Problem von Anonym - 14 Jahre

Mein Vater verabscheut meinen Freund...

Hallo! Ich bin fast 1,5 Jahre mit meinem Freund zusammen und momentan läuft auch alles gut und wir lieben uns wirklich sehr. Ich verstehe mich super mit seinen Eltern und kann oft zu ihm kommen. Aber meine Eltern mögen ihn nicht. Immer wenn ich mit ihnen darüber rede, sagen sie, es mache ihnen nichts aus und er könne gerne zu uns kommen. Aber sobald er dann einmal bei mir war, beschweren sie sich nachher über ihn und sagen, er wäre nicht der Richtige für mich. Es ist mittlerweile schon so, dass ich es vermeiden will, dass er zu uns kommt, weil es weh tut, meine Eltern so über ihn reden zu hören. Das macht ihn aber wiederum misstrauisch, weil er merkt, dass ich mir immer ausreden überlege, wenn er fragt, ob wir mal zu mir können. Ich lasse ihn auch immer, wenn er dann doch mal hier ist, in meinem Zimmer, damit er nicht mit meinen Eltern konfrontiert werden muss, da er sich von ihnen auch eingeschüchtert fühlt und Angst hat etwas falsch zu machen. Deswegen sagt er auch nicht viel zu meinen Eltern, nur Hallo&Tschüss, was ja okay ist, da er nur in meinem Zimmer ist. Aber irgendwas finden meine Eltern dann trotzdem um sich zu beschweren. Ich habe schon überlegt ihn mal ganz offiziell mit meinen Eltern zu konfrontieren, sodass sie ihn kennenlernen können, aber ich weiß, dass er auch Angst hat etwas falsch zu machen und deshalb zu ruhig ist und einen falschen bzw unfreundlichen Eindruck von sich vermittelt, denn irgendwie ist es auch nicht so seine Stärke mit meinen Eltern zu kommunizieren. Das ist etwas in meinem Leben, wodurch ich mich echt unwohl fühle, wenn ich darüber nachdenke.
Danke.!

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Unbekannte!

Wow, mit 14 schon so eine lange Beziehung zu haben, ist wirklich fein, Respekt! :)
Ich finde es sehr verständlich, dass du mehr Harmonie wünschst und über eine Konfrontation nachdenkst. Genau in diese Richtung gehen auch meine Tipps, die ich dir weiter unten zusammengestellt habe. Denn mit Lügen, Ausreden und blöder Stimmung ist euch allen nicht geholfen. Es gefährdet sogar eure Beziehungen!

So. Das Genörgel deiner Eltern ist eine nervige Angelegenheit. Dennoch kannst du dich ja mal fragen: Ist denn irgendwas dran an ihren Aussagen, was ich vielleicht nicht wahrhaben will? Da solltest du sehr ehrlich zu dir sein. Wenn ja, schau genau hin und besprich dich auch mit deinem Freund. Manchmal merkt man nicht so richtig, was nicht so gut passt bzw. einem schaden könnte. Und Außenstehende, die eine:n gut kennen, sehen es schnell.
Solltest du dich allerdings wirklich sehr wohl und aufgehoben in deiner Beziehung fühlen, ist es einfach lästig und kraftraubend, was dir passiert.

In etwas abgewandelter Form kenne ich sowas leider auch. Damals hat mir geholfen, geduldig mit allen Beteiligten zu sein und so viel für gegenseitiges Verständnis zu werben wie nur möglich. Es hat gedauert, aber durch regelmäßiges Sehen und "Beschnuppern" kam dann eine Gewöhnung und auch etwas mehr Akzeptanz. Psychologisch gesehen ist es so: Je mehr Menschen miteinander zutun haben und sich wirklich miteinander beschäftigen, desto eher entstehen Sympathien. Weil erstens eben der Gewöhnungseffekt eintritt, zweitens Vorurteile abgebaut werden können und drittens Gemeinsamkeiten entdeckt werden, was wiederum mehr zusammenrücken lässt.

Tipp 1: Lüge deinen Freund nicht mehr an, sondern erkläre ihm schonend, was passiert. Er spürt es ja sowieso. Es ist viel besser für ihn, wenn er die Wahrheit bekommt und dann damit umzugehen lernt, anstatt diffus immer zu merken: Hier bin ich nicht willkommen und meine Freundin schwindelt mich auch noch an.
Sage ihm am besten, dass du darum bemüht bist, es für euch alle angenehmer zu machen und bitte um seine Nachsicht. Es wird sich wahrscheinlich nicht von heute auf morgen etwas zum Besseren wenden, aber Stück für Stück vielleicht schon. Er hat keinen Grund, Angst vor deinen Eltern zu haben. Eure Liebe beschützt euch.
Wenn er die Wahrheit kennt, kann er auch selbst entscheiden, ob er (noch) zu Besuch kommen möchte. Sei so fair und lass ihn das mitentscheiden!

