Problem von Anonym - 25 Jahre

Selbsthass

Hallo erstmal,

Sorry falls das ganze zu Wirr wird. Den es wird wahrscheinlich etwas durcheinander. Ich versuche es so strukturiert wie möglich zu verfassen.

Ich bin derzeit Student (Ingeneursfach), wohne bei meinen Eltern, verstehe mich gut mit ihnen. Meiner Mutter bin ich für alles Dankbar, sie ist die einizige wo ich das Gefühl habe das sie das Beste für mich will. Bei meinem Vater ist es etwas komisch, er regt sich wegen Kleinheiten sofort auf, redet nur über Politik und regt sich über seinen Job auf, er war auch eine Zeig lang Arbeitslos, wir haben es dann doch noch geschafft das er wieder einen feste Arbeitsstelle findet. Er wirkt etwas uninteressiert was mit seinem Sohn los ist, er meckert nur die ganze Zeit, dann gibt es auch mal Zeiten wo wir uns super verstehen, ich schiebe das mal auf sein Alter, er ist auch nicht mehr der Jüngste. Doch trotzdem Danke ich auch meinem Vater vom tiefsten Herzen für alles.

Ich habe bis jetzt im meinem Leben alle Fächer in der Schule relativ einfach geschafft. Habe mich von der Hauptschule (wo keiner von den Lehrern an mich glaubte) bis an die FOS und dann zur Hochschule hochgearbeitet. Ich habe mich auch an 2 Privaten Hochschulen probiert, das Fach Psychologie lag mir ansich, die Art der Lehre und das Mangment seitens der Dozenten und der Hochschule war die Hölle. Da gefällt mir mein jetziges Studium besser.

Ich arbeite neben mein Studium als Teilzeitkraft im Verkauf, habe mir in den 5 Jahren schonmal eine gute Position erarbeitet. Der Lohn ist leider wenig trotz meiner Position die ich inne habe.

Naja wie dem auch sei. Das Studium ist für mich einfach eine Qual. Es ist auch völlig ein Fachfremdes Fach was ich davor machte, ich sags mal so, es war nicht meine erste Wahl. Soll ich abbrechen und ein Neustart wagen? Oder soll ich es nochmals, zum aller letzten mal probieren? Das sind die Fragen die mich täglich plagen, selbst in meinen Träumen finde ich mich wieder in den selben Situationen, erneut versagt, erneut mich selbst erniedrigt. Wenn es diesmal nicht klappt fliege ich von der Hochschule. Fachwechsel? Aber welches? NC? Diese Gedanken machen mich einfach nur noch fertig. Ich kann einfach nicht mehr. Kaum liegt mir das Fach Physikalische Technik (kommt mir nach einer Zeit wie eine Selbstlüge vor), krache ich bei jeder Klausur gegen die Wand. Gut das erste Semester lief beschissen aber das nächstemal mache ich es besser, bestimmt klappt es! Siehe da, die Ergebnisse von der Widerholungsklausur sind da, schon zum zweiten mal wieder in allen Klausuren durchgefallen, trotz des Lernens und den Tutorien und den langen Stunden in der Bibliothek. Was ist nur los mit mir? Bin ich nicht gut genug? Ein Idiot, der in der Matheklausur vergisst wie einfacheste Gleichungen zu lösen sind? Physik war beim Lernen doch so einfach, die Hausaufgaben konnte ich lösen, auch wenn ich gefühlt eine Ewigkeit dran saß. Das letzte Semester war so aufgebaut: Erstmal in die Vorlesungen, dann kurz mal 1-2 Stunde entspannen, ab zur Bib und an den Aufgaben arbeiten bis sie fertig sind, dann zum Sport, Schlafen und wieder das ganze von neu. Ich hatte endlich eine Struktur, ein Plan, ein Weg wie ich es doch noch schaffen kann mein neuen Traum zu erreichen. Doch es reichte wieder nicht. Nun sitze ich zuhause, treibe wieder Sport bin auch öftermal wieder Arbeiten. Nur zur Hochschule kann ich mich nicht mehr motivieren. Ich habe Angst wieder zu versinken. Wieder es zu verkacken. Doch da ist wieder diese Stimme die mich antreiben will "Komm du kannst es schaffen", "Komm probiere es doch nochmal, was hast du zu verlieren?", doch dann kommt mir wieder diese Situationen vor mein Auge und wieder bleibe ich zuhause und Plage mich mit mir selbst. Und ich weiß es hilft mir nicht weiter. Es bremst mich nur ab.

