein. Also scheut euch bitte nicht, euch selbst den Rückhalt zu suchen, den ihr benötigt. Damit wärt ihr auch zugleich ein Vorbild für ihn, dass es richtig wohltuend sein kann, sich mit Profis über das Erlebte auszutauschen und zu lernen, mit der schweren Vergangenheit zu leben und sich allmählich wieder zu regenerieren.

Ich kann mir vorstellen, dass ihr euch sehr ausgelaugt und deprimiert fühlt. Vielleicht hilft es euch als Familie, die Gefühle immer wieder offen anzusprechen und Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Euer Sohn will vielleicht jetzt nicht reden, aber ist trotzdem dankbar, wenn er weiß: Ich kann mich an meine Mutter, an meinen Vater wenden, auch wenn ich es aktuell nicht schaffe. Sie sind für mich da und hören mir zu.
Und auch ihr profitiert vom Reden. Sei es, als Eltern in Zweisamkeit darüber zu sprechen, wie es euch geht. Oder eben mit anderen Vertrauten. Es erleichtert. Bleibt nicht damit allein!
Hier gilt ganz klar: Suche diejenigen auf, welche dich ernstnehmen und daran interessiert sind, wie es dir geht. Meide Menschen, denen das egal ist oder die sich vor der Auseinandersetzung drücken. Stichwort falsche Freund:innen.
Du kannst auch nach Online-Foren und Gruppen suchen, in denen sich Rückhalt und Solidarität gezeigt wird.

Dennoch halte ich es für wichtig, dass ihr versucht, so viel wie möglich im Hier und Jetzt zu leben, schöne Augenblicke zu genießen, als Familie Zusammenhalt zu leben und euch gegenseitig zu stärken. Nutzt Rituale, kleine Ausflüge, Spaziergänge, Highlights, macht z.B. eine Fahrt in einen Freizeitpark, veranstaltet einen Filmabend mit Popcorn, macht ein am Wochenende ein Lagerfeuer mit befreundeten Familien und Freund:innen. Auch eine Kanutour, eine mehrtägige Wanderung, der Besuch eines Escape Rooms usw. können eure Bande stärken und euch ablenken. Und positive Ablenkung ist sehr wesentlich.

Bezüglich der Klassenlehrerin: Ab zur Schulleitung! Ihr müsst das nicht dulden - erklärt aber bitte, was eurem Sohn widerfahren ist. Sein Verhalten kann ja eine Nachwehe des Erlebten darstellen. Werbt für Verständnis und Nachsicht.

Zu dem, was du zuletzt geschrieben hast, möchte ich noch einen Gedanken loswerden.
Es sind sogar drei "Problemstränge", wenn man so will: Die beiden akuten Ereignisse, welche euch belasten, und noch deine Erwähnung ganz am Ende, dass es seit Jahren schon so verläuft. Ehrlich gesagt bin ich da hellhörig geworden. Ich vermute, du bzw. ihr als Familie solltet da genauer hinschauen, indem ihr euch familientherapeutisch bzw. durch psychologische Begleitung unterstützen lasst, die tieferen Ursachen dieses "Fadens" aufzuspüren. Denn rein zufällig passiert so etwas nicht. Das heißt nicht, dass es um Schuld oder dergleichen geht. Aber eure Denk - und Verhaltensmuster könnten durchaus eine wichtige Rolle spielen, weil so, wie wir denken und fühlen, handeln wir, was wiederum gute oder schlechte Konsequenzen für uns haben kann. - Ich denke da gar nicht so sehr an klassische Therapieformen, sondern eher heilpraktische, spirituelle - zumindest ganzheitliche, die auch frühere Generationen betrachten etc.

Übrigens gibt es auch viele Bücher und Internetseiten, die sich um psychische Aufarbeitung, Lebensführung, familiäre Herausforderungen etc. drehen. Schau ruhig, welches Thema dich besonders bewegt. Eine Recherche kann tolle begleitende Medien hervorbringen. Ich habe hier z.B. ein Buch, das heißt "Wenn alles zusammenbricht", das sich explizit an Menschen in Krisenzeiten richtet.

Bitte gib nicht auf. Das Leben ist so wandelbar und nicht im Negativen vorgezeichnet. Also: Nicht resignieren, sondern aktiv das Gute ins Boot holen! Du schaffst das. Hilfe gibt es wie oben geschrieben zahlreiche, nur musst du sie gezielt wahrnehmen. Es geht bergauf, wenn du das für dich annehmen kannst. Ich glaube fest daran.

Ich wünsche dir alles Gute!
Nuala