Tipp 2: Sprich auch mit deinen Eltern ehrlich und sage ihnen ganz deutlich, wie sehr es dich verletzt. Aber bitte ruhig und sachlich und ohne Vorwürfe. Nur das, was bei dir ankommt und wie es in dir aussieht. Falls dir das mündlich zu schwer fällt, kannst du einen Brief schreiben.
Außerdem solltest du ihnen Ursache-Wirkung verklickern: Dein Freund würde z.B. womöglich mehr mit ihnen sprechen, wenn er sich nicht so eingeschüchtert fühlen würde. Also: Wenn sie bemängeln, dass er dies zu wenig tut, müssen sie sich um ein angenehmes und einladendes Klima bemühen!
genauso gilt es aber auch für deinen Freund: Er sollte sich auch mal überwinden und ein bisschen was reden - eine Frage stellen, übers Wetter plaudern oder was ihm heute Besonderes passiert ist. Wenn er dann noch auf etwas eingeht, was deine Eltern interessiert oder was sie auf jeden Fall alle gemeinsam haben (oder zumindest ein Elternteil), kann er auf geschickte Weise Nähe herstellen. Da kannst du ihm helfen, indem du genau solche Sachen findest und ihm weitergibst!

Tipp 3: Frage sie, was genau sie stört und warum sie dir das dauernd sagen. Haben sie vor etwas Angst? Vielleicht kannst du mit ihnen etwas aushandeln, was ihnen die Angst nimmt. Es kann sogar sein, dass sie deinen Freund gar nicht speziell ablehnen, sondern allgemein die Tatsache, dass du einen Freund hast und erwachsen wirst. Beispiel Verhütung - wer weiß, manche Eltern sorgen sich eigentlich um solche Dinge, können es aber nicht richtig kommunizieren. Zeige dich verlässlich und verantwortungsbewusst und handle natürlich auch so. Sage ihnen: Schaut, ich weiß Bescheid über Verhütung, ich halte mich an Ausgehzeiten, usw.

TIpp 4: Setze bei deinen Eltern Grenzen. Du musst dir nicht dauernd verletzende Sachen anhören. Solidarisiere dich klar mit deinem Freund, betone, wie gut es dir mit ihm geht und dass sie kein Recht haben, dir das schlecht zu reden. Sage ihnen ruhig, dass du darum gebeten hast, dass sie wertschätzender oder neutraler über deinen Freund sprechen - und wenn sie sich nicht daran halten, kannst du z.B. den Raum verlassen oder strikt das Thema wechseln.

Tipp 5: Sollte es wirklich vor allem von deinem Vater ausgehen, kannst du z.B. mal allein mit ihm sprechen und/oder gemeinsam mit deiner Mutter drüber reden und ihre Sicht auf die Lage erfragen. Interessant könnte auch sein, mal mit deinem Freund und deiner Mutter etwas zu unternehmen und dadurch deine Mutter mehr für ihn zu erwärmen. Wenn dein Vater sieht, dass dies klappt, könnte er sich mitunter auch mehr dafür öffnen. Natürlich wäre es auch umgekehrt denkbar: Du, dein Freund und dein Vater. Je nachdem, wie die Charaktere so sind.

Tipp 6: Unternehmt alle gemeinsam etwas außerhalb eurer Wohnungen. Ein neutraler Boden kann helfen, die Gemüter nicht so zu erhitzen und die Aufmerksamkeit auf die Freizeitbeschäftigung zu legen. Wenn du geschickt vorgehst, findest du Ideen, die allen gut gefallen würden (oder zumindest v.a. deinen Eltern liegen, das wäre ein Entgegenkommen, damit sie entspannter werden..., dann wären ggf. auch leichter Gespräche möglich). Ideen könnten sein: Freizeitpark, Kino, Kletterhalle, Theater, Zoo, Ausstellung, Café, Stadtbummel, Wanderausflug, usw.

Tipp 7: Bringt alle zusammen: Die Eltern deines Freundes könnten euch zu sich zum Essen einladen. Das kann auf jeden Fall das Eis brechen!
Oder: Dein Freund und du bereitet ein Mittag/Abendessen bei euch zuhause vor, angekündigt, und verwöhnt deine Eltern an diesem Tag.

Tipp 8: Abwarten unter den neuen Bedingungen. Akzeptieren, dass sie sich vielleicht nie total mögen würden, aber zumindest miteinander klarkommen. Entspann dich selbst, das bringt allen was. Lass dich nicht aus der Ruhe bringen und ignoriere auch mal einen blöden Kommentar. Manchmal wollen Leute einfach nur Dampf ablassen und suchen sich dafür Sündenböcke. Da musst du aber nicht mitspielen. Stichwort Grenzen setzen.

Tipp 9 - für den Fall, dass es eher noch schlimmer werden sollte: Geh bewusst dann nur noch zu deinem Freund nach Hause. Dann haben deine Eltern eben ihre Quittung. Vielleicht sind sie dann doch irgendwann (wieder) gesprächsbereiter und offen für hilfreiche Lösungen.

Ich wünsche dir, dass du die Tipps umsetzen kannst und es euch dann schließlich besser damit geht.

Alles Liebe!
Nuala