Das Studium passte soweit für mich. Endlich eine Struktur mit der ich klar kam. Tolle Dozenten, gute Freunde die ich in diesen 2 Semester kennenlernen durfte. Und nun geht wieder alles bergab.

Das Alter macht mir auch Probleme, ich bin 25, türkischer Abstammung, da darf ich mir Sprüche wie "Na, wann willst du mal Heiraten?" "Gibt es den schon eine Glückliche?". Wie zum Teufel soll ich das den bitte neben meinen derzeitigen Stress noch unterkriegen? Ich weiß doch noch selber nicht so richtig was ich will bzw. wo ich mich in 5 Jahren sehe. Warum soll ich eine andere Person mit meinen Sorgen belasten? Ich war eh nie so der Beziehungstyp, klar fand man mal das eine Mädchen toll und hatte das Gefühl verliebt zu sein. Meistens war es nur einseitig oder ich hatte kein Interesse. Wieso verstehen mich die Leute einfach nicht? Wieso muss ich wie jeder andere Kerl unbedingt eine Beziehung führen, ich möchte es einfach nicht und fertig.

Dann gibt es die schlauen die einfach nicht zuhören wollen, verdammt nochmal mir gehts beschissen, hört mir doch bitte einmal zu. Ich will keine Lebensweisheiten oder Tipps und Tricks hören. Wieso will Niemand mir einfach mal nur zuhören, ich frage euch doch nicht nach Ratschlägen, hört mich an und seit einfach da. Mehr verlange ich doch nicht. Ich weiß sie meinen es alle auch nur gut, das weiß ich, nur fühle ich mich nicht verstanden. Ich will doch nur glücklich sein und das bin ich momentan nicht.

Adriano Anwort von Adriano

Hallo, Du!

Wir möchten uns für deine Nachricht herzlich bedanken und schätzen das Vertrauen, das du in uns setzt, sehr. Bedauerlicherweise sind bereits einige Wochen seit deiner Einsendung vergangen. Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn du dies zu entschuldigen weißt und du unserer Antwort immer noch etwas abgewinnen kannst.

Zugegeben - deine Nachricht war für mich tatsächlich etwas wirr, aber das machte nichts. Ich denke, ich habe deine Situation dennoch gut verstehen können und möchte dir zuallererst gratulieren, dass du bereits so vieles, was du dir bisher vorgenommen hattest, so bravourös gemeistert hast. Du hattest geschrieben, von der Hauptschule bis an die FOS und dann sogar auch noch an die Hochschule gekommen zu sein. Das sind doch großartige Erfolge, die du dir hoffentlich immer mal wieder genau vor Augen hältst. Nebenbei arbeitest du heute noch als Teilzeitkraft. Alle Achtung, das ist eine Menge Verantwortung, die du da trägst. Und dass du dich mit deinen Eltern gut verstehst und ihre Hilfe wertschätzt und dankbar dafür bist, was sie für dich getan haben, lässt nun wirklich kaum anderen Schlüsse zu, als dass du ein sehr gesegnetes Familienleben hast.

Du schreibst, dass dich ständige Zweifel plagen, ob die jetzige Studienrichtung die richtige für dich ist. Ob du lieber abbrechen und dir ein neues Fach suchen solltest. Dass die Mathematikklausuren schlecht liefen und du allgemein das Gefühl hast, dich selbst zu belügen. Zunächst einmal möchte ich dir ganz deutlich mal ein bisschen miesen Wind aus den Segeln nehmen: mit 25 Jahren NICHT zu wissen, was genau man möchte, ist überhaupt nicht schlimm. Mit 25 Jahren an einen Punkt zu kommen, an dem alles irgendwie zusammenzubrechen scheint, ist beinahe so unumgänglich wie das Auf- und Untergehen der Sonne. Zerbrich dir NICHT darüber den Kopf, dass im Moment mal alles scheiße ist, ich sag's einfach mal so direkt. Versuch' am ehesten, es als eine Art Signal wahrzunehmen und deine aktuelle Situation mit der nötigen Ruhe und Sorgfalt einmal neu einzunorden. Dabei sind die Fragen, die so unangenehm wirken, jedoch genau die richtigen. Wie zum Beispiel dich zu fragen, ob du denn zur Zeit vielleicht zu sehr überfordert bist. Es ehrt dich zwar, dass du nebenbei noch arbeiten gehst, wenn dir dadurch jedoch Zeit für wichtige Erholung und Aufmerksamkeit fürs Lernen fehlt, solltest du die Stellschraube vielleicht genau dort ansetzen. Manchmal funktionieren auch zwei Dinge parallel, keine Frage, aber manchmal eben auch nicht. Studium und Arbeit müssen sich nicht in die Quere kommen, klar, wenn sie es aber tun, sollte eines von beiden erst einmal den Kürzeren ziehen, bis sich alles wieder einigermaßen eingependelt hat.

Vielleicht aber ist dein Studienfach tatsächlich nicht das richtige für dich. Ist es denn schlimm, auf so ein Ergebnis zu kommen? Nein, ganz und gar nicht. Die Begleiterscheinungen sind es da vielleicht eher, ja, denn du müsstest dir Gedanken machen, welche andere Studienrichtung für dich in Frage kommen könnte. Was natürlich Zeit kostet. Und Antworten verlangt, die du im Moment ja selbst nicht hast. Vielleicht käme aber auch mal ein Unterbrechen des Studiums in Frage. Wenn ich mich richtig erinnere, sollte so etwas wie ein Semesterurlaub durchaus möglich sein. Bitte korrigiere mich, wenn ich da falsch liege oder aber es andere Regularien gibt, wie deine Universität das Thema Unterbrechung oder Urlaub handhabt. Wenn du diese Möglichkeit jedoch haben solltest, wären Zeit und Raum dafür da, vielleicht mal in andere Berufsfelder reinzuschnuppern. Ob im Einzelhandel, den Medien, sozialen Berufen oder im Handwerk. Leider kenne ich deine persönlichen Interessen nicht. Und manchmal kann ein Interesse ja auch erst dadurch begünstigt werden, indem man einfach mal etwas vollkommen Neues wagt und ausprobiert.

Sich für etwas zu motivieren, wenn die Motivation schlicht nicht da ist, könnte von vorneherein vergeblich sein. Wenn du also, nach all deinen Motivationsversuchen und -bemühungen, wieder an den Punkt angekommen bist, an dem eigentlich gar nichts mehr geht, solltest du deinem Kopf und Bauch einfach folgen. Wir laufen des Öfteren Gefahr, unserer inneren Stimme nicht zu folgen und sie zu überhören. Angetrieben durch Erwartungen anderer, die wir uns gegenüber fälschlicherweise auch noch als die eigenen Erwartungen formulieren. Dabei sind sie das gar nicht, sondern Projektionen unserer Außenwelt.


Es ist alles andere als einfach. Die Suche nach dem, was wir wirklich wollen. Und manchmal hat man diese Antworten auch mit 30, 35 oder 40 Jahren noch nicht. Du solltest dich jedoch nicht davon entmutigen lassen, die Antworten noch nicht zu haben und vermeiden daraus zu schlussfolgern, dass es sie dann auch nicht geben würde. Es gibt sie, und manchmal liegen sie direkt vor unseren Augen. Manchmal liegen sie um die Ecke, ein bisschen verborgen, aber auffindbar. Dass du ehrgeizig bist und Ziele erreicht hast, die dir andere nicht zugetraut haben, hast du in deinem Leben eindrucksvoll bewiesen. Du hast das geschafft, weil du deinem Kopf und Bauch gefolgt bist, vergiss das nicht! Sei dir nicht zu schade, mit 25 Jahren notfalls mal auf die Bremse zu treten und innezuhalten. Schnapp dir doch mal jemanden, der dir wirklich zuhören kann, wenn der Schuh ganz doll drückt. Gute Freunde, wie du schreibst, hast du ja offenbar. Vielleicht können sie dir einen Stups in eine neue Richtung geben. Oder einfach mal zuhören. So, wie du es wünschst!


Lass dich nicht unterkriegen. Und schon gar nicht von Fragen, wie es denn um die Familien- oder Liebesplanung steht. Wenn dich solche Fragen nerven, antworte doch ruhig, dass dich solche Fragen zur Zeit ganz und gar nicht beschäftigen. Und sich die Familien- und Liebesplanung schon immer schlecht im Vorhinein beantworten ließen. Das wusste selbst Shakespear schon!


Ich wünsche dir viele gute Gedanken und hoffe sehr, dass sich an deinem Horizont bald wieder etwas Licht breitmacht. So dunkel, wie die Lage es dir vorgaukelt zu sein, ist sie vielleicht gar nicht. Sondern vielleicht mehr die notwendige Weiche, die dich auf neue Wege aufmerksam machen will.


Viele liebe Grüße,
Adriano